Landmaschinen ficken
Donnerstag, 12. Dezember 2013 | Text: Reinhard Lüke
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Gemüse für Krümelmonster
Die spinnen, die Amis. Nicht nur, weil ihre Lauscher unbedingt wissen wollen, wann es bei Merkel-Sauers wieder Kartoffelsuppe gibt. Nee, jetzt haben sie auch die Überraschungseier verboten. Dabei will ich die bei Kinderchen ungemein beliebten Schoko-Dinger mit eingebautem Spielzeug-Gimmick nun keineswegs zum schützenswerten Kulturgut hochjubeln. Nur die Begründung unserer Freunde für das Verbot ist mal wieder grandios. Da haben sie wahrhaftig in den Ü-Eieren eine unselige Verbindung von Spielzeug und Schokolade ausgemacht. Messerscharfe Schlussfolgerung: Da wird der Spieltrieb unschuldiger Kinderchen hinterfotzig ausgenutzt, um sie mit Süßkram anzufixen. Weshalb viele Rotzlöffel zwischen New York und L.A. inzwischen irgendwie nach Sumo-Ringer aussehen.
Schon 2005 hatten die zuständigen Behörden nach derselben Logik einen anderen (vermeintlichen) Verursacher der Fresssucht aus dem Verkehr gezogen: Krümelmonster! Seit acht Jahren darf der kuschelige Alles-, aber vor allem Keksfresser aus der „Sesamstraße“ auf der Mattscheibe nur noch Obst und Gemüse verputzen. Gruselig. Hat aber offenbar nix gebracht. Drum jetzt die Ü-Eier. Liebe Amis, so wird das nix. Jedenfalls nicht, so lange ein Ronald McDonald in Schulkantinen noch immer ein gern gesehener Gast ist und Eltern im Mittleren Westen schon deshalb dicke Geländewagen fahren, weil sie in Kleinwagen überhaupt nicht reinpassen würden.
Im Gegensatz zu Ü-Eiern sind Schusswaffen auch weiterhin nahezu überall frei erhältlich. Aber vielleicht kommt demnächst mal irgendwer auf die Idee, dass sich die Zahl der Amok-Läufe womöglich reduzieren ließe, wenn Gangster und Polizisten in Hollywood-Krimis öfter mal das Gespräch suchten, statt sich immer nur gegenseitig sie Lichter auszupusten. Wird aber wohl eher nicht passieren. Ehrlich gesagt, möchte ich diese Filme auch nicht sehen.
Nice Scheiß zum Fest Weihnacht steht ins Haus. Kaufen! Waren es im letzten Jahr noch elektrisch betriebene Echtwachskerzen mit Timer und Fernbedienung, sind im Dienste der kuscheligen Gemütlich zum Fest beim Teleshopping diesmal Topf- und Schnittblumen mit LED-Lämpchen der Renner. Könne man auch prima im Wohnmobil mitnehmen, sagte eine, nie um ein schlagendes Verkaufsargument verlegene, Produkt-Präsentatorin unlängst. Da passiere rein gar nichts, wenn die Vase mit so einem Strauß in einer Kurve mal umfalle, weil die Blumen ja kein Wasser bräuchten. Logisch. Denn natürlich ist die Blütenpracht aus Plastik. Und eine unkaputtbare, passende Kunststoff-Vase hat ja wohl ohnehin jeder in seinem Wohnmobil. Also, wenn mein schier unstillbarer Drang nach Freiheit und Abenteuer mich irgendwann dazu bringen sollte, mir so eine Wohn- Schlafzimmer-Kombi auf Rädern zuzulegen, wäre ich dem Kauf eines beleuchteten Blumenstraußes nicht abgeneigt. Aber bis dahin gibt es die Kunstwerke vermutlich als naturbelassene Flora. Bis die vom Teleshopping mit den elektrischen Echtwachskerzen soweit waren, hat es ja auch nur ein paar Jahre gedauert. Dann bräuchten die Blümchen im Wohnmobil aber wieder Wasser. Was ja in Kurven zu beträchtlichen Problemen führen könnte. Was also tun? Das Leben ist manchmal wirklich nicht einfach.
