Lotta kauft ein Haus
Dienstag, 9. Januar 2024 | Text: Markus Küll | Bild: Markus Küll/Judith Levold
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Dass Häuser in der Südstadt verkauft werden und sich für die Mieter*innen alles ändern kann, ist Alltag in der Südstadt. Das Kneipenkollektiv der „Lotta“ und die Mieter*innen im Kartäuserwall 12 sind davon aktuell betroffen – und sie haben einen Plan.
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SeverinstorburgWas wir alleine nicht schaffen, schaffen wir – vielleicht – gemeinsam?
Wenn eine Kneipe in der Südstadt den Namen „Institution“ verdient, dann ist das die „Lotta“. Gegründet 1995 zunächst in der Achterstraße und seit mehr als 20 Jahren am Kartäuserwall, ist die Kölsch-, Musik- und Fußball-Kneipe bis heute alles, was eine gute Südstadt-Kneipe ausmacht: Links, karnevalistisch und im richtigen Moment laut. Inmitten von Neubauten und einer zunehmend hippen Gastronomieszene auch in der Südstadt ist die Lotta immer das kleine gallische Dorf geblieben, das die subkulturelle Seele der Südstadt ebenso bunt wie fröhlich verteidigt hat.
Sofort Aufruf gestartet
Neue Entwicklungen manifestieren sich gleich nebenan in Beton und Glas: Die Baulücke, die kurzzeitig auch als Biergarten diente, wurde mit einem schicken Wohnhaus mit ebenso schicken Wohnungen bebaut. Verständlich, dass das Haus der „Lotta“ direkt im Schatten der Severinstorburg so manche Investorenphantasie beflügeln kann. Sobald die Mitglieder vom Kollektiv der „Lotta“ von den Verkaufsplänen gehört hatten, starteten sie den ersten Aufruf auf der Website kurz vor Weihnachten:
„Wie sich bereits herumgesprochen hat, soll das Haus, in dem sich die LOTTA befindet, verkauft werden. Viele von Euch haben sicher auch das Bild des Nachbargrundstücks vor Augen, auf dem das Haus vor einigen Jahren entmietet, zwangsgeräumt und abgerissen wurde, um dann zum Spekulationsobjekt diverser Immobilienfirmen zu werden. Eine weitere Vernichtung von günstigem Wohnraum und natürlich auch die Verdrängung der LOTTA durch Investoren und Luxussanierung wollen wir möglichst verhindern. Daher gibt es erste Überlegungen, das Haus in einem gemeinschaftlich getragenen Modell zu erwerben“.
Wie kauft man als Kneipenkollektiv ein Haus?
Seit der ersten Information über einen Verkauf ist viel passiert. Mittlerweile wurde bekannt, dass die bisherige Eigentümerin ihre Immobilie in einem sogenannten „Bieterverfahren“ vermarkten will. Bedeutet: Ausgehend von einem Anfangsgebot sollen sich mögliche Interessent*innen „nach oben“ bieten, also den bestmöglichen Preis zu erzielen.
Kredite zu niedrigen Zinsen benötigt
Rolf-Peter Bimmermann, Mitbegründer von „Lotta“, zeigt sich im Gespräch mit Meine Südstadt optimistisch: „Vielleicht hilft es uns ja, dass der Immobilienmarkt im Moment nicht so stark ist wie noch vor einiger Zeit“.
Erste Konzepte, wie ein Erwerb gelingen könnte, gibt es bereits. Das „Lotta“-Kollektiv hat dazu einen Plan in vier Phasen entwickelt. Zunächst soll eine erste finanzielle Basis geschaffen werden, um das „Projekt Hauskauf“ überhaupt angehen zu können. Hier ist die Solidarität der Südstadt gefordert, denn die „Lotta“ sucht sowohl Spender*innen wie auch Kreditgeber*innen zu möglichst geringen Zinssätzen. (Kontaktinfo am Ende des Artikels)
In der Folge sollen sowohl die Verhandlungen mit der Eigentümerin wie auch eine konkrete Finanzierung gestemmt werden. Insbesondere mögliche Kreditzusagen kommen dann zum Tragen und müssen eingelöst werden. Und schließlich: „Nach dem Kauf ist vor der Renovierung“, so Rolf Peter, denn das Haus am Kartäuserwall ist stark renovierungsbedürftig.
Teures Pflaster Chlodwigplatz
Erklärtes Ziel der „Lotta“-Aktivist*innen ist nicht nur, die Zukunft ihrer Kneipe auf lange Sicht zu sichern, sondern auch, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten. Die Mieten in den Wohnungen der „Lotta“ liegen nämlich unter den aktuell ja extrem hohen Südstadtmieten. Nach einer Luxus-Sanierung könnten sich die langjährige Mieter*innen das Pflaster rund um den Chlodwigplatz sicher nicht mehr leisten.
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Kartäuserkirche – Evangelische Gemeinde KölnDas „Lotta-Haus“ unterstützen – aber wie?
Aktuell bereitet die Lotta“ eine erste Informationskampagne vor. Schon im Januar sollen dann Gespräche mit der Eigentümerin folgen. Wie viel Kapital für den Kauf benötigt wird, ist noch unklar. Deswegen ruft Bimmermann zum Engagement der Südstadt auf: „Momentan ist die größte Unterstützung natürlich die Zusage von Privatkrediten und Spenden, wobei klar ist, dass die erst dann fällig werden, wenn es tatsächlich zu einem Hauskauf (über eine Genossenschaft oder einen Verein) kommt. Und natürlich auch, das Thema öffentlich und damit klar zu machen, dass sich gegen Luxussanierungen und Vertreibung alteingesessener Mieter:innen Widerstand regen wird.“
Wer Kontakt aufnehmen oder unterstützen möchte: http://www.auftrag.suedstadt.de/ – auf der Website, die in den nächsten Tagen online geht ist, findet Ihr alle Informationen.
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Kommentare
Vielleicht kann man mit den Mieter reden und dann über das Mietshaussyndikat das Haus erwerben. Die haben ja auch schon in der Lessingstrasse in Ehrenfeld damals ein Haus vom Markt genommen.