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Bildung & Erziehung Gesellschaft

Nimm’ doch einfach den Frosch!

Donnerstag, 7. Januar 2016 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Wie eine Lymphdrainage mit einem Frosch funktioniert, erklärt Euch Isabel Damm in diesem Artikel. Denn das hat sie während ihres 4-wöchigen Aufenthalts in Ghana gelernt. „Meine Südstadt“ hatte die Hebamme aus der Südstadt im August, kurz vor ihrer Abreise zu einem ehrenamtlichen Projekt besucht. Nun ist es wieder so weit. Kurz vor ihrer nächsten Abreise nach Ghana haben wir sie erneut getroffen.
 
Isabel Damm ist noch ganz aufgeregt. Weihnachten steht vor der Tür, die letzten Einkäufe müssen getätigt werden, die werdenden und die neuen Mütter wollen mit ihren Babies betreut werden – und dann noch „Meine Südstadt“ im Wohnzimmer.
Wie war es denn in Afrika? Die viel und weit gereiste Weltenbummlerin Isabel ist noch voller Eindrücke aus Afrika.
 
Sie führt mich voller Stolz zu einem türkisfarben gestrichenen Tisch in ihrem Wohnzimmer: Auf dem Tisch liegen die Fotos von den 25 TeilnehmerInnen des Unterrichtes, den sie mit einer Kollegin vor Ort gegeben hat. Liebevoll rückt Isabel das ein oder andere Foto zurecht. Sie nennt mir alle Namen der TeilnehmerInnen: “Das hier war der älteste Teilnehmer, der kam, wie alle in traditioneller Kleidung. Viele von ihnen sind morgens um 6 Uhr schon aufgestanden, weil sie weit weg wohnten. Der Bus der Organisation TYSGI hat alle TeilnehmerInnen abgeholt, damit sie pünktlich um 10 Uhr da sein konnten. Der Kurs ging täglich bis 14 Uhr. Der Busfahrer hat die TeilnehmerInnen dann wieder nach Hause gefahren. Viele haben nach 17 Uhr noch gearbeitet. Auf dem Feld oder Fische gefangen oder Kinder betreut“.
 
Rauschendes Begrüßungsfest
 
Als Isabel und ihre Kollegin Hedwig in Ghana ankamen, bekamen sie erst einmal eine  4-tägige Orientierung im Volunteerzentrum in Keta Woe. Dort empfing sie der Direktor der Organisation TYSGI (The Young Shall Grow International), sie lernten die Köchin, die Dolmetscherin und den Busfahrer kennen. “Dort haben wir uns noch 2 – 3 Tage mit der Unterrichtsvorbereitung beschäftigt. Dann sind wir mit dem Bus zu unserem Dorf Anyako gefahren. Das ist ungefähr 1,5 Stunden von der Basisstation Keta Woe entfernt” erzählt Isabel. “Im Dorf hatte die Organisation ein Haus für uns gemietet, mit Dusche und Wassertank. Nach der langen Fahrt bei Temperaturen um die 40 Grad, kamen wir total verschwitzt in dem Dorf an. Wir wurden dann gleich zum Dorfplatz geführt und dann kam die große Begrüßung. Mit Bürgermeister, Trommlern, Tänzern, alle unsere zukünftigen Schüler waren anwesend. Und mittendrin standen wir – total verklebt und verschwitzt! Alle haben eine Rede gehalten. Wir haben auch eine kurze Rede gehalten, die der Direktor in die Sprache EWE übersetzte. Und dann kam der Chicken-Dance. Der heißt wirklich so! Ganz offiziell”. Während Isabel erzählt, strahlen ihre Augen vor Begeisterung. Hedwig und Isabel hatten sich zu diesem Zeitpunkt eine Dusche und frische Kleider gewünscht, gerade für das wichtige Begrüßungsfest. So wie man das aus Europa gewöhnt ist. In Anyako war das aber keineswegs von Bedeutung – Hauptsache sie, die Gäste, waren angekommen.
 
