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Verkehr

Mit Seniorita Amalia auf Tour

Mittwoch, 15. Juni 2016 | Text: Alida Pisu | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Es ist nicht sonderlich warm, aber die Sonne scheint, eine gute Voraussetzung, um mit Seniorita Amalia eine Runde durch die Südstadt zu drehen. Wer bei Seniorita Amalia an eine südländische Schönheit denkt, liegt falsch. Mit dem ersten und einzigen Kölner Senioren-Rikscha-Taxi macht Bernhard Tscherny Rikscha-Fahrten für Senioren. Für Meine Südstadt begleite ich eine Seniorin aus dem Clara-Elisen-Stift am Kartäuserwall auf einer Fahrt. Im Anschluss daran lasse ich mir von Bernhard Tscherny erzählen, wie Seniorita Amalia entstanden ist und welche Zukunfts-Pläne er hat.

Kaum hat Hannelore Klinkhammer neben mir Platz genommen, legt Bernhard Tscherny uns den Sicherheitsgurt um, schaltet Musik ein und unter den Klängen von „La Bamba“ radelt er los. Als wir am Alten Pfandhaus vorbeikommen, bemerkt Frau Klinkhammer schmunzelnd: „Nicht, dass der uns noch im Pfandhaus abgibt.“ „Keine Angst, für uns kriegt der nicht mehr viel“, beruhige ich sie und schon ist klar: wir werden Spaß miteinander haben!

 

Den haben wir auch und nicht zu knapp. Obwohl die Bonner Straße laut und viel befahren ist, Autos, Busse und Fahrräder an uns vorbeirasen, fallen wir auf. Wir blicken in die Gesichter erstaunter Menschen, winken ihnen zu und wünschen einen schönen Tag. Die meisten Passanten reagieren mit Lachen, winken zurück und antworten mit einem freundlichen Gruß. Das macht richtig gute Laune! Vor dem Benediktinerinnen-Kloster auf der Brühler Straße legen wir einen Zwischen-Stopp ein, müssen uns an die Ruhe nach dem Lärm erst einmal gewöhnen und dann geht es weiter, am ehemaligen Deutschlandfunk vorbei, in den Rheinauhafen. Frau Klinkhammer ist begeistert: „Wie schön das aussieht, die Domspitzen hinter den Brücken!“ Zeit für ein Käffchen am Rhein. Während wir den Blick über Rhein und Köln-Panorama genießen, serviert uns Bernhard Tscherny tatsächlich Kaffee und Gebäck. Perfekter Service, es ist für alles gesorgt.

Auf dem Heimweg winken wir wieder den Gästen zu, die entlang des Ubierrings und am Chlodwigplatz vor den Cafes sitzen und hören erst auf zu winken, als wir in den Kartäuserwall einbiegen und Frau Klinkhammer wohlbehalten vor dem Stift absetzen.  Sie steigt mit einem strahlenden Gesicht aus dem Rikscha-Taxi aus: „Es war ein herrliches Erlebnis. Das glaubt mir doch keiner.“ „Ich war dabei, ich kann’s bezeugen. Danke, dass ich Sie begleiten durfte.“, verabschiede ich mich und warte darauf, dass die Rikscha wieder frei wird. Denn sowohl Bernd Zeller, Leiter des Stifts als auch interessierte Senioren, drehen noch eine kleine Proberunde. Doch dann nimmt Bernhard Tscherny sich noch Zeit für ein Gespräch.

 

Meine Südstadt: Wie kamen Sie auf die Idee, Rikscha-Fahrten für Senioren anzubieten?
Bernhard Tscherny: Vor fünf Jahren habe ich eine Ausbildung als Demenz-Betreuer gemacht und ambulant Leute in ihrem Haushalt versorgt. Auf die Geschichte mit der Rikscha kam ich deshalb, weil ich öfters erlebt habe, dass Leute, die einen Oberschenkelhalsbruch hatten, von einem Tag auf den anderen nicht mehr Rad fahren konnten, obwohl sie das ihr Leben lang gemacht hatten. Dadurch kam mir der Traum in den Kopf, sie mit einem Fahrzeug zu fahren. Es hat dann zwei Jahre gedauert, bis ich eine passende Rikscha gefunden habe. Mein Traum hat sich also verwirklicht.

Was ist für Sie das Besondere daran, Senioren zu fahren, die teilweise auch Demenz haben???

Bernhard Tscherny: Da kommen drei Sachen zusammen. Dass ich sehr gerne Fahrrad fahre, dass ich sehr gerne Leute betreue und dass ich darin aufgehe, da ist einfach mein Herz dabei. Und wenn ich die Rikscha noch schön schmücke und die Musik ist dabei, etwas Schöneres gibt es gar nicht.

