„Nachhaltigkeit Wald 2020“ – Stadtwaldholzschreinerei ausgezeichnet
Dienstag, 11. August 2020 | Text: Susanne Wächter | Bild: Susanne Wächter
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Einst waren sie fest verwurzelt in den Wäldern von Köln. Das Holz, aus dem Wilfried Nißing und Sabine Röser von „Stadtwaldholz“ Möbel fertigen, stammt von Kölner Bäumen. Jetzt hat das Duo für seine Art zu arbeiten die dritte Auszeichnung erhalten – „Nachhaltigkeit Wald 2020″. Ein stilisierter Baum, eine Art Baum-Oscar, und die dazugehörige Urkunde kamen per Post. „Die Preisverleihung selbst musste wegen der Corona-Bestimmungen abgesagt werden“, erzählt Wilfried Nißing, der zusammen mit Sabine Röser extra nach München gefahren wäre. Nun haben sie sich die Verleihung per Live-Stream auf dem PC angeschaut und waren ganz zufrieden. Ein Film von ihnen wurde gezeigt, damit nun alle in der gesamten Republik wissen, wie die Schreinerei im Hinterhof der Koblenzer Straße arbeitet. Und das ist besonders, zumindest für eine Stadt.
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Die Wagenhalle – außergewöhnliches Gasthauserlebnis in historischem AmbienteRöser und Nißing verwenden für ihre Beistelltische, Stühle, Betten, Regale, Schalen und Kinderspielzeug ausschließlich Holz aus den Kölner Wäldern. Das überzeugte die Jury des Deutschen Landwirtschaftsverlages in München. In Köln ist Stadtwaldholz einzigartig. Und auch in anderen Städten gebe es keine vergleichbaren Schreinereien. „So wie wir arbeitet sonst keine Tischlerei“, sagt Nißing und seine Frau nickt zustimmend.
Nervöse Straßenbäume
Das Holz stammt von einst stattlichen Bäumen im Stadtwald, Königsforst, Grüngürtel oder anderen Waldflächen der Stadt. Der Name Stadtwaldholz ist Programm. Sabine Röser, die eigentlich Architektin ist, und ihr Mann Wilfried Nißing sind Naturliebhaber und zugleich ein starkes Team mit klarer Arbeitsteilung und Haltung. In ihre Werkstatt kommen nur Bäume, die irgendwo in der Stadt verwurzelt waren. „Das ist nachhaltig und ökologisch“, sagt Nissen. Lange Transportwege entfallen und es werden nicht extra für den Möbelbau Bäume gefällt.
„Wir haben hier Hölzer aus Durchforstungsarbeiten der Stadt“, erklärt Nissen, der von den meisten Hölzern weiß, von welchem Standort sie stammen. „Wir nutzen Bäume aus den Kölner Wäldern. Straßenbäume eignen sich nicht wirklich für die Weiterverarbeitung“, sagt Nissen. Straßenbäume seien „nervös“ wie er sagt, das Holz qualitätiv schwach. Das liege weniger an den Umwelteinflüssen, vermutet Nißing, sondern an der Art des Wachstums. „Straßenbäume stehen oft allein, ohne unmittelbaren Nachbarn, das macht sich im Wuchs und letztendlich im Holz bemerkbar“, so der Schreinermeister. Das Holz stehe unter Spannung, ließe sich nicht so gut schneiden und später nicht gut verarbeiten.
Keine Bäume von der Bonner Straße
Nicht nur deshalb haben sie keinen der 300 gefällten Bäume von der Bonner Straße verarbeitet. „Die wollten wir nicht haben, wir sind keine Freunde dieser großen Fällaktion“, sagt Röser. Sie sei selbst gegen die Fällungen aktiv gewesen. Genutzt hat es letztendlich nichts. Aber ethisch hätte sie dieses Holz nie verarbeiten können. Ihre Werkstatt ist ohnehin gut gefüllt mit verschiedenen Brettern von der Roteiche, Kirsche, Esche oder Ahorn. Nißing schneidet sie nach Anlieferung in mehrere Zentimeter dicke Bretter und schichtet sie zum Trocknen in die Nebenhalle.
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SeverinstorburgVier Jahre lang müssen sie dort lagern bis sie nach den Entwürfen Rösers zu Einzelstücken werden. Bleiben Stücke übrig, wird es verwendet. „Kleine Stücke verarbeiten wir zu Bauklötzen oder Schalen. Einiges wird auch Brennholz, genauso wie die Späne. Im Müll landet bei Stadtwaldholz also nichts, denn das gehört zum Nachhaltigkeitsgedanken des Paares.
Nachhaltige Holzwirtschaft in der Stadt
Röser und Nißing lieben und leben mit Holz. „Es ist ein sehr intensives Material, das sich mit der Hand sehr gut bearbeiten lässt. Früher war es normal, dass mit Holz aus der unmittelbaren Umgebung gearbeitet wurde“, erklärt Nißing, dem es wichtig ist zu zeigen, dass man auch in der Stadt eine nachhaltige Holzwirtschaft betreiben kann. Die meisten Hölzer kommen nämlich aus anderen Ländern und Regionen. „Unser Holz legt nur wenige Kilometer zurück“, so der Schreiner, der dazu eng mit dem städtischen Forstamt zusammeenarbeitet.
Wenn die Parkstadt Süd kommt, müssen Nißing und Röser ihre Schreinerei an der Koblenzer Straße aufgeben. „Das fällt mit unser Rente zusammen, aber Stadtwaldholz soll irgendwie weiterleben. Nur an einem anderen Ort“, sagen Röser und Nißing. Schade um das grüne Refugium, das die beiden sich dort zwischen ihren Hallen aufgebaut haben.
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