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Moderne trifft Mittelalter: Bauarbeiten an der Kartause

Dienstag, 13. Dezember 2011 | Text: Benedikt Schleder | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Nur wenige Südstadter wissen, was sich hinter den weißen, hohen Mauern und Torbögen an der Kartäusergasse verbirgt. Dabei ist die „Kartause“ ein Ort mit Geschichte. Schon bald soll sie in altem Glanz erstrahlen.

 

 

Im Jahr 1334 gründeten Kartäusermönche an der damaligen Stadtmauer Kölns eine Ordensniederlassung, die sich von der heutigen Straße Kartäuserhof bis zur Ulrepforte erstreckte. Abgeschottet von der restlichen Gesellschaft nutzten die Kartäuser das weitläufige Gelände zum Anbau von Obst, Gemüse und Wein zur Eigenversorgung. Um 1800 wurde das einst katholische Kloster durch die Besetzung Napoleons aufgelöst. 1922 erwarb die evangelische Gemeinde Köln das Grundstück und die Kirche im Tausch gegen St. Pantaleon. Die Kirche wurde mit erheblichen Mitteln wieder in Stand gesetzt und 1928 geweiht. Nach den gravierenden Zerstörungen durch Bomben im Zweiten Weltkrieg wurde 1953 die Kartäuserkirche sowie der Kreuzgangsaal erneuert und restauriert.

Heute befinden sich hier Gemeindeeinrichtungen wie ein Familienzentrum, eine KiTa, sowie die Verwaltungsräume des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region. Seit einem Jahr ist hier ebenfalls die Gehörlosengemeinde beheimatet.

Mitte November begannen Bauarbeiten in den Gemeinderäumen. Markus Lenzen, der planende Architekt des Südstadt-Büros „artefactum architekturatelier“,  verspricht eine stilvolle Kombination aus alter und moderner Architektur im Kapitel- und Kreuzgangsaal: „Wir möchten hier zum Beispiel den spartanischen Boden durch einen den originalen historischen Böden nachempfundenen Steinfußboden mit unterschiedlichen Plattengrößen ersetzen und diesen historischen Raum wieder in seiner Gänze erstrahlen lassen“. Denn bisher ist der Südflügel des ehemaligen Kreuzgangs noch mit seinen hohen Kirchenfenstern und mittelalterlichen Türbeschlägen durch eine eingezogene Wand zweigeteilt.

Bislang konnte der 1984 originalgetreu wiederhergestellte Kapitelsaal im östlichen Teil der Klosteranlagen aufgrund seiner schlechten Akustik nur zu wenigen Anlässen verwendet werden. Dies soll sich nach den Berechnungen eines Akustikingenieurs und der Planung von Architekt Markus Lenzen bald ändern, denn: „in diesem hohen und gewölbeförmigen  Versammlungsraum der Mönche installieren wir zur Schalleindämmung Elemente aus dem Musik-Studiobau, so dass der Raum auch zu akustisch anspruchsvollen Ereignissen genutzt werden kann.“

Nach der Einweihungsfeier der restaurierten Willi-Peter-Orgel Anfang November soll im Laufe dieses Jahres das Lichtkonzept aller Räumlichkeiten und das der Kirche überarbeitet werden: „Wir erarbeiten momentan ein Lichtkonzept, das den Anforderungen der Gehörlosengemeinde gerecht wird. Durch moderne Lichttechnik soll das Hauptschiff mit seinen Fenstern und Kunstwerken samt Altarbereich mit hellem, angenehmen Licht beleuchtet werden und hörgeschädigten Menschen das Lippenlesen und das Erkennen der Gebärdensprache erleichtern“, so Lenzen.

 

Die restaurierte Orgel stellt für Markus Lenzen und seine Kollegen eine besondere Herausforderung dar, weil im Innenraum kein Baustaub entstehen darf. „Wir werden alle Arbeiten von außen erledigen und auch die neue Lichttechnik vom Dachgewölbe aus installieren, um die empfindliche Orgel nicht zu beschädigen“, erklärt Lenzen. Das Seitenschiff der Kartäuserkirche mit seiner mittelalterlichen Deckenkunst (Mitte des 15. Jhd) bleibt unangetastet.

 

Wer will, kann sich selbst ein Bild der „grünen Oase“ an der Kartäusergasse hinter den hohen, weißen Mauern machen – Besucher sind herzlich willkommen.

 

Text: Benedikt Schleder

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