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Neuer Inhaber, vertrautes Gesicht – Eigentümerwechsel in der Maternus-Buchhandlung an der Severinstraße

Dienstag, 26. Januar 2021 | Text: Engelbert Broich | Bild: Engelbert Broich

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Zum neuen Jahr hat der Inhaber der Maternus-Buchhandlung gewechselt. Auf Bernhard E. Broich und Ursula Jünger folgt Gerrit Völker. Der Literaturwissenschaftler, Jahrgang 1977, ist ein vertrautes Gesicht im tiefen Ladenlokal an der Severinstraße 76. Mehr als zehn Jahre habe der hochgeschätzte Mitarbeiter maßgeblich am Erfolg mitgewirkt, danken ihm die Vorgänger. Seit Erweiterung der Räume 2011 verantwortete Völker das Sortiment. Dessen inhaltliche Ausrichtung will er fortführen. Heißt – die Kernschwerpunkte Literatur, Kinderbuch, anspruchsvolles Sachbuch werden vertieft und gezielt ergänzt.

„Noch mal anders frei“

Völker, dem die „Maternus“ ein Zuhause geworden ist, zeigt sich glücklich über den von seiner Familie unterstützten Schritt in die Selbständigkeit. Selbst in deprimierenden Corona-Zeiten. Schon unter Broich und Jünger, denen er vor zwei Jahren sein Interesse an der Geschäftsübernahme bekundete, habe er eine große Freiheit verspürt. Die jetzige Konstellation fühle sich „noch mal anders frei“, vor allem „verdammt richtig“ an.

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Als „sehr passend“ empfinden auch Broich und Jünger ihren schon weit vor der Pandemie gefassten Entschluss, das Geschäft in geeignete jüngere Hände zu legen. Ab 1985 haben sie die Ende 1945 in der Veledastraße begonnene Geschichte der Maternus-Buchhandlung fortgeschrieben. Gemeinsam mit dem später ausgeschiedenen Josef Broich übernahmen die seit 2009 miteinander verheirateten Lebensgefährten das zwischenzeitlich an der Bonner Straße angesiedelte Unternehmen. 1988 erfolgte der Umzug an die heutige Adresse, wo zuvor die alteingesessene Eisen- und Haushaltswarenhandlung Wahl firmierte.

Einladungen zu Lesungen online

„Wir blicken sehr zufrieden zurück auf unsere lange Buchhandelstätigkeit, die gleichwohl von einem enormen Wandel geprägt war“, stellt Jünger fest. Beispielsweise habe das Internet die teils aufwendige Recherche in papiernen Verlagskatalogen und -broschüren weitgehend ersetzt und erleichtert. Und statt wie früher Lesungen mit selbst gefertigten Plakaten zu bewerben, lade man inzwischen über soziale Medien zu Veranstaltungen mit Autoren wie Lukas Bärfuss, Feridun Zaimoglu und Norbert Scheuer ein.

Sich den Veränderungen stellen

Die notwendige Entwicklung sei ablesbar auch an der Einrichtung von Homepage und Internetshop. Beides habe spürbar zur Kundenbindung beigetragen. „Du musst dich Veränderungen stellen, Dinge ausprobieren“, erinnern Jünger und Broich etwa an die sie finanziell sehr bedrängenden Auswirkungen des U-Bahn-Baus in der Severinstraße. „Acht Jahre standen auch hier Bauzäune vor dem Geschäft.“ Massive Umsatzeinbußen im Tagesgeschäft habe man unter anderem durch gesteigerte Präsenz auf Fachmessen und -kongressen zu Gebieten wie Pädagogik, Medizin und Psychologie kompensiert.

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Ursula Jünger, die innerhalb ihres mannigfachen Vringsveedel-Engagements seit 2011 dem SeverinsBürgerpreis e.V. vorsitzt, und Bernhard E. Broich brechen eine Lanze für den inhabergeführten Sortimentsbuchhandel. Sie attestieren ihm im Vergleich mit dem Großbuchhandel eine größere Flexibilität. Die Kund*innen wüssten eine schnelle Anpassung an ihre Lese-Bedürfnisse zu schätzen. Völker teilt diese Meinung. Für ihn ist wichtig, dass sich in einer Buchhandlung auch das Viertel, die Interessen und Haltungen der Nachbarn abbilden. Derzeit stellt er eine gesteigerte Auseinandersetzung beispielsweise mit den Themen Feminismus und Rassismus fest.

Hoher Anteil an Lagerkäufen

„Auch der hohe Anteil an Lagerverkäufen zeigt, dass unsere Buchhandlung im Veedel eine hohe Akzeptanz erfährt“, spricht Völker von einem großen Vertrauen seitens der Kund*innen. Sie ließen sich überzeugen, gäben ihrerseits ebenso willkommene Tipps. Als enorm empfindet er deren Feedback sowie Solidarität in Corona-Zeiten. „Ich kenne unsere Kund*innen, sie kennen mich“, glaubt Völker zu wissen, worauf er sich einlässt. Umgekehrt kann die Kundschaft darauf vertrauen, dass er auch künftig „unabhängig von Bestsellerlisten und feuilletonistischen Pseudodiskursen“ beraten, empfehlen, das Gespräch pflegen wird; dass er – sobald möglich – ebenso die von ihm initiierte geschätzte Reihe der literarischen Lesungen fortsetzt. Immerhin darf die Maternus-Buchhandlung derzeit telefonisch oder schriftlich bestellte Titel an der Ladentüre verkaufen beziehungsweise versenden.

Text: Engelbert Broich

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