Lesestoff für die Sommerferien
Dienstag, 23. Juli 2024 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Nora Koldehoff
Meine Südstadt geht in die Sommerpause. Bis auf gelegentliche Vorstellungen von Partner*innen – und ab und an einer Meldung – wird hier bis Ende August nicht viel passieren.
Aber: Falls noch Platz im Koffer ist, kommen die Lesetipps vielleicht gerade noch rechtzeitig. Was ist Euer Lieblingsbuch in diesem Sommer? Schreibt es uns gern in die Kommentare.
Wir wünschen Euch in jedem Fall eine entspannte Sommerzeit!
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Meine Südstadtpartner
Dreiling Orthopädie-SchuhmacherCaroline Wahl
Windstärke 17
Mit ihrem Romandebüt „22 Bahnen“ hat sich Caroline Wahl nicht nur in die Bestsellerlisten katapultiert, sondern auch diverse Literaturpreise eingesammelt. Und nachdem in diesem Erstling vor allem Tildas Geschichte erzählt wird, liegt in ihrem zweiten Roman der Fokus auf ihrer kleinen Schwester Ida. Die ist inzwischen erwachsen und sucht, nachdem sie den Suizid ihrer Mutter verkraften muss, nach ihrem ganz eigenen Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Caroline Wahl hat einen schnörkellosen und doch anrührenden Ton gefunden, der schon jetzt unverwechselbar scheint. Berührend, stark und kurzweilig. Wer „22 Bahnen“ noch nicht kennt, kann die Geschichten der beiden Schwestern direkt hintereinander weg lesen.
DuMont, 256 Seiten, 24 €
Fred Vargas
Jenseits des Grabes
Schmökerzeit: Fred Vargas ist wieder da. Bei den verschiedenen, stets etwas exzentrischen Pariser Ermittlungs-Protagonisten der Krimi-Autorin war es letztlich Jean Baptiste Adamsberg, der bis heute weiter ermitteln durfte. Den „Wolkenschaufler“ mit seiner unerschütterlichen Ruhe und den unsortierten Gedanken zieht es diesmal in die Bretagne, wo in einem kleinen Dorf eine Mordserie gerade erst begonnen hat.
Mit einem kleinen Team bleibt er vor Ort, entdeckt Details, die vor ihm niemand bemerkt hat, und bringt sich durch sein Eingreifen auch selbst in Gefahr.
Limes Verlag, 528 Seiten, 26 €
Saša Stanišić
Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
„Probeleben“ in der eigenen Zukunft, gegen Geld, nur für ein paar Minuten. Einfach um mal zu sehen, ob man das so will: Dieses Geschäftsmodell denkt sich Fatih aus, als er mit drei Freunden in einem Heidelberger Weinberg abhängt. Die vier Freunde aus Migrantenfamilien reden über Zukunft, ihre Perspektiven, ihre Träume und die Möglichkeiten, die sie überhaupt so vor sich sehen.
Die Träumerei der Jungs bildet die äußere Klammer und roten Faden, der die Erzählungen in Stanišićs neuem Buch zusammenführt. Da geht es um die im Titel erwähnte Witwe Gisel, die über die Ausrichtung der Gießkanne nachdenkt; um einen Vater, der damit hadert, ständig gegen seinen achtjährigen Sohn bei Memory zu verlieren; um die Reinigungskraft Dilek, die ihr Leben umkrempelt und sich emanzipiert.
Und um Saša Stanišić, der eine Geschichte liest, in der er selbst der Protagonist ist, die er aber sprachlich und inhaltlich irgendwie nicht gut findet….
Poetisch und berührend, einfach insgesamt großartig.
Luchterhand Literaturverlag, 256 Seiten, 24 €
Louise Penny
Ein sicheres Zuhause
Auch wenn jeder Band der Reihe um die Ermittler Armand Gamache und Jean-Guy Beauvoir auch für sich steht, versteht man die Zusammenhänge um die Protagonisten doch besser, wenn man die Krimireihe der vielfach ausgezeichneten kanadischen Autorin beim ersten Band beginnt. Das mag jetzt ein bisschen viel erscheinen: „Ein sicheres Zuhause“ ist bereits der 18. Band. Langweilig wird die Lesereise aber nicht – ich habe sie selbst erst zu Jahresbeginn erledigt, allerdings unter Zuhilfenahme der Hörbücher. Das scheint es für den aktuellen Band aber leider nicht mehr zu geben – oder noch nicht? –, was wirklich bedauerlich ist.
In jedem Fall aber freut man sich über ein Wiedersehen mit der gesamten „Three-Pines“-Belegschaft samt ihren liebgewonnenen Skurrilitäten. Unterhaltsam, spannend, hintergründig. Zudem erfährt man immer auch ein bisschen über die Geschichte Quebecs.
Kampa Verlag, 512 Seiten, 23 €
Iris Gavric und Matthias Renger
Shitmoves
Manipulationstechniken erkennen und parieren – darum geht’s im Buch des Autoren-Paares. Bekannt sind die beiden einem stetig wachsenden Publikum durch ihren Podcast „Couple of“, in dem sie sich wöchentlich einem anderen Thema widmen – und das auf sehr nahbare lustige und aufschlussreiche Weise. Davon ist auch das Buch geprägt, das sich definitiv auch sehr als Hörbuch lohnt.
Die einzelnen rhetorischen Tricks werden auf unterhaltsame Weise demonstriert und anschließend seziert. In jeder Kapitel-Zusammenfassung wird noch einmal kurz und knapp erklärt, wie man den jeweiligen Shitmove selbst anwendet, und auch, wie man ihm entgegnen kann. Bildend und witzig zugleich.
Fischer Taschenbuch, 272 Seiten, 18 €
Barbara Kingsolver
Demon Copperhead
Inspiriert von Charles Dickens‘ „David Copperfield“, verlegt Kingsolver die Geschichte ins ländliche Virginia der Gegenwart und schafft damit eine packende Neuinterpretation des klassischen Stoffs. Die Geschichte folgt dem jungen Damon Fields, genannt Demon Copperhead, der in den 80er Jahren in prekären Verhältnissen aufwächst. Kingsolver zeichnet ein lebendiges Bild des amerikanischen Hinterlands und thematisiert dabei soziale Ungerechtigkeiten, Drogenmissbrauch und die Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Die Charaktere sind tiefgründig und authentisch, besonders Demon, dessen Perspektive und Stimme die Leser unmittelbar fesseln.
dtv, 864 Seiten, 26 €
André Herrmann
Schön war’s, aber nicht nochmal. Urlaub mit den Eltern
Angefangen hatte alles mit ein paar Tweets. Der Comedian André Herrmann war mit seinen Eltern im Urlaub in Israel – vor dem 7. Oktober letzten Jahres, versteht sich. Darüber hatte er dann in schon früher erprobter Weise gepostet und eine rasant wachsende Fangemeinde am Familienurlaub teilhaben lassen.
Schnell war man sich in dieser einig: Daraus soll doch bitte ein Buch werden.
„Wir sitzen 5 (!) Stunden vor Abflug am Flughafen, und Mutter verzweifelt, weil sie die Bordkarten auf DIN A3 ausgedruckt hat und denkt, dass wir deshalb nicht mitfliegen dürfen.“ Wahnsinnig komisch. André Herrmanns Eltern wachsen einem sehr schnell ans Herz – und gleichzeitig ist man ganz froh, nicht in der gleichen Situation zu sein…
Rowohlt Taschenbuch, 304 Seiten, 13 €
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