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Südstadt

„Niemals geht man so ganz“

Donnerstag, 5. Mai 2022 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Nora Koldehoff

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Neben der Sache mit der Schokolade und dem Mann ist dies sicherlich die bekannteste und meistzitierte Liedzeile von Trude Herr. Jetzt steht sie neben ihren Lebensdaten auf dem Infoschild, das das offizielle Straßenschild „Trude-Herr-Park“ ergänzt.

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Die meisten Besucher*innen des Parks wissen wohl, wer die quirlige Urkölsche Trude Herr war, doch selbstverständlich ist dieses Wissen eben doch nicht. Umso wichtiger ist, dass neben dem Namensschild auch kurz erklärt wird, wer die so geehrte Person eigentlich war.

Ergänzende Hinweisschilder als Standard

Dass dieser Hinweis oft auch bei vergleichsweise neuen Straßenschildern fehlt, fiel vor einiger Zeit unserem „Fahrradbürgermeister“ Reinhold Goss auf: Als vor zwei Jahren die Fahrrad-Schnitzeljagd, „Alleycat“, am Anna-Schneider-Steig am Rheinufer starten sollte, fragten sich einige Teilnehmer*innen, wer Anna Schneider denn eigentlich war. So genau wusste das auf Anhieb niemand – dabei ging auf ihre Initiative die erste Frauenrechtsorganisation der Arbeiterbewegung in Deutschland zurück.

„Eigentlich sollten grundsätzlich an allen Straßen und Plätzen, die nach Personen benannt worden sind, auch zusätzliche Informationen stehen“, findet Goss. Mit einem entsprechenden Hinweisschild am Anna-Schneider-Steig hatte er den Stein ins Rollen gebracht – und ihn im nächsten Schritt dann sozusagen schräg gegenüber in den Trude-Herr-Park weitergerollt.

Reinhold Goss, Cornel Wachter und Andreas Hupke (v.l.)

Trude Herr ist im Stadtgedächtnis – und auch weit darüber hinaus – sehr viel präsenter, als die sozialistische Arbeiterin. Aber auch am nach ihr benannten Park fehlte ein Schild – bis heute. Pünktlich zum 4.Mai, an dem das Allroundtalent 95. Geburtstag gehabt hätte, wurde es am Mittwochmittag feierlich enthüllt.

Eine von uns

Der Künstler Cornel Wachter hob hervor, dass Trude Herr insbesondere mit ihrem „Theater im Vringsveedel“ ihrem Publikum einen Spiegel vorgehalten, aber auch selbst in selbigen hineingeschaut habe. Auch wenn sie sich ungern auf der Straße ansprechen ließ, wurde sie auf Augenhöhe wahrgenommen, als „eine von uns“.

Das legendäre Theater in den Räumen des heutigen Odeon-Kinos hatte Trude Herr als Kontrapunkt zu den gängigen und etablierten Volkstheatern von Millowitsch & Co. aufgebaut. Hier wurden volksnahe und sozialkritische Stücke gespielt; das Theater galt lange Zeit als das bestbesuchte in ganz NRW. Und das, obwohl es finanziell gar nicht gut lief. Das lag auch daran, dass die Stadt ihr mehrfach beantragte Subventionen nicht bewilligt hatte.

„Ein bisschen hat die Stadt hier auch etwas wieder gut gemacht“, sagte Bezirksbürgermeister Andreas Hupke. „Dass ein solch großer Park nach einer Künstlerin und Schauspielerin benannt wird, ist keine kleine Nummer.“ Sowas finde sich sonst eigentlich nur noch in Paris.

Bennenungen nach Frauen immer noch Seltenheit

In Köln gibt es, wie überall, noch großen Nachholbedarf an der Benennung von Straßen und Plätzen, die an Frauen erinnern. Der Kölner Frauengeschichtsverein beziffert die Anzahl von „topografischen Bezeichnungen, die Frauenbiografien berücksichtigen“ auf zehn bis elf Prozent und macht sich für entsprechende Neu- und Umbenennungen stark.

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Das letzte Wort vor der Enthüllung der Erklärtafel hatte am Mittwoch Hilde Schmitz, die Vorsitzende des Trude-Herr-Fanclubs. Sie nutzte die Gelegenheit für eine Richtigstellung: In Medienberichten über Elmar Schultes Trude-Herr-Denkmal im gleichnamigen Park habe es geheißen, die Stadt ehre damit ihre Künstlerin. Schmitz hingegen wies darauf hin, dass die Finanzierung des Denkmals im Park ganz ohne Zutun der Stadt, sondern aus vom Trude-Herr-Fanclub organisiert wurde: „Dafür haben wir nicht nur Geldspenden gesammelt, sondern auch die eigenen Sparkonten geplündert.“

Zuletzt hatte der Fanclub sehr dabei geholfen, Fotomaterial für den Bildband „Trude Herr. Ein Leben“ beizusteuern. Für das Buch haben die Autorinnen Heike Beutel und Anna Barbara Hagin Interviews mit Weggefährt*innen von Trude Herr geführt.

Heike Beutel und Anna Barbara Hagins Buch ist 2021 im Emons Verlag erschienen

Im Odeon-Kino wird am Sonntag anlässlich des Geburtstags das Stück „Scheidung op Kölsch“ von und mit Trude Herr als Kölsche Matinee gezeigt.
Die Schauspielerin, Sängerin und Theaterdirektorin wird in der Südstadt immer noch gefeiert, auch mehr als 20 Jahre nach ihrem Tod. Denn niemals geht man eben so ganz.

 

Text: Nora Koldehoff

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