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Kultur

Mutige Jugendliche aus Ehrenfeld auf der Bühne

Sonntag, 9. März 2014 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: © Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Laute Gitarrensounds. Fünf gestandene Schauspieler auf der Bühne. Unerfüllte Wünsche und viel Protest. Im Comedia Theater kommt das Stück „Edelweißpiraten“ nach der Romanvorlage von Dirk Reinhard zur Aufführung und versetzt das junge Publikum in Betroffenheit.

Zur Mitte des Stückes erklingen leise Aussagen wie „jetzt ist es aber genug“ von den Sitznachbarn. Wenn die Geschichte der Kölner Edelweißpiraten erzählt und gespielt wird, dann ist das keine Komödie und keine leichte Kost. Das ist Arbeit und Konfrontation, die auch die Grenzen des Erträglichen erreicht. Und darüber hinaus geht.

Während des Nationalsozialismus gab es vielzählige Widerstandsgruppen. Für das Rhein-Ruhrgebiet sind die Edelweißpiraten die bekannteste und zahlenmäßig stärkste. Dabei war den Jugendlichen damals gar nicht in erster Linie der Widerstand gegen das bestehende System so wichtig, sondern die Ablehnung der gleichgeschalteten Jugendgruppen. Die HJ und der BDM ließen kein eigenständiges Denken zu, organisierten alles zentral und widmeten sich weitgehend dem militärischen Drill.

 

Wem das nicht gefiel, der hatte verloren. Wer eigene Musik hören und spielen wollte, wer statt der braunen Uniformen lieber kurze Hosen und farbige Socken trug, fiel aus dem Raster. Die Jugendlichen, die nicht in den vorgegebenen Rahmen passten, schloss sich in eigenen Gruppen zusammen, fuhren aufs Land und setzten sich so von der breiten Masse ab.

Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus ein aktiver Widerstand. Protest, Verhaftungen, Folter und das Leben im Untergrund schlossen sich daran bald logisch an. Noch bis in die 1970er Jahre hinein waren die Menschen, die sich als Edelweißpiraten organisierten, als Verbrecher gebrandmarkt und wurden erst sehr spät rehabilitiert. Den Status des Widerstandes mussten sie sich auch in Zeiten der BRD erkämpfen. So viel zur Geschichte der Edelweißpiraten.

Auf der Bühne des Comedia Theaters stehen also fünf Männer, die die Jugendlichen von damals verkörpern. Und es sind Größen der Kölner Theaterszene, die in die Rollen von 14, 15, 16jährigen schlüpfen: Thomas Fehlen tritt bundesweit als Schaupieler auf, arbeitet fürs Fernsehen und ist Schaupieldozent. Adrian Ils hat sich als Musiker, Komponist und natürlich als Schauspieler in ganz Deutschland einen Namen gemacht. Klaus Prangenberg agiert seit langem als Regisseur, Schauspieler, Autor und Musiker. Klaus Wildermuth hatte Engagements an vielen städtischen und freien Bühnen der Republik und leitete selbst ein Theater. Und Klaus Schweitzer ist allen, die regelmäßig das Comedia-Theater besuchen, ein Begriff, da er in den 70ern das Kindertheater Ömmes & Oimel gründete, damit den Grundstein für die Comedia Colonia legte und heute Geschäftsführer des Theaters ist.

 

Fünf Erwachsene gesetzteren Alters (mit Ausnahme von Thomas Fehlen) spielen Jugendliche? Geht das? Ja, das geht. Wenngleich die Schauspieler ein wenig Anlaufschwierigkeiten haben und sich erst in die Rollen einfinden müssen, ziehen sie doch das weitgehend jugendliche Publikum in ihren Bann. Unter der Regie von Christopher Haninger entwickeln sie glaubhaft die Geschichte der Kölner Jugendlichen im Nationalsozialismus, die sich nicht mit den bestehenden Strukturen zufrieden geben. Insbesondere wenn sie die ersten Proteste nachstellen, spätestens wenn sie die Haftbedingungen im EL-DE-Haus, dem Gestapo Hauptquartier, beschreiben, dann sind auf der Bühne die Jugendlichen zu erkennen, die mit Energie ihre Interessen vorantreiben und in den überfüllten Gefängniszellen zusammenbrechen.

Für die Zuschauer ist es nicht leicht zu ertragen, wenn die Jugendlichen unter härtester Gewalt zu leiden haben. Sie müssen zusehen, wie Menschen, die eigentlich nur andere Kleidung tragen und eigene Musik hören wollen, zerstört und getötet werden. Das ist brutal. Das schmerzt. Das zieht die Kehle zu. Aber es ist damals Realität gewesen. Und sie ist es im Übrigen durchaus in dieser Welt heute noch. Russische, iranische und ugandische Politik sprechen eine klare Sprache.

Das Stück ist politische Meinungsbildung auf hohem Niveau. Die Schauspieler verkörpern auf hervorragende Weise die deutlich jüngeren Protagonisten und lassen keinen Moment ungenutzt, die jugendlichen Zuschauer in den Strudel der Ereignisse hinein zu ziehen. Anstatt Betroffenheitstheater zu propagieren, packen sie die Jugendlichen vor sich bei ihren eigenen Themen: Musik, Klamotten, dem Wunsch nach Ungebundenheit. Das klappt grandios.

 

 

Edelweißpiraten (UA)
Banden bilden gegen Hitler von Dirk Reinhardt
Für Jugendliche ab 13 Jahren

Schauspiel: Thomas Fehlen, Adrian Ils, Klaus Prangenberg, Klaus Schweizer, Klaus Wildermuth
Regie: Christopher Haninger
Ausstattung: Brigit Kofmel
Dramaturgie: Hannah Biedermann
Musik: Adrian Ils

Weitere Termine
11./12. März 2014, jeweils 11 Uhr und 19 Uhr
22. Mai, 11 und 19 Uhr
23./31. Mai, 19 Uhr
1. Juni, 19 Uhr
2. Juni, 11 und 19 Uhr
3. Juni, 11 Uhr
25. Juni, 19 Uhr
26. Juni, 11 und 19 Uhr
 

Text: Stephan Martin Meyer

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