30 Fischaugen auf dem Teller
 
Die Dolmetscherin Mazi und die Köchin Tina wohnten mit Hedwig und Isabel im gleichen Haus. Wie war denn das Essen in Ghana, frage ich. “Das Essen war erst einmal wie in jedem fremden Land gewöhnungsbedürftig. Bei fast jeder Mahlzeit gab es getrockneten Fisch. Da schauten uns bestimmt 30 Fischaugen vom Teller an. Es gab 3 Mal täglich Essen, meist mit Tomatensauce und Okraschoten. Abwechselnd gab es Maisbrei, Reis oder Hirse,” lacht Isabel und nimmt das wenig abwechslungsreiche Essen mit Humor.

 

Unterricht unter freiem Himmel
 
Von Montag bis Freitag verbringt Isabel den meisten Tag im Seminar. Der Unterricht findet in einem Stuhlkreis unter freiem Himmel unter einem Mangobaum im Schatten statt: “Die Menschen dort sind sehr gläubig. Aus diesem Grund wurde jeden Morgen gebetet und gesungen. Der Unterricht wurde sozusagen gesegnet. Wir haben den Stoff vom Vortag wiederholt, neuen Stoff gelernt und viel mit Rollenspielen gearbeitet. Unsere SchülerInnen waren geborene Schauspieler! Auch die Männer haben dann ja schwangere Frauen mit Beschwerden gespielt – und das großartig gemacht. Natürlich sehr übertrieben. Wir haben alle herzlich gelacht. Auch sonst waren  unsere TeilnehmerInnen sehr wissbegierig.”
 
Isabel hat auch viel in Afrika und ihrem Kurs gelernt: “Wir haben unsere TeilnehmerInnen nach ihren lokalen Therapien gefragt und sie uns erklären lassen. Die Lymphdrainage auf Afrikanisch geht so: Man nimmt einen lebenden Frosch, wickelt ihn in ein Tuch und legt ihn auf das geschwollene Bein der Schwangeren. Der Frosch hüpft auf dem Bein auf und ab, Massageeffekt. Das macht man 3 Tage in Folge. Es wirkt! Ich habe auch viel über lokale Kräuter gelernt. Es gibt eine Pflanze, die bewirkt, dass die Gebärmutter sich nach der Geburt gut zurückbildet. Wie das Hormon Oxytocin. Das ist faszinierend.”

 

Jüngste Teilnehmerin, Tochter einer Teilnehmerin mit Geburtspuppe. / Foto: Privat

Sie erzählt begeistert weiter: “Wir haben vor Ort mit einer ghanaischen Hebamme gearbeitet. Sister Berta hat im Dorf ein Hebammenzentrum. Wir haben einen ihrer Räume für unseren Kurs in der Praxisarbeit angemietet. Es war sehr interessant, dort die Gewohnheiten und Mentalität der Menschen kennen zu lernen. In dem Hebammenzentrum von Sister Berta bringen Frauen ihre Babies wie in unserem Geburtshaus zur Welt. Nach einem 4-stündigen Aufenthalt verlassen die Frauen mit ihren Babies das Zentrum und gehen nach Hause. Einmal die Woche kommen sie ins Zentrum, um die Entwicklung ihres Babies checken zu lassen. Das ist nicht wie bei uns geregelt, dass eine Frau um 8 Uhr, eine um 9 Uhr und eine um 10 Uhr kommt. Sie kommen alle morgens um 8 Uhr und sitzen da gemeinsam auf den Bänken vor den Räumlichkeiten des Hebammenzentrums. Da sind Schwangere und Frauen mit Baby. Sie verbringen den Tag dort gemeinschaftlich und gehen alle um 17 Uhr. Für uns war das auch perfekt. Wenn wir gerade einen besonderen Umstand im Kurs besprachen, gab es immer eine schwangere Frau, die uns dazu etwas erzählen konnte. Es war eine gegenseitige Neugier, die sehr spannend war.”
Nach einer Mittagspause ging der Unterricht bis 14 Uhr. Und dann kam ein Teil, der Isabel sehr wichtig war.
 
