„Meine Südstadt“ wird 1: Stand der Dinge und Dankeschön
Freitag, 15. April 2011 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhard / DesignWork
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Vor genau einem Jahr, in den frühen Morgenstunden des 15. April 2010, stellte die Redaktion von „Meine Südstadt“ die ersten Berichte ins Netz. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch keiner wissen, was sich aus diesem Projekt entwickeln würde… Heute danken wir Euch, unseren Lesern und Usern der Seite, dass Ihr mit Eurem Interesse das Forum unterstützt, das „Meine Südstadt“ für unser Veedel sein will.
Die Geschichte: Von Südstädtern für Südstädter
Drei Südstädter – Tamara Soliz, Dirk Gebhardt und Andreas Moll – wollten die Möglichkeiten des WorldWideWeb nutzen, um ein dichtes und vor allem lebendiges Netzwerk in der Südstadt zu schaffen. Hyperlokalen Journalismus nennt man so etwas – viele redeten darüber, aber keiner setzte es um. Dabei scheint es so einfach, die Besonderheiten, Neuigkeiten und Angebote des Viertels aufzuschreiben und online zu stellen. Dirk Gebhardt, der Supervisor der Seite, liefert die Zahlen: In den vergangenen 12 Monaten haben über 425.000 Leser diese Seite besucht – wir haben über 1,5 Millionen Klicks gezählt. Möglich war das nur, weil die Redakteure fast 1.000 Artikel geschrieben haben, über 1100 Firmenadressen in das Branchen-ABC und fast 3.000 Termine in den Kalender eingegeben worden sind. Die Fotografen haben fast 1.000 Bilder „geschossen“, Tamara Soliz 55 Redaktionssitzungen abgehalten und Andreas Moll hat die Essentipps im Süden in 235 Lunch-Newslettern veröffentlicht.
Leser in aller Welt
Täglich begrüßen wir Besucher aus der ganzen Welt nicht nur im Vringsveedel, in Bayenthal, im ABC-Land, im südlichen Neuland unter der Kranhäusern nein, Meine Südstadt wird auch in Brasilien gelesen. Eine Fangruppe hat sich in Neuseeland gegründet, wir werden in Ehrenfeld, Zollstock und Lindenthal gelesen, von den Betreibern der Kollegenseite Prenzlauer Nachrichten in Berlin, von der Guerilla-Gardening-Gruppe in München, von den Mitgliedern der Bananenrepublik in Hamburg, diversen Radsport-Interessierten in und um Köln, von einem Kätzchen aus Koblenz, das in den Karnevalstagen die Mobilnummer des Cowboys (ohne Colt) leider verloren hatte und vielen mehr. Auch die Facebook-Gemeinde wächst und wächst fast 600 Freunde verfolgen täglich, was auf unserer Seite passiert. Neben den Bewohnern des Veedels sind das Ex-Südstädter, Prominente wie Nilz Bokelberg in Berlin, Torun Eriksen in Schweden und Herman van Veen in Utrecht, aber auch Menschen aus dem Bonner Süden und sogar aus Düsseldorf.
Die Geburtstagsfeier zu Ehren der Partner und Redakteure
Bei aller Arbeit darf man den Spaß an der Sache nicht vergessen. Die Verleger haben es sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr den Geburtstag des Portals zu feiern. Zum einen um den Partnern zu danken, die vom Start an das Projekt und die Möglichkeiten geglaubt haben, die ein solches Medium bietet. Mittlerweile nutzen schon 75 Firmen das Portal als Werbe- und Infoportal.
Ohne sie wäre das nicht möglich: Jeden Donnerstag trifft sich eine bunte Schar von Autorinnen und Autoren zur wöchentlichen Redaktionssitzung an Andreas Molls Esstisch. Die Redaktion von „Meine Südstadt“ besteht aus Fernsehjournalisten, Radioreportern, Musikern, Romanautoren, einer Weinhändlerin und einer Hochzeitsplanerin. Sie entscheiden gemeinsam, was zwischen Waidmarkt und Gürtel, zwischen Eifelstraße und Rheinauhafen berichtenswert ist: Chefredakteurin Doro Hohengarten, Betsy de Torres, Jörg-Christian Schillmöller, Kathrin Rindfleisch, Stephan Martin Meyer, Sonja Alexa Schmitz, Margret von Medem, Reinhard Lüke, Asle Güleryüz, Frank Diederichs, Nora Koldehoff, Roger Lenhard, Antje Kosubek, Anke Westermann, Judith Levold, Jens Rosskothen, Maja Maja-Wallert, Silke Hallmann, Bernd Arnold und Beate Fechtig.
