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Lükes Liebes Leben

Leicht einen sitzen haben

Montag, 19. Dezember 2022 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Meine vor zwei Wochen geäußerte Vermutung, dass uns Auto-Korsos durch die Abwesenheit von Schlaaand, Türkei und Italien anlässlich der Fußball-WM erspart bleiben würden, hat sich nicht bewahrheitet. Ich hatte die Marokkaner nicht auf dem Schirm. In der Südstadt habe ich von deren Freudenfeiern zwar nichts mitbekommen, aber es soll ja sogar in Bielefeld (!) welche gegeben haben. Am Ende ist es dann doch nur der vierte Platz geworden, aber der ist aller Ehren wert.

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Sex-Puppen mit Heizung

Irgendein Nachrichtenportal meldete unlängst, dass der Hamburger Zoll Sexpuppen aus chinesischer Produktion beanstandet hat. Weil da irgendwelche Heizstäbe nicht korrekt verbaut waren und zudem eine deutsche Bedienungsanleitung fehlte. Wusste gar nicht, dass die Dinger beheizbar sind, aber wenn man es mit seiner Gespielin selbst um diese Jahreszeit gern im Freien treibt, ist so eine Vorrichtung vielleicht durchaus nützlich. Drollig fand ich aber vor allem, dass bei der abgebildete Gummifrau Brustwarzen und Genitalien mit schwarzen Balken versehen waren. Was mich doch schwer an meine Kindertage in der erzkonservativen Westfalen-Metropole Paderborn erinnert hat.

Geschützt vor Schweinkram

Wenn da in den örtlichen Kaufhäusern die Schaufenster neu dekoriert wurden, standen die entkleideten Puppen vorübergehend keusch mit Packpapier umwickelt herum. Meines Wissens hatten die damalige Objekte aus Hartplastik, männlich wie weiblich, weder Genitalien noch Brustwarzen, aber vermutlich wollte man nicht unnötig die Phantasie von Passanten anregen. Und nicht zuletzt mussten ja auch die armen Kinderchen vor Schweinkram aller Art geschützt werden. Gut möglich, dass da noch immer so verfahren wird.

2022. Brauch ich nicht nochmal

Das Jahresende naht auch schon wieder. Mir eigentlich egal. Ich bin nicht der Typ, der kurz vor Silvester regelmäßig persönliche Bilanz zieht. Um mit guten Vorsätzen für die kommenden zwölf Monate hab ich es auch nicht. Aber 2022 fühlte sich definitiv seltsam an. Zunächst gab es die Hoffnung, dass der maskierte Corona-Spuk mit all seinen Restriktionen endlich vorbei sein könnte und die Narren rüsteten sich für unbeschwerte karnevalistischen Feiertage, doch dann marschierten Putins Truppen just an Weiberfastnacht in die Ukraine ein. Der Rosenmontagszug wurde dann zu einer unwirklich anmutenden Demo in Kostümen und in den folgenden Wochen konnten wir irritiert feststellen, wie schnell man sich an alltägliche Kriegsbilder gewöhnt.

Waffenlieferungen, Inflation, Mittelalter-Regime

Und für alle Friedliebenden waren Waffenlieferungen plötzlich das Gebot der Stunde. Dann kam ein schier endloser Sommer, die Menschen, Klimakrise hin oder her, jetteten wieder massenhaft in der Urlaub, bis sie im Herbst angesichts zugedrehter Gas-Pipelines und dramatisch steigender Inflation plötzlich den drohenden Kälte- und Hungertod kommen sahen. Nicht in der Ukraine, in Deutschland. Tragisch ist der Lauf der Dinge für die Menschen im Iran, die unter Einsatz ihres Lebens gegen das Mittelalter-Regime von greisen Mullahs demonstrieren. In Anbetracht des andauernden Krieges in der Ukraine und der deutschen, zumeist eingebildeten, Nöte scheint die Solidarität des Westens und auch die eigene für dieses Jahr schlicht aufgebraucht zu sein.

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Harald Juhnke zum Vorbild

Jetzt aber erstmal Weihnachten feiern. Die Lust auf Weihnachtsmärkte scheint ja auch in der Südstadt immens zu sein. Selbst auf dem tristen Areal auf dem Chlogwigplatz, wo es außer Glühweinbuden und Futterkrippen kaum etwas zu entdecken gibt, tummelt sich das Volk. (Winter-)Wetter hat ja in der letzten Woche auch mitgespielt. Und am vergangenen Mittwoch gab es sogar Schnee. Das Spektakel hat ungefähr eine halbe Stunde gedauert, aber die wenigen Flocken haben auf den Gehwegen noch mindestens eine Stunde überlebt. Doch für die kommenden Tage ist ja nun erstmal Vorfrühling angesagt. Und was mach´ ich so über die Feiertage, der ich mit Christi Geburt nichts am Hut habe und keine rituellen Verwandtenbesuche tätigen muss? Vermutlich werde ich mich an den großen Harald Juhnke halten, der einen für ihn perfekten Tag mal knapp so beschrieb: Keine Termine und leicht einen sitzen haben. Das müsste sich doch machen lassen.

Text: Reinhard Lüke

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