Lobby für Südstadt-Flüchtlinge!
Donnerstag, 20. Februar 2014 | Text: Judith Levold | Bild: Karsten Schöne
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Mittwochabend: in der Lutherkirche treffen sich Leute, die sich mit dem Thema Flüchtlinge in Köln generell und in der Südstadt im Besonderen beschäftigen. Darunter: Claus Ulrich Prölß, Chef des Kölner Flüchtlingsrates (der in diesem Jahr 30. Geburtstag feiert), die Lobby für die Südstadt-SPDler aus dem Ortsverein, die Leiterin des interkulturellen Dienstes bei der Stadt Köln und Pfarrer Hans Mörtter, um nur einige zu nennen.
Artikel 1 der Genfer Flüchtlingskonvention definiert einen Flüchtling als Person, die „ aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will . . .“ (www.uno-fluechtlingshilfe.de)
Und damit sind noch nicht diejenigen gemeint, die aus anderen existenziellen Gründen fliehen (müssen). Zunächst fliegen dem Publikum Zahlen und Fakten um die Ohren: Prölß wirft per Power Point eine nüchterne Sammlung von Statistiken an die Leinwand vorm Altar.
Gut 45 Millionen Flüchtlinge gibt es demnach weltweit (Quelle UNHCR 2012). Davon stellen nur 330.000 innerhalb der EU-Staaten einen Erstantrag auf Asyl in Deutschland sind es gar nur knapp 65.000 (alle Zahlen für 2012). Viele der weltweit Millionen Flüchtlinge finden Zuflucht in (den oft ebenso problembeladenen) Nachbarländern, und die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche als Hauptleidtragende von Kriegen, Konflikten, Folgen des Klimawandels oder lebensbedrohlicher Armut.
Sind Flüchtlinge einmal in der EU oder in Deutschland angekommen, greifen so genannte Verteilungsschlüssel jedes Bundesland ist verpflichtet, eine bestimmte Quote an Flüchtlingen aufzunehmen, das hängt auch von den eigenen Bevölkerungszahlen ab NRW nimmt eine Quote von gut 21% auf, und nach dem nordrheinwestfälischen Flüchtlingsaufnahmegesetz werden dann die Flüchtlinge auf die 400 Gemeinden und Kommunen im Land verteilt Köln muss 5,1% aller NRW Zugewiesenen aufnehmen.
Und was sollte einem in Köln passieren, wenn man als Flüchtling hier anlandet: Willkommenskultur! Ruft Claus Ulrich Prölß durch den kalten Kirchenraum. Ja, und darunter stellen sich die Anwesenden Verschiedenes vor. Aber auch viel Gleiches es bewegt sich was, ist die einhellige Meinung. Die Anwesenden machen Vorschläge, besonders bezogen auf die Wohnheime in der Südstadt (Vorgebirgsstraße, hier Notaufnahme/Erstaufnahme, Severinswall, hier leben bereits Köln zugewiesene Flüchtlinge, und Agrippina-Ufer): Angebote für Sprachkurse, Vorlesen, Kinder-Spiele etc. doch in den Einrichtungen fehlen die Räumlichkeiten, alles ist beengt, überbelegt es gebe mengenweise Spielzeug beispielsweise in der Vorgebirgsstraße, aber keinen Platz für die Kinder, um damit zu spielen.
Es wird engagiert weiter diskutiert: warum nicht die Flüchtlinge einladen, viel mehr ins Veedel hereinholen, war etwa der Tenor von Gonca Mucuk vom Kölner Integrationsrat, die sich seitens der BürgerInnen mehr Krawall für soziale Themen wünscht das könne die Politik darin beflügeln, Mehrheiten für mehr Personal und Mittel für Soziales zu bilden. Oder Feste organisieren, Kontakte knüpfen und kreativ die Räume im Viertel nutzen, schlug Pfarrer Hans Mörtter vor. Er rief zudem dazu auf, Flüchtlinge nicht immer als Problem, sondern als Herausforderung und Möglichkeit zur Bereicherung zu sehen.
Das MentorInnenprojekt des Kölner Flüchtlingsrates, das eine Infrastruktur und Begleitung für all´ jene bereit stellt, die Willkommen! sagen wollen, ist ein Beispiel dafür, wie sich -auch- Südstädter, die ein paar Stunden Freizeit einbringen wollen, begleitet und beraten engagieren können damit Flüchtlinge, die in unserem schönen Veedel landen, eine Lobby bekommen.
Und es kommen Menschen so der Titel der Veranstaltung in der Lutherkirche und so auch Fakt in der Südstadt: in unmittelbarer Nachbarschaft, im Grenzgebiet zu Bayenthal, prüft die Stadtverwaltung derzeit Flächen für die Unterbringung weiterer etwa 80 Flüchtlinge in Containern da sind die Südstädter gefragt in Sachen Willkommen, Bienvenue, Welcome im Ernst.
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