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Bürgerbeteiligung Parkstadt Süd Politik

„Mit dem Park sofort loslegen“

Dienstag, 5. Juli 2016 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Johannes Werner ist Bayenthaler, Verfechter des Grüngürtel-Ausbaus und stinksauer. „Das ist Betrug“, schimpfte er auf der kleinen Grünfläche neben der „Alteburg“. Warum der Mann auf 180 war? Wir erzählen der Reihe nach. Anne-Luise Müller schraubte die Ansprüche gleich zu Beginn erstmal  herunter: „Meine Damen und Herren, wir stehen heute  ganz am Anfang unserer Planungen. Erwarten Sie heute von uns keine fertigen  Konzepte“, sagte die Leiterin des Stadtplanungsamtes zur Begrüßung von hundert Gästen vor der alten Versteigerungshalle auf dem Großmarktgelände. Die Bürger waren auf Einladung der Stadt gekommen, um bei zwei Spaziergängen Ideen der Planer für das Neubaugebiet Parkstadt Süd und die Verlängerung des Inneren Grüngürtels erläutert zu bekommen.

 


Niklas Bartschat von Ortner & Ortner vor einem Plan neben der Alteburg.

Für Zwischennutzungen bewerben

Neu war, dass die Stadtverwaltung bis Ende dieses oder spätestens Anfang nächsten Jahres ein Zwischennutzungskonzept entwickeln will. „Wir wollen die Räume aktivieren“, sagte Professor Klaus Overmeyer, Moderator des Bürgerbeteiligungsverfahrens für die Parkstadt Süd. Wenn das Konzept fertig ist, können sich Initiativen mit ihren Ideen für die Zwischennutzung von Flächen in dem 115 Hektar großen Sanierungsgebiet bewerben. Das erstreckt sich von der Luxemburger Straße am Gelände an Fortuna Köln vorbei über den Großmarkt hinweg bis zum Rhein. Entlang des Bahndamms soll der Innere Grüngürtel mit einer durchschnittlichen Breite von  150 Metern verlängert werden. Auf dem heutigen Großmarktgelände und entlang der Koblenzer Straße werden mindestens 4000 Wohnungen für 10?000 Menschen entstehen.  „Zwischennutzungen sind zeitlich begrenzt. In der Regel auf zwei bis drei Jahre. Genutzt werden können leer stehende Gebäude oder brach liegende Flächen. Es gibt aber auch Zwischennutzungen, die sich gerne verstetigen“, sagte Overmeyer, der sich selbst als „Papst der Zwischennutzungen“ bezeichnete, weil er sich diesem Thema seit Jahren als Lehrstuhlinhaber an der Universität Wuppertal und in seinem Stadtplanungsbüro „Urban Catalyst Studio“ in Berlin widmet.

Neuland-Garten wird umziehen

Ein Vertreter des Neuland-Gemeinschaftsgartens nutzte die Gelegenheit und schlug vor, dass der Garten, der heute zwischen der Alteburger Straße und der Koblenzer Straße liegt, an den Bahndamm zwischen der Bonner Straße und der Alteburger Straße umziehen könnte. „An einigen Orten der Parkstadt könnte man mit dem Park sofort loslegen“, ergänzte Overmeyer und stellte zwei weitere Flächen in Aussicht, die man im kommenden Jahr vorübergehend beleben könnte. Auch die Leute vom Kunsthaus „Kat 18“ stehen in den Startlöchern beim Thema Zwischennutzung. Hans-Martin Wolff vom Stadtplanungsamt stimmte Overmeyer zu: „Den neuen Park wird es natürlich nicht in einem Rutsch geben. Aber wenn das Zwischennutzungskonzept fertig ist, können wir von Ost nach West mit einigen Zwischenlösungen beginnen. Ich weise aber darauf hin, dass noch nicht alle Flächen Eigentum der Stadt Köln sind.“ Wolff erklärte auch, dass der Landschaftsplaner Stephan Lenzen, der mit Ortner & Ortner Baukunst den ersten Entwurf  für die Parkstadt entwickelt hat,  in Kürze ein „Bild“ vorlegen werde, aus dem hervorgehe, wo kurzfristig ein Stück Park entstehen könne. Dann ging man spazieren, um sich die Dinge vor Ort anzuschauen.

 

Christian Heuchel von Ortner & Ortner referiert vor der Großmarkthalle.

Erste Eindrücke, wie sich ihre Nachbarschaft in den kommenden Jahrzehnten verändern wird, erhielten die Anwohner bei einem Stopp an der Gaststätte „Alteburg“. Dort soll entlang der Rheinseite der Alteburger Straße eine Bildungslandschaft entstehen, unter anderem eine seit langem geforderte Gesamtschule.

Auftritt Johannes Werner, der an der Alteburger Straße wohnt und entsetzt war angesichts der Tatsache, dass der Grüngürtel neben der „Alteburg“ auf 40 Meter Breite schrumpfen soll, weil der Sportplatz des Bildungszentrums in das geplante Grüne hineinragt. „Soll der Grüngürtel hier am Ende auf einen Fußweg reduziert werden?“ Niklas Bartschat, der für Ortner & Ortner Baukunst diesen Zwischenstopp betreute, nahm die Anregung auf, das Thema Sportplatz noch einmal zu bedenken. Er bestätigte auf Nachfrage, dass der Standort der Abfallwirtschaftsbetriebe an der Alteburger Straße in wenigen Jahren zu Gunsten des Grüngürtels aufgegeben werde. Auf die Frage nach Bauhöhen war er ebenfalls vorbereitet: „Die Schule ist viergeschossig geplant. Die Häuser mit Studentenwohnungen entlang der Koblenzer Straße neben dem Bolder-Gebäude werden sechs Geschosse haben.“ Ein Stück weiter die Koblenzer Straße entlang in Richtung Schönhauser Straße sehen die Entwürfe eine noch höhere Bebauung vor. Entschieden ist aber noch nichts. Das Bürogebäude am Rheinufer, dass den Durchstich des geplanten Grüngürtels verhindert, werde nach Möglichkeit von der Stadt gekauft und abgerissen, bestätigte Bartschat. Das werde allerdings kein preiswertes Unterfangen.

Wohnungen statt Büros

Christian Heuchel, ebenfalls  Architekt bei Ortner & Ortner, stand vor der Großmarkthalle und hatte bei seiner Besuchergruppe keinen leichten Stand.  Die Bürger kritisierten  die Zahl von 4000 Büroarbeitsplätzen, die in der Parkstadt Süd entstehen sollen. „Bauen Sie lieber preiswerten Wohnraum. In Köln stehen genug Büros leer.“ Heuchel ging in die Offensive: „Das sind die falschen Büros. Zu klein, nicht modern genug. In 20 Quadratmeter großen Hasenställchen will niemand arbeiten. Die stehen auch leer, wenn wir hier keine neuen bauen. “
 

Text: Stefan Rahmann

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