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Lükes Liebes Leben

Lametta und Klopapier

Montag, 26. November 2018 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Dä is ävver wat mickrig, diss Joar.“ „Meinste?“ „Jo. Dä vum letzte Joar wor vil jrößer. (Pause) Dat is bestimmt wege dem heiße Sommer ohne Rän, dat dä so klein is.“ „Meinste wirklich?“ „Jo. De Kartoffele sind ja och klein dies Joar.(Pause) Un Kugele un Pakete woaren sonst och immer dran.“ „Die kumme bestimmt noch.“ „Wolle mer hoffe“. „Jo.“ (längere Pause) „Lametta woar ävver nit.“ „Nä, Lametta nit.“ „Un sons?“ „Ach, muss.“ „Sach ich auch immer.“ (ganz lange Pause, die Blicke nach oben gerichtet) „Wo jeihste eijentlich hin, Trudi?“ „Jetzt?“ „Jo.“ „Nam Aldi.“ „Ich och. Da könne mer doch zesamme jon.“ „Jo.“

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Sisyphos pustet

Und so gingen die beiden älteren Damen, die sich vor der Severinskirche an einem Nachmittag vergangener Woche getroffen hatten, kurz nachdem der Weihnachtsbaum aufgestellt worden war, zusammen nam Aldi. Ich weiß jetzt nicht, ob das Gewächs nun wirklich kleiner ausgefallen ist als im letzten Jahr. Aber bei dem endlosen, trockenen Sommer gibt’s kein Vertun. Der war da. Ich erinnere mich noch gut an die ältere Frau, die in meiner Straße mit einem kleinen Gießkännchen eine riesige Kastanie gewässert hat. Geschadet wird’s nicht haben. Jedenfalls hat der Sommer auch dazu geführt hat, dass der Facility-Manager, den sich unsere Nachbarn leisten, seit August jeden Freitag Nachmittag mit seinem Laubpuster anrückt und ordentlich Gas gibt. Ein paar Mal noch, dann dürfte für dieses Jahr Ruhe sein. Aber das Laub muss ja weg. Auch auf dem Spielplatz an der Eiche, wo es ja glücklicherweise viele Bäume gibt. Da bläst natürlich die Stadt. Die erschien in Gestalt von vier eifrigen Mitarbeitern in einem grünen Auto, zwei mit Pustern in der Benziner-Version die beiden anderen mit Harken. (Sowas gibt’s also auch noch.) Das Quartett legte sich ordentlich ins Zeug, brauchte aber dennoch rund drei Stunden netto (abzüglich Mittagspause) für sein lautes Monumentalwerk. Irgendwann war jedenfalls Ruhe und das Resultat konnte sich durchaus sehen lassen. Vier ordentlich aufgeschichtete Blätterberge. Bereit zur Abholung. Die Aktion liegt nun allerdings drei Wochen zurück und bislang hat das noch niemand abgeholt. Ist jetzt aber eigentlich auch nicht mehr nötig. Denn von den Haufen sind nicht mal mehr Häufchen geblieben. Kinder finden es natürlich super, immer wieder einen Arm voll Blätter in die Luft zu werfen und sind dabei erstaunlich ausdauernd. Und was die lieben Kleinen nicht geschafft haben, hat der Wind besorgt.

Liebe Stadt: Ist da was schief gelaufen? Sind fürs Pusten und Harken womöglich die Angestellten des Amts für Landschaftspflege und Grünflächen zuständig, die in grünen Autos unterwegs sind, während das Entsorgen der Apfelsinengarde von den AWB obliegt? Da hat es ja dann offensichtlich Koordinationsprobleme gegeben. War vielleicht ein Sachbearbeiter erkrankt? Oder sollte es sich beim Einsatz der Puster um eine reine ABM-Maßnahme gehandelt haben und wir uns Sisyphos weiterhin als einen glcklichen Menschen vorstellen dürfen? Kommen die Jungs dann bis Weihnachten noch ein paar Mal vorbei? Ich werde das notgedrungen im Auge, bzw. Ohr behalten.

Atmen bei IKEA

Letztens mal wieder im schwedischen Möbelhaus in Godorf gewesen. Wo ich mich immer an den Durchsagen erfreue, dass Dennis oder Paula aus dem Kinderparadies abgeholt werden möchten. Tolle Sache. Ein Paradies, in dem man es nicht mehr aushält. Aber so hab´ mir diese christliche Traumwelt schon immer vorgestellt. Ein unwirtlicher Ort, an dem kein Alkohol ausgeschenkt wird und man sicherlich nicht mal rauchen darf. Will ich nicht hin. Doch irgendwann näselte der IKEA-Lautsprecher dieses: „Der Fahrer des Wagens mit dem amtlichen Kennzeichen xy wird dringend gebeten, seine Parksituation zu verändern.“ Das ist doch mal hübsch formuliert. Schon klar, was gemeint ist. Fahr deine Karre weg, sonst wird sie abgeschleppt. Aber „Parksituation verändern“ – das klingt doch wie eine Einladung zu einem „Bewusster-Atmen-Workshop“. Veränderung ist schließlich eine gesunde Sache. Da geht man doch mit der Zeit und ist offen für Neues.

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Klopapier von DHL

So wie für den Black Friday. In Osnabrück ist es ja an diesem höchsten Feiertag für Schnäppchenjäger in einem Kaufhaus zu einer Massenschlägerei um irgendwelche Produkte gekommen. In Köln soll es halbwegs friedlich geblieben sein. In der Südstadt sowieso. Denn die klagt zwar immer wieder gern über Ladenschließungen, kauft aber wie Bolle im Internet. Letztens parkten im Sichtfeld meines Fensters allein drei DHL-Transporter gleichzeitig. Da scheint mir bei dem Logistik-Unternehmen in Sachen Logistik irgendwie noch Luft nach oben zu sein. Egal. Ich warte jedenfalls auf den ersten unterbezahlten Paketboten, der im Nachbarhaus eine Packung Klopapier zuzustellen versucht. Und weil er dort keinen antrifft, klingelt er dann wieder bei mir und fragt, ob ich die Sendung entgegennehmen könnte. Klar doch, mach ich. Da scheiß ich drauf. Er wird kommen, der Mann. Wenn nicht in den nächsten Wochen, dann im kommenden Jahr. Davor schwappt in den nächsten Tagen aber erstmal die Black-Friday-Welle ins Viertel. Schließlich muss jetzt all der reduzierte Plunder zugestellt werden, der am Freitag geordert wurde.

Text: Reinhard Lüke

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