Nasse Füße bei der Taufe
Mittwoch, 18. Juli 2018 | Text: Susanne Wächter | Bild: Susanne Wächter
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Neugierig bleiben Passanten stehen. Was es wohl mit der Menschenansammlung am Kieselstrand dort unten auf sich hat? Mehrere Pavillons verteilen sich am Strand. Menschen stehen oder sie sitzen auf Decken oder einfachen Holzbänken. Es ist Taufe am Rhein. Einmal im Jahr veranstaltet die evangelische Kartäuserkirchengemeinde dieses Fest am Strand vor dem Rheinpark – mit Blick auf den Dom versteht sich.
Für Cindy und Oliver Baum ist das wichtig. Sie sind Kölner und natürlich ist auch ihr Sohn Derrick in der Domstadt geboren. So eine Taufe zu feiern, war ihnen wichtig. Die Zeremonie hat etwas Besonderes, findet auch die Oma, die zunächst nicht so begeistert von dieser Art Taufe war. Dieses erste Gefühl musste sie jedoch schnell relativieren. „Das ist herrlich hier und wirklich etwas ganz Tolles“, sagt sie während sie ihren Enkel fest im Visier ihrer Kamera hat.
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Capricorn (i) Aries BrasserieFamilie Baum ist eine von insgesamt 14 Familien. Isabella Makenroth ist der 15. Täufling. Mit ihren 36 Jahren auch gleichzeitig der Älteste. „In einer Kirche hätte ich es merkwürdig gefunden, zwischen all den Kindern als Erwachsene getauft zu werden“, gibt sie offen zu. Am Rhein allerdings ist für sie das Ambiente lockerer. Es sei nicht einfach, sich als Erwachsene taufen zu lassen. Sie hätte dies gerne als Kind schon vollzogen. „Ich war früher immer neidisch auf meine Klassenkameraden“, sagt sie. Als ihr Sohn getauft wurde, stand für sie fest, dass auch sie diesen Akt nun vollziehen wird. Als sie von der Rheintaufe erfuhr, war schnell klar, dass dies der richtige Ort für ihre Taufe ist.
Die Sonne knallt unbarmherzig vom Himmel. Dem Wind sei Dank, dass die Hitze gut zu ertragen ist. Doch dann, kurz bevor die Taufe im Wasser losgehen sollte, fliegt einer der Pavillons auf einen Teil der Gäste. Nichts passiert. Die Wasserretter der DLRG zeigen auch an Land blitzschnelle Reaktion. Mit vereinten Kräften verankern sie den Pavillon wieder zwischen den Kieseln. Vorsichtshalber postieren sich an allen vier Stangen helfende Menschen, damit die Feier nicht noch einmal gestört wird. Dann kann die Zeremonie beginnen. Pfarrer Mathias Bonhoeffer geht schnurstracks mit seinen Kollegen Dr. Anna Quaas und Tim Lahr ins Wasser. Die Säume ihrer Talare schwimmen auf dem Wasser. Die Eltern samt ihrer Familie folgen ihnen. Die meisten haben sich gewappnet und Wassersandalen und knielange Kleider oder kurze Hosen angezogen. Einige wenige gehen barfuß.
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Privatpraxis für Physiotherapie Frauke StöberEine Rheintaufe geht natürlich nicht so ohne weiteres ohne Aufsicht vonstatten. Das DLRG begleitet die Zeremonie zu Wasser und zu Land. Sicher ist eben sicher.
Derreck und seine Familie beobachten die ersten Taufen aufmerksam. Es ist ein bisschen wie bei der Taufe von Johannes am Jordan, findet Oliver. So wie Pfarrer Bonhoeffer es in seiner Ansprache sagt. Dann ist Derreck an der Reihe. Der kleine Kerl findet das alles sehr spannend, schaut mit großen Augen ins Wasser, als sein Onkel ihn waagerecht aber sicher in den Händen hält. Pfarrer Bonhoeffer streicht ihm leicht über seinen Haarflaum und segnet ihn mit Rheinwasser. Dann ist es auch schon vorbei. Die ersten Gäste ziehen mit ihrem Präsent, einem Glas Honig von Südstadtbienen gemacht und einem Buch zu ihrer Familienfeier.
Auch Cindy und Oliver Baum feiern im Anschluss zu Hause im engen Familienkreis weiter. „Dort haben wir alles vorbereitet“, erzählen die beiden, während Derrick immer noch fasziniert aufs Wasser starrt und genüsslich an seinem Schnuller saugt. Nicht jeder Täufling hat das Prozedere so gelassen hingenommen.
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