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Kultur Südkids

Theater ohne Gitter

Donnerstag, 19. Januar 2012 | Text: Gastbeitrag | Bild: Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Wenn Kinder spielen, dann tun sie es mit jeder Faser ihres Herzens. Mit jedem Knochen, den sie im Körper haben – und mit jedem Fünkchen Verstand, das sie besitzen.
Ihr Aufenthaltsort ist uneingeschränkt: die gegebene Situation. Wenn sie da aussteigen, dann nur, um zu erzählen, wie die Geschichte weitergeht, um sich gegenseitig Anweisungen zu geben. Oder weil sie mal eben kurz maulen und ihre Kräfte messen, weil sie unbedingt eine Erkenntnis offenbaren wollen, oder weil sie eine Forderung, einen Wunsch an ihre Spielpartner formulieren.
Sie sind im Einklang mit sich und der Welt, sie sind in ihrem selbst erschaffenen Universum und fließen konstant, ohne inneren Zensor, durch dieses Universum. Sie spielen und funktionieren; und mit einem Gefühl der Unendlichkeit im Bauch, erreichen sie den beneidenswerten Zustand einer befreiten und tiefen inneren Zufriedenheit.

Regisseur Frank Hörner zieht alle Register, in denen Kinder sich am besten aufgehoben und verstanden fühlen, um sie ebenso wie das große Publikum in die Welt von Emil Tischbein hineinzulocken. Mit klarem Blick lässt er seine wunderbaren Schauspieler in dem Kinderstück „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner agieren. Nils Beckmann etwa ist perfekt besetzt in der Rolle des Emil und des Erzählers. Manuel Moser sorgt mit umwerfender Komik und in spröder Nüchternheit für die bedrohlichen als auch die unbedarften Töne.  Peter S. Herff ist mit liebevoll ausgearbeiteter  Divergenz, Timing und Können unter anderem zuständig für alle Mitglieder der Bande von Gustav, dem Berliner Jungen.

 

Es wird verfolgt, gejagt, gewachsen, es wird absurd geturnt, sich bewegt. Es wird maßlos übertrieben, und mitunter bis zur Unkenntlichkeit gesteigert. In der „verspielten“, spannenden Musik (Sebastian Maier), der Bewegung, der Stimmung. Eine dichte, sich rasant entwickelnde und magnetisierende Inszenierung mit ebenso rasant und effizienten, offenen Kostümwechsel und Umbauten. Das kleine Publikum wird sicht – und hörbar auf Trab gehalten, es scheint unentrinnbar ausgeliefert zu sein – dem „Augenblick des Moments“ und dieser spannenden Detektivgeschichte.

Der 12 jährige Emil Tischbein wird aus seiner Kleinstadt mit 140 Mark in der Tasche von seiner Mutter zu seiner alten Großmutter nach Berlin geschickt und im Zug ausgeraubt. Weil er selbst Zuhause etwas ausgefressen hat, traut er sich nicht, sich an die Polizei zu wenden, sondern verfolgt den Dieb auf eigene Faust, quer durch die Stadt. Dabei trifft er auf den Berliner Jungen Gustav und seine Bande, die ihm bei den Ermittlungen zur Seite stehen. Es gelingt den Jungs schließlich, den Dieb in einer Bank zu stellen und zu überführen.

Das raffinierte und sehr bewegliche Bühnenbild von Birgit Kofmehl – „alles aus Holz“ kommentiert trocken einer der Akteure beim Draufklopfen – bewährt sich nicht nur durch Humor und Wandelbarkeit. Es trägt durch seine Beschaffenheit maßgeblich zur Atmosphäre und Milieuschilderung bei und schafft zur Faszination der Kinder, durch seine Vielnutzbarkeit auch die Voraussetzung zu einer Handvoll bezaubernder Momente einer „Screwball“-Komödie. Phantastisch ist außerdem, was man mit nur zwei Bürostühlen, einer Niki-Jacke und ein paar Perücken alles erschaffen kann. Absolut Sehenswert.

Isabel Hemming

Emil und die Detektive
Comedia Köln

Regie: Frank Hörner
Mit Nils Beckmann, Peter S. Herff, Manuel Moser
Musik: Sebastian Maier
Ausstattung: Brigit Kosmel
Dauer  ca. 70 Minuten

Termine:
26.01.2012 16.00 Uhr
27.01.2012 10.30 Uhr
28.01.2012 15.00 Uhr
 

Text: Gastbeitrag

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