Die Themen
Interviews mit Prominenten wie dem Regisseur Rosa von Praunheim, dem Buchautor Frank Schätzing, dem Kabarettisten Wilfried Schmickler, den Schauspielerin Jessica Schwarz und Mario Adorf oder dem Erdmöbel-Sänger Markus Berges sind in diesem ersten Jahr entstanden. „Meine Südstadt“ hat aber auch ganz normalen Südstädtern ein Gesicht gegeben – und dabei spannende Geschichten zutage gefördert. So berichtete Petra Zimmermann von „Schreibwaren Alex“ im Interview von den Drangsalierungen, die sie rund um den Kölner U-Bahn-Bau erleiden musste. Eine türkische Familie gewährte Einblicke in ihre Opferfest-Vorbereitungen. Der Brasilianer Ernesto Solis, auf Südstadt-Besuch, führte online Tagebuch über seine seltsamen Deutschland-Begegnungen und zeichnete dazu eine bemerkenswerte Foto-Novela. Natürlich schauten sich Tausende von Usern die Karnevals-Fotogalerie aus dem Herzen des Kölschen Fastelovend an und klickten neugierig auf die Knutschbörse Schmetterling sucht Pirat, in der verlorene Karnevalsbekanntschaften wiedergefunden werden konnten. Und die Berichterstattung rund um die Bananenrepublik, jenen sagenumwobenen, mit Bananenstauden bepflanzten Kreisverkehr, wurde deutschlandweit zitiert.
Meine Südstadt ist im ersten Jahr aber auch immer wieder zum Forum für umstrittene Themen geworden. Die Besucher unserer Seite haben die Eröffnung des Waffenladens auf der Bonner Straße heftig diskutiert – aus der Online-Diskussion entwickelte sich später die Bürgerinitiative „Veedel ohne Waffen“. Viel Aufmerksamkeit erzielte in jüngster Zeit auch die Berichterstattung zu den dubiosen Grundstücksgeschäften rund um den geplanten Fachhochschulneubau in Bayenthal, die zwei Redakteure umfassend recherchiert hatten.
Aktuellstes Projekt ist die Serie „Eine Südstadt für alle!“, in der sich die Redakteure in Reportagen, Interviews und Features mit den unterschiedlichen Facetten des Wandels, mit der Gentrifizierung der Südstadt auseinandersetzen und die bereits viele Bewohner zum Mitdiskutieren animiert hat. Auch erste Micro-Docs (Mini-Dokumentarfilme) finden sich auf der Seite – zum Beispiel über den evangelischen Pfarrer Hans Mörtter und die türkischstämmige Schneiderin Melek Alabogaz. In diesem Jahr sind wunderbare Geschichten entstanden:
1. Geburtstag im ODEON
Das Südstadtkino war gestern Abend Ort des ersten Jubiläums – über 200 Gäste waren gekommen. Begrüßt wurde der Präsident der Bananenrepublik und Polizeihauptkommissar Reinhard Soll, der in Zivil nach dem Rechten sah, außerdem kamen einige Vertreter der Presse der Einladung nach. Unter den Gästen waren der Künstler Cornel Wachter sowie der evangelische Pfarrer Hans Mörtter und Walter Wortmann und Tim Cremer von der Initiative „Veedel ohne Waffen“, Dr. Carsten Fröhlich, Jörg Aue und Steffi Bluhme von der IG Severinstraße, Monica Metz und Alice Baker von der Aktionsgemeinschaft ABC und Heino Schütten (PR Köln) aus Bayenthal.
Jürgen Lütz und Martin Roelly haben als Gastgeber ganze Arbeit geleistet und dem Fest einen würdigen Rahmen gegeben. Mit Peter Metternich von der Metzgerei Hennes sowie Günther Zabel, Dieter Ritter und Detlef Weisweiler von der Böll-Bier GmbH unterstützten zwei weitere in der Südstadt agierende Unternehmen dieses erste Jubiläum. Dabei haben die Sponsoren selbst Hand angelegt: Peter Metternich versorgte mit sichtlicher Freunde und noch größerem Genuss die Gäste mit Spießbratenbrötchen, und der Böllbier-Braumeister Dieter Ritter unterstützte das Zapfteam in den Stoßzeiten. Zum Konzert spielten Jens Rosskothen, Ludger Holland & Holger Baetzen auf, die eigens für diesen Anlass einen Geburtstagssong geschrieben haben. Dann meldete sich Jürgen Lütz noch einmal zu Wort und ging auf die wilden Zeiten während der Arbeiten an der Nord-Süd-Bahn ein, in der die Einzelhändler ums Überleben kämpfen mussten. „Da kam Meine Südstadt gerade richtig – es ist ein großer Verdienst, dass die Seite endlich etwas Verbindendes für diesen Stadtteil schafft“, erklärte der Kinobetreiber. „Wir haben dadurch sehr profitiert und hoffen, dass wir auch in Zukunft weiter so eng und erfolgreich zusammenarbeiten können.“ Danach amüsierte die spritzig-schlaue Polit-Komödie „Der Name der Leute“ das Geburtstagsparty-Publikum .
„Das zweite Jahr ist immer das schwierigste“
„Das zweite Jahr ist immer das schwierigste“, sagt man sich in Fußballkreisen – das gilt auch für die Onlinewelt. Das Team von „Meine Südstadt“ ist sich dessen bewusst und wird weiter so neugierig mit den Themen des Viertels umgehen wie bisher. „Wir freuen uns auf die kommenden 365 Tage, in denen wir das Netzwerk Südstadt gemeinsam mit Euch weiter und enger knüpfen wollen“, versprach Dirk Gebhardt. „Wir wollen das Leben in unseren Vierteln bunter, attraktiver und heimelicher gestalten und täglich darüber berichten“.
Mit Euch gemeinsam wird das überhaupt kein Problem sein.
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