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Lükes Liebes Leben

Lust mich zu bekleckern

Montag, 22. März 2021 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Ich hätte mal wieder Lust auf einen Döner. Meinen letzten hatte ich, wenn ich mich recht erinnere, im Dezember 2019.

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Schon klar, die Imbiss-Buden waren nie von irgendwelchen Lockdowns betroffen. Currywurst, Burger, Pizza auf die Hand und Döner galten durchweg als systemrelevante Grundnahrungsmittel, die man dem Volk natürlich nicht vorenthalten konnte. Ich persönlich hab´ von dem reichhaltigen Angebot seit einer gefühlten Ewigkeit dennoch nicht mehr Gebrauch gemacht. Lust auf Döner habe ich unter normalen Umständen zwei bis drei Mal im Jahr. Aber auch das nur, wenn ich vorher aus war. So nach einem ausgiebigen Kneipenbesuch irgendwann in der Nacht nicht mehr übertrieben nüchtern über den Clodwigplatz schlendern, dort unweigerlich von den typischen Düften von Fritten und Fleisch am Spieß umweht werden und urplötzlich noch ein kleines Hungergefühl verspüren – das sind die Situationen, in denen ich Heißhunger auf so eine gefüllte Brottasche bekomme.
Die muss dann auf dem weiteren Heimweg natürlich direkt verputzt werden. Kleckerei inklusive. Mir so ein Ding einpacken zu lassen, um das inzwischen labbrig gewordene Stück dann daheim vom Teller zu essen, käme mir jedenfalls nicht in den Sinn. Ich hatte auch noch nie Lust, Fastfood-Kreationen am heimischen Herd nachzubauen. Kulinarisch fehlt mir da jetzt nichts. Ich verspüre nur zunehmend unbändige Lust auf das Gesamtpaket Kneipe + Döner. Aber da bin ich vermutlich nicht der Einzige.

Opa digitalisieren

Letztens hab´ ich gelesen, dass zunehmend viele Zeitgenossen während des Zwangsaufenthaltes in den eigenen vier Wänden aus purer Langeweile damit anfangen, ihre alten Schallplatten zu digitalisieren. Das technische Equipment dazu gibt es ja inzwischen für kleines Geld. Verstanden habe ich dieses Bedürfnis allerdings noch nie. Wenn Menschen alte Camcorder-Filme auf VHS von Opas 90. Geburtstag oder dem Familienurlaub im Sauerland vor dem unausweichlichen Verfall bewahren wollen, leuchtet mir das mit dem Digitalisieren noch ein. Aber warum in aller Welt sollte ich das mit meinen Vinyl-Scheiben tun? Damit ich meine Musik überall hin mitnehmen kann? Das Argument hat sich in Zeiten von Spotify doch auch erledigt. Das Schöne an den Schallplatten ist doch die mit ihrem Abspielen verbundene Haptik in Verbindung mit dem leisen Knistern. Und bei einigen Kratzern auf manchen meiner Platten weiß ich heute hoch, auf welcher turbulenten Party zu Teenager-Zeiten sie durch allzu wüste Tanzbewegungen in Nähe des Plattenspielers entstanden sind. Warum sollte ich diese Erinnerungs-Macken jetzt eliminieren wollen? Denn die eifrigen Digitalisierer belassen es keineswegs beim schlichten Überspielen, sondern haben zudem auch noch eine schlaue Software im Einsatz, die jegliches Knacken und Knistern unterdrückt. Damit die gute alte Venyl-Scheibe endlich so klingt wie eine CD oder bei Spotify?

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Linie 15 auf dem Neumarkt

Ich bin ja schon länger ein Freund der oft rätselhaften Symbolbilder in unseren Heimatzeitungen, bei denen scheint´s häufig der Würfel zum Einsatz kommt. Unlängst berichteten Stadtanzeiger und Express von einem Vorfall in einem Wagen der KVB-Linie 13, die Richtung Holweide unterwegs war. Dazu gab es ein Symbolfoto mit einem Zug der Linie 15, laut Schild mit dem Ziel Ubierring, das laut Bildunterschrift im August letzten Jahres auf dem Neumarkt aufgenommen worden sein sollte. Wo auch immmer die Bäume stehen, die da unscharf im Hintergrund zu sehen waren, auf dem Neumarkt wohl kaum. Denn da fährt keine 15 und ist m.W. auch noch nie eine gefahren. Wie auch immer, ein passendes Foto mit einer Linie 13 hatte die Bildredaktion zu dem Artikel offenbar nicht auf Lager. Wenige Stunden später stand auf der Homepage ein Beitrag zu Plänen hinsichtlich einer Erweiterung der Linie 13. Dazu ein Foto von einem Zug der Linie. Richtung Holweide. Ein paar Tage später dann ein weiterer Pandemie-Beitrag mit dem Titel „Corona legt das öffentliche Leben lahm“. Dazu ein Foto mit einer aus großer Höhe aufgenommen Totalen der Stadt, auf dem auch ohne Corona keine Leben zu erkennen gewesen wäre. Hatte man da keine Bilder von menschenleeren Fußgängerzonen oder Ähnlichem in der digitalen Schublade? Doch, hatte man. Das Foto von einer verwaisten Einkaufsmeile (mit Polizei-Auto) kam allerdings bei einem Beitrag über die in Pandemiezeiten deutlich zurück gegangene Kriminalität zum Einsatz. Nach der Statistik haben in Köln lediglich die Fahrraddiebstähle drastisch zugenommen. Kein Wunder. Zu kaufen gibt’s Drahtesel ja derzeit kaum noch.

Text: Reinhard Lüke

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