Nicolas und das Geheimnis der Buchveröffentlichung
Donnerstag, 25. Februar 2021 | Text: Karen Piontek | Bild: Karen Piontek/Nicolas Mueller
Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten
Selber mal ein Buch schreiben, davon träumen viele. Nicolas Mueller hat es gemacht und einen Urban-Fantasy-Roman für Kinder und Jugendliche geschrieben, in dem der junge Milo auf magische Weise in die Welt eines Buches eintaucht und dort versucht, den tragischen Verlauf der Geschehnisse zu ändern.
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Bambule’s Chilistube – Keine Angst vor SchärfeIm Gespräch mit meinesuedstadt.de verrät der Bayenthaler zwar nicht, ob Milo dieses Abenteuer besteht – aber dafür, wie viel Arbeit, Zeit und welche Schritte man braucht, um ein Buch zu schreiben und dann auch noch selbst zu veröffentlichen.
Nicolas, dein Buch „Milo und das Geheimnis von Polyrica“ ist im vergangenen Herbst erschienen. Wie kamst du als Wirtschaftsingenieur dazu, einen Fantasy-Roman zu schreiben?
Eigentlich hat das Ganze den klassischen Verlauf genommen. Ich habe in meiner Kindheit und Jugend immer schon viel und gerne gelesen, vor allem Geschichten, in denen es um Fantasiewelten ging. Die Bücher von Cornelia Funke, Harry Potter natürlich, und, und, und. Gleichzeitig habe ich mir nebenher auch immer schon eigene kleine Geschichten ausgedacht und aufgeschrieben. Wobei ich hier noch keinerlei Veröffentlichungabsicht hatte … was wahrscheinlich auch besser war (lacht).
Wann kam diese Absicht dann hinzu?
Ich glaube, als ich meine beiden Schreibkurse belegt habe. Den ersten habe ich kurz nach dem Abi gemacht, aber dann kam das Studium und das Schreiben ist ein wenig in den Hintergrund gerückt. Als ich angefangen habe, zu arbeiten, habe ich gemerkt, dass mir das Schreiben als Ausgleich fehlt. Daraufhin habe ich einen zweiten Kurs belegt, dieses Mal auch mit der Absicht, dass daraus ein vollendetes Buch entsteht.
Wie laufen so Schreibkurse ab und was genau lernt man da?
Da gibt es die unterschiedlichsten Formate. In meinem Fall hat mir der Schreiblehrer Aufgaben zugemailt, die ich dann bearbeitet habe. Wenn der Lehrer zufrieden ist, bekommt man eine weiterführende Aufgabe. Der Fokus kann auf allem Möglichen liegen: Wie strukturiert man einen Plot, wie erschafft man Charaktere, wie baut man einen Handlungsstrang auf – man lernt ein wenig die Grundzüge des Schreibens.
„Ich bin leider keiner, der einfach drauf losschreibt…“
Entstand im Rahmen des Kurses dann auch die Geschichte um Milo?
Nein, nicht direkt. Die Idee ist mir im Urlaub gekommen – als ich selber dem Alltag mal ein wenig entfliehen und gewissermaßen in eine andere Welt eintauchen konnte. Zurück zuhause, habe ich die Geschichte dann zunächst von vorne bis hinten skizziert. Ich habe relativ schnell gemerkt, dass ich leider nicht zu denen gehöre, die einfach drauflos schreiben können, sondern mir erst einen Plan machen muss.
Gleichzeitig hattest du ja aber einen full-time Job, der gerne mal 50, 60 Stunden die Woche in Anspruch nimmt – wie ließ sich das mit dem Schreiben des Buches verbinden?
Das war vor allem am Anfang eine Herausforderung. Ich habe meistens ein, zwei Stunden vor der Arbeit, dann natürlich am Wochenende oder im Urlaub geschrieben. Aber auch in der Bahn oder im Flugzeug, eigentlich, wann immer sich die Möglichkeit bot. Und ich habe mir eine Deadline gesetzt: Innerhalb eines Jahres wollte ich die Geschichte fertig haben. Ich glaube, ohne dieses Ziel hätte ich doch noch öfter Ausreden gefunden, warum ich auch morgen weiterschreiben kann.