Sie haben ja schon viele Menschen gefahren. Wie erleben Sie das?
Bernhard Tscherny: Wenn die Leute aussteigen, sind sie zwanzig Jahre jünger. Zumindest die Hundertjährigen. (lacht) Ich hatte gerade gestern eine Dame gefahren, sie ist langjährig dement und saß neben einer anderen Dame, die noch etwas wacher ist. Die alte Dame hat auf einmal angefangen zu reden. Wegen der Fahrt durch den öffentlichen Raum. Wir waren im Stadtgarten und ich habe gesehen, wie sie sich immer wieder zu der anderen Frau gewandt und etwas erzählt hat. Ich wäre so gerne Mäuschen gewesen und hätte gehört, was sie erzählt, weil ich sie schon länger kenne und sie normalerweise am Tisch im Aufenthaltsraum sitzt und nicht redet. Wenn so etwas passiert, dass z. B. jemand anfängt zu sprechen, geht mir das Herz auf, weil ich merke, es gibt eine innere Reaktion auf das, was außen herum ist. So etwas erlebe ich öfter. Es ist auch eine reflexive Inklusion da. Passanten kommen einfach auf die Leute zu, weil sie es interessant finden und sagen: „Genau das hat gefehlt, das ist richtig.“ Die haben das gleich verstanden und reden dann mit den Leuten. Das kommt ganz automatisch und da ich immer dabei bin und das Verdeck drum rum ist, sind die Insassen auch gut aufgehoben.

 

Toll, wenn man solche Erfahrungen in seinem Beruf machen kann! Aber können Sie davon auch leben?
Bernhard Tscherny: Nein, die größte Schwierigkeit ist das Geld. Ich müsste im Prinzip Geld mitbringen. Vom Jobcenter habe ich eine Förderung fürs erste Jahr bekommen, das ist ausgelaufen. Jetzt bekomme ich ALG II (Arbeitslosengeld, die Redaktion). Was ich mir wünsche für Seniorita Amalia, für mich und vor allem für die alten Leute aus stationären Einrichtungen, ist ein Sponsor. Vielleicht jemand, der Geld irgendwohin geben will für einen sozialen Zweck oder gerade für Altenarbeit und der weiß: das ist eine gute Sache. Sie liegt in der Zeit und man kann Leuten, die an Demenz leiden, zu etwas verhelfen, was man nicht für möglich gehalten oder wo man nicht dran gedacht hat. Wenn man die Rikscha mit den älteren Leuten im Park auftauchen sieht, kann man sich relativ schnell vorstellen, was das bedeutet. Man muss ja nur mal daran denken, dass man so etwas im Alter auch gerne haben würde. Ein vierstelliger Betrag im mittleren Bereich fürs nächste Jahr, das wär’s. Dann kann es vielleicht eine Eigendynamik entwickeln oder zumindest an Bewegung gewinnen. Ich weiß, es ist eine Sache mit Zukunft. Und wenn ich es nicht schaffe, dann schafft es jemand anderes. Aber vielleicht schaffe ich es ja, wenn jemand diesen Hilferuf hört.

Ich würde es Ihnen gönnen!
Bernhard Tscherny: Mir schwebt z. B. vor, dass jemand, der Geld hat und es zur Verfügung stellen würde, ein Konto einrichtet und das Geld dann abgerufen wird von Seniorenhäusern. Oder, wenn ich für ein Seniorenheim gefahren bin, das Geld dann als Monatsabrechnung an Seniorita Amalia überwiesen wird. Also erst nach der Arbeit, damit nicht der Eindruck entsteht, das Geld wäre einfach so für mich.

Man kann Sie ja auch privat buchen. Nehmen wir an, eine Enkelin möchte ihrer Oma zum Geburtstag eine Stunde in der Rikscha schenken…
Bernhard Tscherny: … und mit ihr durch die Gegend fahren. So etwas würde ich super gerne machen. Habe ich auch schon mit Leuten aus dem Seniorenheim gemacht, die normalerweise nicht in die Rikscha einsteigen würden, nach dem Motto: „Ich doch nicht!“ Und dann ist die Enkelin zu Besuch und sagt: „Komm doch, Oma, da setzen wir uns rein!“ Und dann klappt das und alle haben Spaß. So soll es auch sein. Wenn jetzt jemand privat kommt und der Oma mal was Schönes schenken möchte, mit ihr durch den Weißer Bogen oder sonst wohin fahren will, das mache ich sehr gerne. Als Richtschnur gilt: für zwei Leute eine Stunde für 30 Euro, für eine Person 16 Euro. Die zweite Stunde, da reden wir drüber, je nachdem.

Vielen Dank, Herr Tscherny, für das Gespräch!??

 

 

Wer Herr Bernhardt Tscherny bestellen möchte, kann das hier tun:
seniorita-amalia@gmx.de oder 0162-3586880
 

Text: Alida Pisu

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