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Kolumne

Mit 25 älter als die Oma

Dienstag, 22. Februar 2011 | Text: be süd

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Kürzlich lief ich ziellos durch die Severinstraße. Ziellos, weil ich Zeit hatte, das kommt selten vor. Ich genoss meine Freizeit und schlenderte an bekannten und unbekannten Geschäften vorbei. Wer hat die Zeit des Straßenbahn-Baus und Stadtarchivsturzes überlebt, und wer musste aufgeben? Zu meiner Freude haben die zwei ältesten Bäckereien der Severinstraße überlebt.

Kürzlich lief ich ziellos durch die Severinstraße. Ziellos, weil ich Zeit hatte, das kommt selten vor. Ich genoss meine Freizeit und schlenderte an bekannten und unbekannten Geschäften vorbei. Wer hat die Zeit des Straßenbahn-Baus und Stadtarchivsturzes überlebt, und wer musste aufgeben? Zu meiner Freude haben die zwei ältesten Bäckereien der Severinstraße überlebt. Bei einer bekommt man die besten Röggelchen, und bei der anderen die leckersten Weihnachtskekse der Südstadt. Glück gehabt! Ich setzte mich ins Eiscafé, bestelle mir einen Kaffee und genieße. Neben mir sitzen zwei Familien. Die Kinder machen Quatsch, die Eltern unterhalten sich, und plötzlich fragt eines der Kinder einen Fremden. „Wie alt bist du?“ Der Fremde reagiert nicht. Die Mutter lächelt den Fremden an und sagt: „Kind, so was fragt man nicht.“ Das Kind schreit unbeeindruckt weiter: „Meine Mutter ist 40 Jahre alt.“ Stille. Lange Stille. Die Mutter schaut das Kind an. Blicke können mehr als tausend Worte sagen! „Was ist?“ fragt das Kind. Der Fremde sagt. „Ich bin 43 Jahre“. „Mann, bist du alt!!!!!!!!!!!“

Die Mutter ist extrem sauer, aber bemüht, ihr Gesicht zu wahren. Das bringt mich ins Grübeln. Wieso haben wir eigentlich ein Problem mit dem Älterwerden? Eins steht fest Kinder können manchmal ihre Eltern ganz schön alt aussehen lassen…
Ich laufe weiter, und, in Gedanken versunken, stolpere ich über einen Kleiderständer in ein Geschäft hinein. Ich lasse mich treiben, vorbei an Lederjacken, T-Shirts, Jeans, Sie wissen schon, das übliche Angebot. Während ich die Klamotten genau unter die Lupe nehme, bekomme ich mit, wie zwei Kundinnen in der Kabine beim Anprobieren über das Älterwerden sprechen. Ich spitze die Ohren, ich kann sie nicht sehen, aber ich kann sie hören. Sie beschweren sich lautstark: „Die Jugend ist endgültig vorbei!“, sagen sie einstimmig. „Schließlich“, bekräftigen sie sich gegenseitig weiter, „kann man noch nicht mal mehr zwei Tage hintereinander feiern!“ Sie beklagten sich über müde Knochen und Lustlosigkeit. Harter Tobak, das mit dem Älterwerden. Die armen Omis, denke ich. Vorsichtshalber bleibe ich in der Nähe der Kabine. Soll ich ihnen meine Hilfe anbieten? Die Kleider zurückbringen, ihre Taschen nach Hause tragen, ihren Gehstöcke holen und herrichten…? Sie müssen wissen: Ich habe ein Faible für Omis.

Die beiden Damen reden ungestört weiter, dass sie am Abend zuvor gefeiert haben und heute Abend wieder eingeladen sind. Ganz schön aktiv, denke ich. Toll! Kein Wunder, dass sie so müde klingen. Der Vorhang wird langsam zur Seite geschoben, ich warte gespannt auf die Gesichter der beiden. Und jetzt Trommelwirbel: Wie alt sind sie wirklich? Mich trifft der Blitz: Die Omis sind 25 Jahre alt! Ich kann es kaum fassen! Ich kenne 70-Jährige, die jünger sind als die zwei! Ich bin entsetzt! Wie kann man sich mit 25 so alt fühlen? Ist man so alt, wie man sich fühlt, oder fühlt man sich so alt, wie man ist? Ist es wie beim Aschermittwoch: Mit 25 ist alles vorbei?
Ich muss hier raus. Ich schaue auf die Straße und sehe viele „junge“ Alte. Ich beobachtete, wie sich die echten Omis und Opis mit ihren schnellen Fahrrädern lachend durch die Straße schlängeln. Sie machen einen fitten Eindruck. Ehrlich gesagt fitter als die 25-Jährigen von vorhin! Ich schaue weiter um mich herum, da sitzt ein Grüppchen älterer Kölscher im Eiscafé und „tratscht“ über die Vorbeigehenden. Manche unterhalten sich eifrig über den neuesten Film, andere sitzen mit dem Reisekatalog in der Hand und planen ihren nächsten Ferntrip. Soll es Asien oder Südamerika sein? Da, denke ich mir, so viel Lebensmut möchte ich auch haben, jenseits der 70! Wie schaffen die das?
Wieso haben es manche Omis geschafft, in Würde alt zu werden und andere nicht?  Zu Zeiten unserer Ururgroßeltern waren viele 20-Jährige schon ziemlich alt. Aber heute? Während für die einen Mitte zwanzig alt ist, gibt es 40-Jährige, die aufblühen. Männer und Frauen, die sich jüngere Liebhaber nehmen, Weltreisen machen, neue Hobbys entdecken und sich wie pubertierende Teenies aufführen. Wieso fühlen sich manche 25-Jährige älter als 60-Jährige?
Ich frage herum und komme zu dem Schluss… „Sobald man sich alt fühlt, ist man alt. Für manche ist 18 Jahre alt! „21-jährig ist kurz vor dem Ende!“ „Trau keinem über 30“!
Doch nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO gilt als alt, wer die 65 Lebensjahre vollendet hat. Es scheint mehr dahinter zu stecken als nur eine Zahl! Für mich steht fest: Altern ist ein sehr individueller Vorgang! Das Altsein hat nicht unbedingt mit der äußeren Erscheinung, sondern mit der inneren Einstellung zu tun. Um jung zu bleiben, muss man mehrere Eigenschaften besitzen und zwar: Man sollte seine Neugier beibehalten! Wissbegierde und Interessen haben nur junge Menschen. Wer fit bleibt, fühlt sich auch mit 60 noch jung! Nicht vergessen: Sich über das Leben freuen zu können und sich Ziele zu setzen hält jung! Solange man das Leben in sich spürt, ist man jung!
In dem Sinne!

 

Text: be süd

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