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Severinstorburg – Tor zum VringsveedelWas war in dem ganzen Prozess des Schreibens die größte Überraschung für dich?
Definitiv die Zeit, die es braucht, ein Buch nach Fertigstellung der Geschichte noch zu überarbeiten. Ich bin selbst circa sechs Monate immer wieder über das Manuskript gegangen und habe Anpassungen gemacht. Darauf folgte dann später noch ein externes Lektorat und Korrektorat. Und ich würde gerne sagen, das hat zu nicht mehr vielen Änderungen geführt, aber das wäre gelogen (lacht).
Jetzt hast du das Buch nicht nur geschrieben, sondern auch selbst veröffentlicht – wie kam es dazu?
Mein Schreiblehrer hat die Idee des self-publishing aufgebracht. Die Möglichkeit war mir vorher gar nicht bewusst, aber ich habe relativ schnell die Vorzüge gesehen. Zum einen hat man die volle Entscheidungshoheit, was zum Beispiel das Cover, den Klappentext oder auch den Titel des Buches angeht, zum anderen dauert es mit einem Verlag oft noch einmal ein, zwei Jahre bis zur Veröffentlichung. Und die self-publishing-Szene besteht längst nicht mehr nur aus Autoren, die keine Verlage finden, es gibt viele erfolgreiche Autoren, die selbst veröffentlichen. Daher habe ich mir gedacht, warum eigentlich nicht? Auch weil ich an die Geschichte um Milo glaube und sie unbedingt erzählen wollte.
Woher wusstest du, wie das funktioniert?
Wusste ich nicht (lacht). Ich habe erst einmal versucht, so viel Wissen zu dem Thema aufzusaugen wie möglich. Mein Schreiblehrer war ein guter Ansprechpartner, aber ich habe auch alle möglichen Foren, Internetseiten oder auch Podcasts durchforstet, die sich mit dem self-publishing beschäftigen. Und es gibt eine relativ große und unterstützende Autorencommunity. So kriegt man dann nach und nach die notwendigen Tipps, was man machen und was man dabei beachten muss.
Wie genau lief der Prozess dann ab?
Zunächst habe ich mir eine Lektorin gesucht und mit ihr zwei Lektoratsrunden gedreht. Hier war ein guter Tipp, sich mehrere Lektor/innen anzuschauen, um herauszufinden, ob die Chemie stimmt. Anschließend kommt das Korrektorat, bei dem der Fokus vor allem auf Grammatik und Rechtschreibung liegt. Dann folgt der Buchsatz, das heißt, der Text wird so formatiert, dass er für den Leser angenehm zu lesen ist. Nachdem der Text dann final war, ging es an die graphischen Elemente. Mir war zum Beispiel wichtig, dass am Anfang der Kapitel sogenannte Kapitelzierden gedruckt sind. Dafür habe ich mit einer befreundeten Hobbyzeichnerin zusammengearbeitet. Und dann natürlich das Cover. Auch hier habe ich einen Kontakt empfohlen bekommen, eine Graphik-Designerin, die nach einem Austausch über den Inhalt des Buches verschiedene Motive entworfen hat.
Wie hast du dich letztendlich für eins der Motive entschieden?
Ich bin tatsächlich in Buchhandlungen gegangen – auch hier in der Südstadt – und habe die Buchhändler/innen um ihre Meinung gebeten. Ich dachte, die haben jeden Tag zig Cover in der Hand, die können sicher gut beurteilen, was funktioniert und was nicht. Ähnlich bin ich auch mit dem Titel verfahren. Ich habe mir eine Liste zusammengestellt und dann ebenfalls in Buchhandlungen, aber auch im privaten Rahmen Präferenzen abgefragt.
Wie ging‘s dann weiter?
Die letzten Schritte sind der Druck und der Vertrieb. Mir war relativ schnell klar, dass ich ein physisches Buch haben wollte und nicht nur ein eBook…
Warum war das wichtig?
