Machen Elefanten gerne Kopfstand?
Montag, 5. Dezember 2011 | Text: Gastbeitrag | Bild: Zeichnung: Ingo Stein
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Kinderbuchdebüt der Tierschützerin Ingrid Kaletka. Wie wäre es für die Kinder, wenn es im Zirkus bald keine Wildtiere mehr gäbe? Darüber wird zur Zeit lebhaft diskutiert auch im Bundestag und im Bundesrat. Wir haben erstmal einige Südstadt-Kinder nach ihrer Meinung gefragt.
Komisch wäre es schon aber für die Tiere bestimmt besser, findet Max (11 Jahre). Die leben ja in Mini-Käfigen und können sich gar nicht bewegen. Felix (7 Jahre) ist das egal: Ich war eh schon einmal in einem Zirkus, in dem es keine Tiere gab – im Cirque de Soleil. Jan (8) ist anderer Meinung, er findet es doof, weil keine Stimmung aufkommt, aber auch gut, weil keine Tiere eingefangen werden müssen.
Und dann haben wir noch mit der Kinderbuchautorin Ingrid Kaletka über das Wildtierverbot im Zirkus gesprochen – und über ihr Engagement als Tierschützerin und ihr Kinderbuch Natumi Okawango: Das ist eine Elefantengeschichte mit vielen Sachinformationen um natürliche Lebensformen, Wilderei und das Schicksal vom Leben der Wildtiere im Zirkus.
Frau Kaletka, wie sind Sie Kinderbuchautorin geworden?
Ich hatte schon immer den Traum, ein Kinderbuch zu schreiben, hatte aber bis vor kurzem aus beruflichen Gründen keine Zeit, das zu realisieren. Ein Besuch im Zirkus gab den Anstoß. Ich liebe Tiere und besonders Elefanten. So entstand mein Buch.
Warum haben Sie sich entschieden, ihre Geschichte anhand von Elefanten zu erzählen?
Im Kölner Zoo wurde vor vielen Jahren das Elefantenmädchen Mala geboren. Sie faszinierte mich, ich beobachtete sie in regelmäßigen Besuchen über ganze Tage hinweg und war dann erschüttert von ihrem Schicksal, als ihre Mutter starb. Ich las auch sehr viel über das Verhalten von Elefanten, ihrem sehr sozialen Wesen und war erleichtert, dass Mala von ihren Tanten ,adoptiert und aufgezogen wurde – so wie es auch in der freien Wildbahn geschieht.
Woher haben Sie das ganze Wissen über die Dickhäuter?
Als ein großer europäischer Zirkus in Neuwied gastierte, habe ich den besucht und mir die Tiere in ihren Gehegen und Käfigen angesehen. Besonders von einer Elefantenkuh und ihrem offenkundig miserablen Zustand war ich so erschüttert, dass ich Kontakt zur European Elefant Group (EEG) aufnahm. Diplom-Biologe Tobias Dornbuch erwies sich als exzellenter Kenner jedes in Europa lebenden Elefanten, vornehmlich jener in Zirkussen. Über ihn habe ich im Laufe der Jahre unglaublich viel erfahren.
Finden Sie die Aussagen des Verhaltensbiologen Immanuel Birmelin zynisch? Er behauptet, Zirkustiere seien glücklicher als Zootiere.
Ich kann nicht verstehen, wie er so etwas behaupten kann. Man muss sich nur die Zustände in den Winterlagern, die Verletzungen besonders an Beinen der Elefanten und ihre Lebenserwartung im Zirkus anschauen. Gerade ist erst wieder ein Elefant im Zirkus Berolina verstorben. Einzelheiten werden wohl noch bekannt gegeben.
Waren Sie auch schon einmal selbst in Namibia oder irgendwo sonst in Afrika?
Nein, leider nicht. Aber das ist in Planung. Ich durfte allerdings den Botschafter von Namibia in Berlin persönlich kennenlernen. Er war sehr begeistert von meinem Engagement – auch davon, dass ich das Thema Wilderei in meinem Buch anspreche, was in der Tat ein Riesenproblem dort ist. Und er freute sich, dass über mein Buch vielleicht das Interesse geweckt wird, Namibia als Reiseland zu entdecken.
Sie setzen sich sehr für den Wildtierschutz ein. Glauben Sie, dass es auch in Deutschland wie in anderen europäischen Ländern bereits bald ein Wildtierverbot in Zirkussen geben wird?
Ja. Der Bundesrat hat sich erst vor ein paar Tagen für das Wildtierverbot ausgesprochen. Die Regierung wird vermutlich zustimmen. Momentan ist das ein viel diskutiertes Thema. Man merkt, dass die Öffentlichkeit zunehmend Anteil an dem Schicksal von Zirkustieren nimmt und das übt einen gewissen Druck aus. Die Zeit scheint reif zu sein.
Glauben Sie, dass Kinder auch noch gerne in den Zirkus gehen, wenn sie dort keine wilden Tiere mehr bestaunen können?
Ja, bestimmt. Es gibt ja immer noch viele lustige Clowns und tolle artistische Darbietungen. Außerdem existieren ja schon die Zirkusse, die auf Wildtiere verzichten. Ich glaube auch, dass kein Kind noch wirkliche Freude empfindet, wenn es vom Schicksal hinter den Kulissen erfahren hat. Die Kinder werden heutzutage immer aufgeklärter.
Werden Sie weitere Bücher zum Thema Tierschutz schreiben?
Ja. Ich kann schon soviel verraten: Mein neues Manuskript wird sich dem Thema, Tiere im Tierheim widmen.
Silke Hallmann
„Natumi Okawango – Rettung für die Zirkustiere“ von Ingrid Kaletka hat 176 Seiten und ist auf deutsch geschrieben für Kinder ab 8 Jahren. Das Buch hat viele Illustrationen in Farbe von Ingo Stein und kostet 24,95 Euro.
ISBN 978-3-9813196-0-6
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