Nachbarn
Montag, 4. Oktober 2010 | Text: Roger Lenhard | Bild: Design Work
Geschätzte Lesezeit: eine Minute
Ich würde nicht so weit gehen und behaupten: „Geht es dem FC gut, dann geht es Köln gut.“ Doch unbestritten verändert sich die Atmosphäre in meiner Wahlheimat, wenn die Kölner punkten oder zumindest gut spielen. Bei einem Sieg gibt die Fröhlichkeit der vielen Fans der gebeutelten Stadt einen heiteren Anstrich. Es macht mehr Spaß, auf die Straße und in die Kneipen zu gehen. Umgekehrt, nach Niederlagen legt sich ein Hauch von Niedergeschlagenheit über die rheinische Metropole. Mit vier Abstiegen in den letzten dreizehn Jahren muss die jüngste Vergangenheit als gruselig bezeichnen werden, und auch wenn es wehtut, die Zukunft sieht nicht besser aus.
Die ersten zwanzig Minuten in der Partie gegen die direkten Konkurrenten aus Freiburg waren apathischer Abstiegsfußball und Ursache für die bittere Niederlage neben dem fußlahmen Mondragon, der zwei Tore mitverschuldete. Ich wüsste nicht, welche Mannschaft im Moment schlechter ist außer die Königsblauen aus Gelsenkirchen, deren verwaschen grauer Auftritt beim Nürnberger Club in der ersten Halbzeit völlig unverständlich ist. Wer so tranig uninspiriert Fußball verweigert, darf sich nicht wundern, mit vier Punkten in Nachbarschaft zu den Kölnern auf dem vorletzten Tabellenplatz zu stehen. Offensichtlich wissen einige Spieler nicht, was die Glocken geschlagen haben. Während die Fans in der letzten Saison von dem blauen Wunder der 8. deutschen Meisterschaft träumen durften, erleben die Schalker in der aktuellen Spielzeit ein ganz anderes blaues Wunder. Der FC und Schalke brauchen dringend Punkte, sonst finden sich die Tabellennachbarn in vertrauter Eintracht in der 2. Bundesliga wieder.
Bei dem Auftritt der Mainzer Adam Szalai, Andre Schürrle und Lewis Holtby im Aktuellen Sportstudio als Boy Group “ Die Bruchweg Boys“ glaubte ich die schleichenden Gifte der Lobeshymnen aus der Gießkanne wirken zu sehen, die da heißen Leichtsinn und realitätsferner Überschwang. Doch weit gefehlt. Die Mainzer bezwangen in einem rasanten Highspeed-Fußballspiel über weite Strecken ebenbürtige Hoffenheimer 3:2 und bleiben nach sieben Siegen in Folge Tabellenführer. Wahnsinn!
Nicht minder beeindruckend der Auftritt der Dortmunder gegen den Rekordmeister aus München. In der zweiten Halbzeit wurden die Bayern regelgerecht auseinander gepflügt durch in allen Belangen überlegene Dortmunder. Die Münchener sind sicherlich immer noch eine gute Mannschaft, doch ohne Robben und Ribery fehlt ihnen die Qualität, die den Unterschied ausmacht. Und die Dortmunder? Nach einem Fünftel der Spielzeit ist es nicht verwegen, in den Dortmundern den Titelaspiranten Nummer eins zu sehen.
Dortmund & Mainz Top – Köln & Schalke Flop.
Manchmal geht es gerecht zu im Fußball. Die Tabellensituation spiegelt genau das wieder, was die vier Mannschaften auf dem Platz gezeigt haben. Können und Wollen auf der einen, sowie Unvermögen und Verweigerung auf der anderen Seite.
Glück auf!
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