Motorsägen flachlegen
So ein Jahreswechsel ist ja nicht ohne und bringt regelmäßig vorhersehbare Zwänge mit sich. Man muss bei Eintragungen eine neue Jahreszahl üben, Böller besorgen, sich in neue Verordnungen und Gesetze einlesen und Kalender kaufen. Einen für die (Hand-)Tasche und einen größeren für die Wand.
Nachdem meine Hausgemeinschaft sich in der jüngeren Vergangenheit diesbezüglich stets mit Präsenten irgendwelcher Zeitungen oder mittelständischer Betriebe begnügt hat, dachte ich für 2014 an was Besonderes, irgendwie Repräsentatives. Aber so´n Kaufhaus-Schnickschnack mit Alpen-, Südsee-, Dom- oder Tierheim-Panoramen sollte es auf keinen Fall sein. Also habe ich mich mal schlau gemacht, was der Markt da sonst noch so alles feilbietet. Um es vorweg zu nehmen: Das Angebot hat mich schier erschlagen. Die diversen Netz-Händler haben da jeweils locker über 3000 Artikel im Angebot.
Dass jede Drittliga-Kickertruppe mit einem eigenen Kalender aufwartet, Landfrauen und Amateur-Handballerinen sich zur Aufbesserung der Vereinskasse schon mal nackig machen, war mir durchaus bekannt. Umgehauen hat mich aber die enorme Bandbreite der –so genannten- erotischen Jahresplaner für besondere Zielgruppen. So gibt es da nicht nur einen „Erotischen Angelkalender“, sondern im Prinzip für jede Fischart noch was Eigenes. So etwa „Carponizer. Erotischer Karpfenkalender“ zu 18 Euro 95. Da stehen im Sonneuntergang nackte Ladys im Wasser und halten so ein schuppiges, nach Luft schnappendes, Schwimmtier im Arm. Dasselbe beim Wild. Neben dem ordinären „Erotischen Jagdkalender“ wird auch hier so ziemlich jedes Vieh im Verein mit Barbusigen einzeln angeboten. Nur der gemeine Hamster muss diesbezüglich darben. Lediglich ein schnöder „Hamster-Kalender“ ohne laszive Ladies im Angebot.
Einmal angefixt, bin ich weg von der Fauna, hin zu den Maschinen. Rennwagen mit knackigen Hostessen? Klar doch. Fette Trucks mit Vollbusigen auf dem Kühler? Sowieso. Aber was macht „Bauer sucht Frau“? Auch da. Traktoren, Mähdrescher und sonstige rurale Nutzfahrzeuge aller Art mit den gängigen Langbeinigen. Derart auf Touren gab ich tollkühn „Motorsägen“ ein und siehe da: Neben dem eher unverfänglichen Kalender „Historische Motorsägen“ zu 17 Euro 90 (gibt´s u.a. im „Schwungrad-Versand“) fand sich auch der Titel: „STIHL Kalender 2014: Wandkalender Girls Motorsäge.“
Bei „Mastfutter“ und „Schrauben“ wäre ich vermutlich auch noch fündig geworden, aber ich hab´s dann irgendwann gelassen, auf das unnütze Beiwerk in Gestalt von Tieren und Maschinen verzichtet und einfach „Porno Kalender“ eingegeben. Auch da was auf Lager und mit 9 Euro15 erfreulich preiswert. Der „Pin Up Porno-Kalender mit ganzseitigen schwarz/weißen Hardcore-Stellungsbildern. Format 297 x 420 mm. Jeden Monat intensive und tiefe Einblicke in die Porno-Welt.“ Das finde ich, ehrlich gesagt, ein löblich klar umrissenes Angebot. Aber dass könnte man in unserer Küche ja schlecht hinhängen, ohne gegenüber Besuchern ständig in Erklärungsnot zu gelangen. Habe dann noch kurz mit dem Kalender „Erotische Stallburschen“ geliebäugelt, aber das macht ja auch keinen Sinn. Meine Frau hat kein Pferd und ich bin nicht schwul. Obwohl.
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