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Kultur

„Musik mit Wow-Effekt“

Sonntag, 8. November 2015 | Text: Antje Kosubek | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Auf einen Kaffee treffe ich TALYA, eine 29-jährige RnB, Soul & Reggae-Sängerin. Die quirlige Frau mit den langen dunklen Haaren heißt eigentlich Gülsen Yigit und arbeitet im Severinsklösterchen. Was aber nicht ihr einziger Job ist, wie sich später noch im Gespräch herausstellen wird. Aufgewachsen ist die 29jährige türkischstämmige Sängerin in Bad Pyrmont und ist seit einem Unfall in ihrer Kindheit auf einem Auge blind. Mit 19 Jahren zog sie nach Köln und widmete sich immer mehr der Musik. TALYA ist ihr neuestes Projekt. Im Juni spielte die Band sogar auf den Festivals von Birlikte und der Heliosstraße. Ihre Songs erinnern an den Sound und Stil der Sechziger und nehmen das Publikum – „Massive Attack-ähnlich“ – mit hypnotisierenden Groove auf eine Reise in die Melancholie mit. Seit Oktober 2014 sitzt die fünfköpfige Band im Studio und arbeitet an ihrem Debutalbum. Am 12. November stellt TALYA bei der „Single release party“ im Kulturcafe „Lichtung“ in der Kölner Südstadt ihre erste eigene Single vor.

Meine Südstadt: Wie kam es zu dem Namen Deiner Band?
Gülsen Yigit: „Talya kann man von Antalya ableiten. Meine Eltern leben jetzt dort. „Talya“ bedeutet unter anderem „Götter der Natur und der Tiere“. Das passt zu mir, denn ich bin ein sehr tier- und naturbegeisterter Mensch. Und so kam ich auf den Namen.“

Wie ist das neue Projekt „TALYA“ entstanden?
„Heiwi Esser ist mein Produzent – aber nicht nur das, er ist auch gleichzeitig Lungenfacharzt im Klösterchen. Und so schließt sich auch schon der Kreis (lacht). Er arbeitete unter anderem als Musikproduzent für verschiedene Projekte, wie Substyle, Extrabreit, In Extremo oder Fred Banana Combo. Er hatte mich mit meiner alten Band „blind and blue“ gesehen und sich gedacht, wow, mit der würde ich gern mal zusammen arbeiten. Er zeigte sich sehr begeistert, so dass wir dann gemeinsam zwei Songs aufnahmen, die mir glücklicherweise den Vertrag bei ‚Kick.Management’ verschafften. Da bin ich nun seit Anfang des Jahres als TALYA unter Vertrag. Seitdem arbeite ich an der Single und natürlich auch parallel an einem Album.“

Worum geht es in Deinem Song „Love equals loss“?
„Es geht um die Liebe, die nicht nur was Positives an sich hat, sondern auch manchmal Verlust bedeuten kann. Man kann in der Liebe auch verlassen oder einfach nicht verstanden werden. Den Song Love equals loss singe ich im Duett mit Dan O’Clock“

Du bist im Kurort Bad Pyrmont aufgewachsen, in Hameln zur Schule gegangen und dann mit 19 Jahren nach Köln gekommen? Warum?
„Bad Pyrmont ist ein Kurort. Es ist dort wunderschön und sehr überschaubar. Ich habe meinen Geburtstort sehr geliebt, er ist klein und fein, jeder kennt eben jeden.
Dort hatte ich unter anderem mit Kindern gearbeitet und Tanzunterricht gegeben. Nachdem ich in verschiedenen Städten war, hatte ich mich sofort in Köln verliebt. So zog ich relativ schnell hierher. Und das, obwohl ich hier niemanden kannte. In Köln machte ich meine Ausbildung zur Krankenpflegehelferin und sammelte Erfahrungen in anderen Bereichen wie z.B. in der Gastronomie. Mit 19 Jahren machte ich mir nicht viele Gedanken. Ich hatte mich oft gefragt, ob ich mein Leben lang in Bad Pyrmont bleiben möchte oder ansehen will, was mir die große Welt da draußen gibt. Ich weiß nicht, ob ich es mit 30 Jahren noch mal gewagt hätte.“

 

