×
In eigener Sache

Dir gefällt unsere Arbeit?

meinesuedstadt.de finanziert sich durch Partnerprofile und Werbung. Beide Einnahmequellen sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen.
Solltest Du unsere unabhängige Berichterstattung schätzen, kannst Du uns mit einer kleinen Spende unterstützen.

Paypal - danke@meinesuedstadt.de

Aufgeschnappt: Antiquariatstage in der Mainzer Straße +++ Chlodwigplatz im Weihnachtsglanz +++ Start frei für die Glühweinwanderung 2024 +++

Kultur

Beeindruckendes Machtspiel

Freitag, 24. Januar 2014 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Eine Frau. Ein Mann. Sie waren ein Paar, leben in Scheidung. Jeder in seiner Welt. Vera ist Psychiaterin. Michael hat viele Jahre an der Entwicklung eines künstlichen Innenohres gearbeitet. Vera hat einen Neuen, plant ein gemeinsames Wochenende mit ihm in Malaga. Michael muss zu einem internationalen Kongress nach Innsbruck.

 

Wer ist in diesen Tagen für die gemeinsame Tochter Rebekka da? Für Vera geht es um ein klares Statement, dass Michael sich an die Vereinbarungen hält und endlich Verantwortung übernimmt. Für ihn ist es (wieder einmal) die letzte Chance, sein Patent zu präsentieren. Auf der Bühne entbrennt ein Kampf um Macht, Verantwortung und Schuld.

Mit der Entscheidung, Lukas Bärfuss‘ Stück aufzuführen, greift das Theater der Keller auf den zur Zeit am häufigsten gespielten Dramatiker im deutschsprachigen Raum zurück, der bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde. Der 1971 in der Schweiz geborene Bärfuss schrieb „Malaga“ im Auftrag des Schauspielhauses Zürich, wo es 2010 zur Uraufführung auf die Bühne kam.

Die um ihre Tochter besorgte Vera (Julia Grafflage) konfrontiert ihren Noch-Ehemann Michael (Gerhard Roiß) damit, dass die Babysittern krank ist. Eigentlich ist er an diesem Wochenende für Rebekka verantwortlich, muss jedoch zu der Tagung nach Innsbruck fahren.

 

Als Vera ihm den Vorschlag macht, den 19jährigen Sohn einer Freundin als Babysitter zu engagieren, stürzt über dem Vater eine Flut spätpubertierender Jugendfantasien herab. Dem Jungen die Verantwortung für Rebekka zu geben? Unmöglich! Die Ankündigung des angehenden Filmstudenten, mit Rebekka einen Kurzfilm zu drehen, kann nur kontraproduktiv aufgenommen werden.

 

Der erst so unbedarft auftretende Alex (Bernhard Schmidt-Hackenberg) entpuppt sich im Laufe des Stücks als selbstgerechter Künstler, der nicht einmal im Angesicht der Katastrophe von seinen Bedürfnissen zurücktreten kann. Alle drei Figuren verbindet eine ausschließlich auf sich selbst fokussierte Denkweise. Sie sind unfähig, die Interessen der anderen zu erkennen und zu respektieren. Die Leidtragende ist Rebekka, deren Wünsche mit keiner Silbe erwähnt werden.

„Malaga“ verkleidet sich zunächst als Komödie, persifliert die Auseinandersetzungen eines getrennten Paares mit akademisch-intellektuellem Hintergrund. Doch schon bald werden menschliche Abgründe offenbar, die in verbal zerfleischenden Machtspielen münden. Die Figuren sind permanenten Stimmungsschwankungen ausgesetzt, sie schieben sich gegenseitig die Schuld für die angespannte Situation zu, und sie sparen nicht an scharfen Unterstellungen. Allmählich wandelt sich das Stück in eine Tragödie mit dramatischem Ende.

Spannend ist das Stück auch deshalb, weil es die Menschen in unserer Nachbarschaft abbildet. Hier geht es nicht um von Geldmangel, geringer Bildung oder Arbeitslosigkeit gebeutelte Menschen aus Chorweiler oder vom Kölnberg. Hier sprechen intellektuelle, gut ausgebildete und durchaus wohlhabende Figuren, die täglich in der Südstadt unterwegs sind. Hier wird nicht mit Körperkraft oder Waffengewalt gehandelt, sondern mit Worten, Argumenten und psychologischen Tricks.

Julia Grafflage spielt auf sehr beeindruckende Weise die auf ihr seelisches Wohlergehen konzentrierte Mutter, die der Beziehung zu ihrem Ex-Mann entflohen ist. Mit beengender Emotionalität agiert sie von der ersten Sekunde an auf der Bühne und zieht das Publikum in den Bann. Gerhard Roiß steigert sich als Vater in einen zynischen Teufelskreis der Gefühle hinein.

 

Gemeinsam führen sie die bessere Gesellschaft vor, streiten und lachen, sind aber vor allem hinterhältig und egozentrisch. Bernhard Schmidt-Hackenberg entlarvt in seiner Rolle als babysittender Alex mit stechendem Blick die Spießigkeit einer vermeintlich so weltoffenen Klientel.

Das Theater der Keller bringt unter der Regie von Simina German ein Stück auf die Bühne, das die Zuschauer mitreißt. Lachen gehört genauso dazu wie das Erschrecken über plötzliche Gefühlsausbrüche. German inszeniert eine bedrückende Enge, die sich in gewaltigen Emotionen entlädt und mit vielen Fragen auf das Publikum zielt.

 

 

Malaga

Regie: Simina German
Bühne: Anne Manss?Kostüme: Anne Manss, Joana Ganser
Mit: Julia Grafflage, Gerhard Roiß, Bernhard Schmidt-Hackenberg

Weitere Termine im Theater der Keller
29./31. Januar 2014
08./15./23. Februar
15./26. März

 

Text: Stephan Martin Meyer

In eigener Sache

Dir gefällt unsere Arbeit?

meinesuedstadt.de finanziert sich durch Partnerprofile und Werbung. Beide Einnahmequellen sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen.

Solltest Du unsere unabhängige Berichterstattung schätzen, kannst Du uns mit einer kleinen Spende unterstützen.

Paypal - danke@meinesuedstadt.de

Artikel kommentieren

Ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen. Ich stimme zu, dass meine Angaben und Daten zur Beantwortung meiner Anfrage elektronisch erhoben und gespeichert werden. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an kontaktnoSpam@meinesuedstadt.de widerrufen.

Meine Südstadt Partner

Alle Partner

Meine Südstadt Service


Parkstadt Süd

Parkstadt Süd – Info-Homepage der Stadt ist online

Eifelwall wird für Autoverkehr gesperrt

Parkstadt Süd: Stadtteilbüro öffnet

Aufgeschnappt

Antiquariatstage in der Mainzer Straße

Chlodwigplatz im Weihnachtsglanz

Start frei für die Glühweinwanderung 2024

Die Südstadt auf Instagram.