laif – Fotos aus der Südstadt für die Welt
Dienstag, 25. September 2018 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Matthias Jung
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Seit dem 21. September bietet das Photoszene Köln Festival zahlreiche Ausstellungen zum Thema: Fotografien in allen Facetten. Und am Mittwoch startet zudem die Photokina. Die Messe ist in erster Linie eine Schau der neusten technischen Entwicklungen im Bereich Fotografie und Film, aber keineswegs nur ein Eldorado für Technik-Freaks. Auf der Leistungsschau gibt´s traditionell auch Ausstellungen. Aber vor allem abseits der Messehallen ist zwischen 26. und 29. September allerlei zu entdecken, auch in der Südstadt. In den Räumen der Fotoagentur laif im Hinterhof der Merowingerstraße 5-7 werden beispielsweise Arbeiten des mehrfach ausgezeichneten Fotographen Kai Löffelbein gezeigt, die dokumentieren, wie in Ghana, China und Indien Arbeiter, darunter viele Kinder, unter widrigsten Bedingungen in Handarbeit unseren Elektroschrott zerlegen, um an wiederverwertbare Rohstoffe zu gelangen. (Vernissage: Freitag, 28.9., 19 Uhr 30)
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Tanzetage Köln – Jeder Mensch ist ein TänzerDas Geschäft mit den Bildern
Löffelbein ist einer von rund 400 Fotografen, die ihre Arbeiten von laif vermarkten lassen. Damit gehört die 1981 gegründete Agentur zu den größten und renommiertesten in Deutschland. Aber was macht eigentlich eine Foto-Agentur? laif-Geschäftsführer Peter Bitzer, seit Anfang der 1990er dabei, erklärt das so: „Wir bilden die Schnittstelle zwischen freiberuflichen Fotografen und Verlagen, die Zeitungen, Magazine und Bücher herausbringen. Die Fotografen überlassen uns ihre Bilder, damit wir sie möglichst gewinnbringend für sie weiter lizenzieren. Wollten sie sich selbst eine Kundenkartei wie die unsere aufbauen und sie auch noch pflegen, bliebe ihnen vermutlich keine Zeit mehr für ihren eigentlichen Beruf. Umgekehrt wenden sich Verlage, die Bilder zu bestimmten Themen suchen, eher an Agenturen und nicht an einzelne Fotografen.“
Thematisch und ästhetisch erstreckt sich das Portfolio der Agentur vom Bildjournalismus, über die klassische Reportage, Magazin- und Reisephotographie bis hin zu essayistischen Arbeiten. Für ihre Leistungen werden laif-Photographen auf Festivals regelmäßig ausgezeichnet. So etwa jüngst Sandra Hoyn beim renommierten Direct Look Contest für ihr Projekt „Aurelias letzte 26 Tage.“ Doch all die Preise können nicht kaschieren, dass das Geschäft mit den Bildern in den letzten Jahren immer schwieriger geworden ist.
Knappes Graubrot
Das hat zum einen mit der Zeitungsmisere und drastisch gesunkenen Auflagen zu tun, angesichts derer die Verlage auch die Preise für Fotos zu drücken versuchen. Und das andere Schlagwort in diesem Zusammenhang heißt natürlich Digitalisierung. „Die großen Umbrüche auf dem Markt ab 2008“, so Peter Bitzer, „haben unter anderem zur Folge, dass mit der neuen Technologie zunehmend semiprofessionelle Fotografen mit ihren Bildern ins Geschäft drängen, die sie preiswerter anbieten können als wir, weil sie nicht davon leben müssen. Das gilt weniger für den klassischen Fotojournalismus als für den Bereich der Reise-Fotografie, der bei uns immer eine große Rolle gespielt hat. Auf diesem Sektor ist unser Umsatz in den letzten zehn Jahren deutlich zurückgegangen.“ Die Bedeutung dieses Segments für laif kann man sich in einem Kellerraum der Agentur anschauen, wo in Regalen vom Boden bis zur Decke Belegexemplare für Reiseführer in alle erdenklichen Länder lagern. Buchte ein Verlag früher noch einen Profi, um etwa einen Wanderführer Südeifel zu bebildern, knipst heute im Extremfall der Autor selbst ein paar pittoreske Motive. Technisch perfekte Fotos sind schließlich auch für Laien kein Problem mehr. Dabei macht technische Perfektion natürlich noch längst keinen guten Fotografen aus, doch für das Graubrot der Reisebroschüren reicht das vielfach aus.
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Der Umsatzrückgang hat auch dazu geführt, dass im Büro in der Merowingerstraße heute nur noch 18 festangestellte Mitarbeiter beschäftigt sind, während es früher einmal an die 40 waren. Und seit 2015 gehört die laif zur Bildagenturgruppe von ddp Images. „Gott sei Dank!“, entfährt es Peter Bitzer bei der Frage nach den Gründen für den Verkauf. „Die vier laif-Gründungsmitglieder und ich sind schließlich alle Anfang bis Mitte 60, allesamt gelernte Fotografen und keine BWLer. Aber um heute auf dem globalisierten, sich rasant entwickelnden Markt einigermaßen mithalten zu können, braucht man mehr betriebswirtschaftliche Erfahrung und einen größeren Etat, als wir ihn hätten stemmen können.“ Von der inhaltlichen Ausrichtung her, betont der Geschäftsführer, habe sich bei laif aber durch den Wechsel nichts geändert. Dass die Fotografen inzwischen nur noch 45 Prozent vom Erlös eines über die Agentur verkauften Bildes bekommen (bis vor drei Jahren machte man noch halbe halbe), liegt im Trend des globalisierten Marktes. Bei Getty Images, einem internationalen Big Player, müssen sich die Photographen laut Bitzer inzwischen mit weit weniger begnügen.
In Anbetracht der Lage versuchen die laif-Leute, neue Geschäftsfelder zu erschließen. So bemühen sie sich seit Jahren verstärkt um die Zusammenarbeit mit NGOs, Stiftungen oder der Bundeszentrale für politische Bildung. So wurde für die Bertelsmann-Stiftung ein Fotobuch und eine Ausstellung zum Thema Migration realisiert und auch für die Wanderausstellung „Klimaheldinnen weltweit“ der Hilfsorganisation CARE, die im April im Hauptbahnhof Station machte, lieferten laif-Fotografen die Bilder. Aktuell, ab 28. September, wird auch die von laif für die Bundeszentrale für politische Bildung konzipierte
Ausstellung „Globalisierung – Leben auf Kosten anderer“ in der laif Photogalerie zu sehen sein.
Nur die vermeintlich simple Frage, wie die Agentur eigentlich zu ihrem Namen kam, vermag auch Peter Bitzer nicht zu beantworten. „Der Legende nach fand die Gründung in einer WG-Küche an der Luxemburgerstraße statt. Angeblich hing da ein Plakat, auf dem eine deutsche Band ihr Kölner Konzert ankündigte und dabei „live“ durch „laif“ ersetzt hatte. So soll der Name entstanden sein. Ich halte es allerdings für wahrscheinlicher, dass dahinter eine Anlehnung an die große amerikanische Fotozeitschrift „Life“ steckt.“
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