Du arbeitest im Klösterchen, als Babysitterin und hast gerade Dein Fachabitur am Abendgymnasium geschafft. Wie viele parallele Jobs hast Du eigentlich?
„Im Klösterchen arbeite ich in Vollzeit als Krankenpflegehelferin und auf Minijob-Basis als Kindermädchen. Zudem bin ich ehrenamtlich tätig. Wir leisten eine medizinische Versorgung für Obdach- und Wohnungslose. Für Menschen also, die sich keine medizinische Behandlung leisten können. Zweimal in der Woche sind wir am Appellhofplatz mit unserem Gesundheitsbus. Wir teilen uns das mit mehreren Krankenschwestern auf, so dass ich zweimal im Monat von 21 bis 22.30 Uhr dort arbeite. Zwei Montage im Monat –  Es tut gut, zu helfen und bringt mich runter. Es ist erschreckend, zu sehen, wie viele unter der Brücke oder auf der Straße schlafen müssen. Der „neueste Hit“ bei Obdachlosen ist das Übernachten am Flughafen. Sie verbringen dort die Nacht und leben von dem, was die Reisenden am Flughafen kurz vorher wegwerfen. Jetzt, wenn der Winter naht, kommen viele mit Lungenproblemen zu uns. Ich messe dann den Puls und den Blutdruck, oder lege einen Verband an. Es ist ja auch immer ein Arzt dabei, der macht die Diagnostik und dokumentiert alles. Dennoch liegt auf meiner Band TALYA und der Musik mein Hauptaugenmerk in meinem Leben. Aber mehrere Projekt nebenbei laufen lassen, kann ja nicht schaden. Vielleicht kann ich einfach nur so schwer zu Hause sitzen und einfach mal nichts tun.“

Wie lässt sich denn der Schichtdienst im Klösterchen beispielsweise mit Bandproben oder Deinen Auftritten vereinbaren?
„Ich habe immer nur Früh- oder Spätdienste, selten mal Nachtdienste. Der Frühdienst beginnt um 6 Uhr morgens. Ich stehe jeden Morgen um fünf Uhr auf und gehe erst mal mit meinem Hund raus, dann mache ich mich fertig und fahre mit dem Rad zur Arbeit in die Südstadt. Danach arbeite ich bis 14 Uhr, mein Hund schläft in dieser Zeit, er hat sich meinem Rhythmus angepasst. Mein Tagesablauf ist immer gut durchgeplant. Zwei bis drei Mal die Woche gehe ich nachmittags zu den beiden Mädels (9 und 10 Jahre alt) die ich betreue. Diese Familie kenne ich schon seit zehn Jahren. Ich habe miterlebt, wie sie aufgewachsen sind. Das war und ist immer noch eine tolle Erfahrung. Auch sie habe ich mit meiner Musik angesteckt, ab und zu tauchen die zwei Mädels auf meinen Konzerten auf. Am Abend versuche ich, mir mein Privatleben zu erhalten und Freundinnen zu treffen. Meine Familie ist in ganz Deutschland verteilt, die Eltern leben wieder in der Türkei, daher sind mir Freundschaften sehr wichtig. Da wir in der Band alle berufstätig sind, proben wir beispielsweise auch schon mal sonntagsmorgens um 10 Uhr, damit ich anschließend zum Spätdienst kann. Es ist schwer, alle unter einen Hut zu bekommen, klappt aber irgendwie immer.“

 

Foto: Talya

Du singst Deine Songs in englischer und türkischer Sprache.
Was ist das Besondere an Deiner Musik?

„In erster Linie ist sie abwechslungsreicher Soul, Pop und Reggae. Meine Musik ist voller Überraschungen. Mal englisch, dann wieder türkisch. Meine Musik hat den „Wow-Effekt“. Man rechnet nicht mit dem Wechsel der Genres, der Lieder oder der Sprache. Wenn ich auf der Bühne bin, gibt es nicht Schöneres. Ich liebe es, die Leute abzuholen und mit ihnen in meine Welt einzutauchen, deswegen müsst ihr auch unbedingt zum Konzert kommen.“

Was macht TALYA, wenn sie sich nicht der Musik widmet oder nicht arbeitet?
„Dann genieße ich die Zeit mit meinem Hund. Er ist verschmust, hört und ist treu – Flynn ist Chihuahua. Außerdem mit Joggen und Lesen. Zudem ist Reisen eines meiner Hobbys. Dieses Jahr war ich schon in Indien -dort habe ich meinen Freund besucht- sowie in Italien, Mallorca, Türkei und in Stockholm mit meiner Mitbewohnerin – wir haben da unser einjähriges gemeinsames WG-Leben gefeiert. Jetzt mache ich eine kleine Pause, bevor es im Dezember nach Thailand geht.“

Was machst Du am 13. November? Wenn deine Single rauskommt?
Talya schaut auf ihren Handyterminkalender und antwortet: „Ich habe Frühdienst und werde ganz normal ab sechs Uhr morgens im Krankenhaus arbeiten gehen.“

 

 

Mehr im Netz

www.talyamusic.de

Am 12. November steigt um 20 Uhr die Release Party für „Love equals loss“ in der Lichtung am Ubierring 13 in Köln. Die Single wird am nächsten Tag veröffentlicht und überall zu kaufen sowie downzuloaden sein. Unterstützt wird die Band von der bekannten Kölner Sängerin Shanai und wunderbaren Gastmusikern wie dem Percussionisten Knuth Jerxsen oder dem Regensburger Jazzmusiker Michael Nasswetter. Live werden TALYA zusätzlich von den Musikern J. Haes (Piano) und Justin Nestler (Percussion / Cachon). Der Eintritt ist frei

 

Text: Antje Kosubek

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