Weil ich glaube, dass gerade die Zielgruppe des Buches, also Kinder und Jugendliche, doch noch öfter zu Printausgaben greifen. Und ich finde, in einem eBook kann man sich einfach nicht so verlieren wie in einem gedruckten Exemplar. Gleichzeitig bedeutete das aber auch, dass ich die gedruckten Bücher irgendwo lagern musste. Das übernimmt zum Glück der Vertriebspartner. Das heißt, die Druckerei liefert die Bücher dort hin und die übernehmen neben der Listung, dann auch den Versand der Bücher an Großhändler, Buchläden etc.
Ein wichtiger Aspekt, den normalerweise die Verlage übernehmen, ist Werbung – hast du da auch selbst etwas unternommen?
Ja, ein guter Tipp, den ich bekommen habe, war, mit dem Marketing nicht erst zu starten, wenn das Buch erschienen ist. Ich habe daher versucht, schon vorher, vor allem online, Mund-zu-Mund Propaganda zu kreieren. Ich habe zum Beispiel Leseexemplare an Buch-Blogger geschickt. Und wir haben eine Cover-Reveal-Aktion gemacht, bei der mehrere Blogger an einem Tag verschiedene Ausschnitte des Buch-Covers auf Instagram gepostet haben, die sich dann zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Darüber hinaus kann man auch ganz klassisch Werbung schalten, zum Beispiel auf eBook-Portalen. Das einzige, was Corona-bedingt leider ausfiel, waren Lesungen. Das würde ich auf jeden Fall gern noch machen, wenn es wieder möglich ist. Zum Beispiel in Aachen, wo ein Teil des Buches spielt und wo ich auch studiert habe, aber auch ein paar der Buchhandlungen hier in der Südstadt waren offen dafür.
Du hast das alles ja auf eigene Kosten gemacht. War dir im Vorfeld klar, was auf dich zukommt?
Ja, ich habe mir vorher genau überlegt, was circa wieviel kosten wird und ob es mir das wert ist. Ich konnte und wollte keine Unsummen ausgeben, aber, wenn ich das schon durchziehe, dann wollte ich auch, dass am Ende ein qualitativ hochwertiges Buch dabei herauskommt. Natürlich hoffe ich, dass ich mit den Verkäufen zumindest die Ausgaben wieder reinbekomme.
„Ich kann mir vorstellen, als Hybrid-Autor unterwegs zu sein.“
Gab es irgendwann in diesem Prozess Momente, in denen du dir doch einen Verlag gewünscht hättest?
Ja durchaus. So toll es ist, alles alleine zu entscheiden, so schwer kann es manchmal auch sein. Und natürlich hat man mit einem Verlag im Rücken einige Vorteile bei der Vermarktung des Buches. Auf lange Sicht kann ich mir durchaus vorstellen, als Hybrid-Autor unterwegs zu sein. Das heißt, dass ich sowohl Bücher weiter selbst veröffentliche, aber auch über Verlage herausbringe.
Du sprichst die Zukunft schon an: Momentan arbeitest du an Band 2 der Geschichte um Milo, worum wird es da gehen?
Es wird ein neues Abenteuer für Milo geben, das zeitlich nach dem ersten Buch spielt. Ich bin momentan dabei, die Geschichte zu skizzieren, daher sind noch nicht alle Details final, aber Milo wird auf ein paar alte und neue Wegbegleiter treffen.
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Tanzetage Köln – Jeder Mensch ist ein TänzerHast du dir für den Schreibprozess etwas vorgenommen, basierend auf den gesammelten Erfahrungen?
Ja, ich will etwas disziplinierter sein, was meinen Schreibstil angeht, damit das Lektorat nicht so viel kürzen muss (lacht). Und ich überlege, eine Testleser-Phase einzubauen. Dabei würden ausgewählte Personen Rohfassungen des Buches lesen und bewerten, sodass Leserrückmeldungen noch während des Entstehungsprozesses eingebaut werden können.
Dann viel Erfolg beim Schreiben und danke für die vielen interessanten Infos!
Nicolas freut sich im Übrigen immer über Feedback zu Milo‘s Abenteuern, die Möglichkeit, (virtuelle) Lesungen zu geben, aber auch über Austausch zum Thema Schreiben und Veröffentlichen. Er ist am besten per eMail über seine Webseite oder Instagram zu erreichen.
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