„Meine 40 Jahre Bundesliga“ und „Der 2. Spieltag“
Dienstag, 4. September 2012 | Text: Roger Lenhard | Bild: DesignWork
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Am Sonntag wurde die „Tönnies Arena“ in Rheda-Wiedenbrück mit einem Spiel der Traditionsmannschaften des FC Schalke 04 und Borussia Dortmund eröffnet. Wie es sich gehört, es aber leider keine Selbstverständlichkeit ist, siegten die Blauen in diesem Revierklassiker mit 5:1.
Es war ein Wiedersehen mit den Helden vergangener Tage. Auf der rechten Außenbahn trabte in seiner typischen Art Rüdiger „Abi“ Abramczik die Linie auf und ab. Er war nicht nur als Flankengott kongenialer Sturmpartner des spektakulären Klaus Fischer, sondern auch Nachfolger des kummervollen und viel zu früh verstorbenen Lieblings aller Schalker, Reinhard Stan Libuda. Keiner kommt an Gott vorbei, außer Stan Libuda. Die junge Mannschaft von 1972, die Pokalsieger und Vizemeister wurde, hing in meinem Kinderzimmer, und noch heute kann ich die Namen der Spieler aufzählen: Nigbur – Fichtel, Sobieray, Rolli Rüssmann, Helmut Kremers – Lütkebohmert, van Haaren, Scheer – Libuda, Klaus Fischer, Erwin Kremers. Sie sind mir nicht weniger vertraut als die Eurofighter, die 1997 den Uefa-Cub gegen Inter Mailand gewannen.
Als besonders schön ist mir die Zeit Ende der Achtziger Jahre bis Mitte der Neunziger in Erinnerung mit Spielern, die etwas in Vergessenheit geraten sind, wie Didi Schacht, Günter Schlipper, Peter Sendscheid und Alexander Borodjuk. Nach drei Jahren im Unterhaus stieg Schalke 1991 wieder in die 1. Bundesliga auf. Wir fuhren regelmäßig mit unserem Schalker Südstadt-Fanclub „Knappen Sieg“ zu den Spielen in das unwirkliche Parkstadion. Entscheidend beim Besuch der Spiele, egal ob 1. oder 2. Liga, Sonne oder Regen, ja sogar Sieg oder Niederlage, war die Einstellung der Mannschaft. Fans haben ein feines Gespür für das Leistungsvermögen ihrer Mannschaft. Lustlose Ballkünstler, die ihr eigenes Süppchen kochen, wollten wir jedenfalls nicht sehen, während der Kampfeswille einer Gurkentruppe immer unsere Unterstützung fand.
Wichtig für das Wohlwollen der Fans ist auch die Arbeit der Vereinsführung. Eitler Dilettantismus und Vetternwirtschaft sind Todsünden und werden mit Liebesentzug bestraft. So geschehen als Rüdiger Abramczik und Rolf Rüssmann Anfang der Achtziger aus Geldnot nach Dortmund verkauft werden mussten. Ich fuhr mehrere Jahre nicht mehr zu den Spielen.
Seit meinen ersten Besuchen mit meinem Vater in der Glückauf-Kampfbahn – es sollten mehr als fünfzehn Jahre gemeinsamen Fußballerlebens in den Stadien werden – bis heute, wo ich nur noch unregelmäßig nach Gelsenkirchen fahre, gibt es für mich nur einen Verein: FC Schalke 04. Und so wird es auch bleiben, ob Schalke Titel holt oder nicht, die meisten Fans hat oder ich der letzte Schalker bin. Einmal Schalker immer Schalker. 50 Jahre Bundesliga sind für mich 40 Jahre blau und weiß. Meine Sympathie gilt all den Anhängern von Vereinen, die niemals um Titel mitspielen werden und trotzdem in die Stadien gehen, um ihren Klub zu unterstützen und eine gute gemeinsame Zeit zu haben. Es freut mich für die Underdogs, wenn sie den großen Paroli bieten können.
An diesem Wochenende war Derby-Time.
Im Südderby haben die Bayern ein gewaltiges Ausrufezeichen mit ihrem 6:1 gegen Stuttgart gesetzt – Dortmund hingegen scheint sich noch etwas finden zu müssen nach dem Unentschieden gegen Nürnberg und dem glücklichen Sieg gegen Bremen zur Saisoneröffnung. Das war in der abgelaufenen Spielzeit auch nicht anders und lässt noch keine weiteren Schlüsse zu. Im vermeintlichen Niedersachsenderby zerlegt ein eingespieltes Hannover auswärts ein zusammengewürfeltes Wolfsburg 4:0. Langsam ist der Meisterlack von Felix Magath ab. Eine große Überraschung ist Eintracht Frankfurt, die nicht nur im Auftaktspiel Leverkusen geschlagen haben, sondern auch Hoffenheim im Stile einer Spitzenmannschaft deutlich und verdient mit 4:0 besiegten. Kein Mensch braucht Hoffenheim und Wolfsburg in der Bundesliga, die ohne Konzern bzw. Mäzen dort auch nicht wären. An Leverkusen hat man sich irgendwie gewöhnt, leiden kann ich den Verein trotzdem nicht. Das vakante Rheinderby Gladbach gegen Köln fällt mangels Anwesenheit der Kölner erstmal aus, und so zaubert man einen faden Ersatz aus dem Hut: Düsseldorf vs. Gladbach. Und so war auch das Spiel. Ein fades Unentschieden.
Ein richtiges Derby gab es dann doch zwischen den Bremern und den Hamburgern.
Ohne den Heilsbringer van der Vaart wurde Hamburg mit 2:0 rasiert. Bremen ist für mich die zweite Überraschung. Bärenstarke Offensive und hinten nicht völlig desolat. Fürth greift sich nach einer läuferischen Topleistung die drei Punkte aus Mainz.
Jetzt ist erstmal Länderspielpause. Die WM-Qualifikation beginnt für die deutsche Ländermannschaft mit einem heißen Derby am Freitag gegen Färöer um 20.45 Uhr in Hannover.
Glück auf!
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