Neue Entdeckungen
 
Isabel wollte ihre SchülerInnen, das Dorf, die Umgebung und die Kultur Ghanas kennenlernen. Also, begleitete sie eines Tages ihre SchülerInnen auf der Fahrt mit dem Bus und dem Fahrer Paul nach Hause. “Es wurde die ganze Fahrt über gesungen und gelacht. Auf dieser Fahrt haben sie sogar ein Lied entwickelt. Weil ich immer ‘Ja, super’ gesagt habe, wenn sie richtige Antworten im Unterricht gaben, haben sie das Lied ‘Ja, super’ genannt und immer gesungen,” Isabel ist sichtlich gerührt und gleichzeitig stolz darüber. Manchmal sind Isabel und Hedwig mit der Köchin Tina, der Dolmetscherin Mazi und dem Fahrer Paul auf den wöchentlichen Markt gefahren. „Das war ein Erlebnis! Es gab in der Zeit nur vier Weiße auf dem Markt. Wir haben uns aus der Entfernung schon mal zugewunken. Viele Afrikaner jedoch riefen bei meinem Anblick dann: ‘Jivuu! Jivuu!’ – das heißt ‘Weißer”. Ich habe dann zurückgerufen: ‘Amayibo!’ – das heißt ‘Schwarzer!’. Das war wie ein Echo und ist dort üblich. Die Freude war groß. Ich habe manchmal auch TeilnehmerInnen aus dem Kurs auf dem Markt getroffen. Die haben sich sehr gefreut und waren stolz, dass ich Interesse an ihrem Leben habe.”

 


Frauen warten im Hebammenzentrums von Sister Berta. / Foto: Privat

Isabel schafft es, ihre Begeisterung und ehrlich empfundenes Interesse auch in einem kleinen Dorf in Ghana zu transportieren. Sie hat neue Menschen gefunden, die weit mehr als TeilnehmerInnen an einem Kurs oder Dolmetscherin oder Köchin oder Busfahrer für sie sind. In ihrem Hebammen-Zimmer zeigt sie mir einen großen Koffer: “Den habe ich auf der facebook-Gruppe von „Meine Südstadt“ gefunden. Ich habe gefragt, ob jemand einen alten Koffer hat, den er nicht mehr braucht, da ich einen für alle meine Mitbringsel und für Spenden benötige. Den würde ich auch in Afrika lassen. Da habe ich diesen geschenkt bekommen.” Und der ist schon rappelvoll mit liebevoll ausgewählten Kleinigkeiten für die Menschen, die Isabel begegnet sind. “Besonders liegen uns die Kinder am Herzen,” erzählt sie .“Wir haben gesehen, dass viele Kinder zum ersten Mal Stifte in den Händen hielten. Die hatten wir mitgebracht. Im Volunteerzentrum haben wir den Jungen Joseph kennengelernt. Ein Schulbesuch kam für ihn nicht in Frage, das seine Eltern nicht die 30 Euro im Monat aufbringen können. Diese Kosten haben wir jetzt übernommen. Wir fliegen am 6. Januar zum letzten Teil unseres Hebammen-Kurses nach Keta Woe. Da bin ich mal gespannt, was er uns über die Schule erzählen wird.”
 
Isabel zieht ein Fazit: “Afrika ist arm. Aber nicht so wie in Asien oder anderswo. Es ist ursprünglicher und noch ärmer. Ich gehe jetzt noch umsichtiger mit Wasser um. Ich lasse kein Wasser unnötig laufen. Ich habe wieder gemerkt: Weniger ist mehr. Und man sollte  sein Herz öffnen, sonst passiert nichts!”
 
Dies ist zwar der letzte Teil dieses Projektes in Ghana. Aber für Isa scheint es noch lange nicht die letzte Reise gewesen zu sein. Sie möchte weiter an ähnlichen Projekten arbeiten. Neben ihrer Arbeit als Hebamme und Therapeutin leistet sie auch privat Entwicklungshilfe vor Ort. Ihr könnt ihr immenses Engagement auch unterstützen. Wenn Ihr nicht selber in den nächsten Flieger springen könnt, um zu helfen, so könnt Ihr Isabel und Hedwig finanziell unterstützen. Hier erfahrt Ihr mehr darüber: www.gofundme.com/z8wrk8.

 

 

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Text: Aslı Güleryüz

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