Obdachlose mit Zukunft ziehen um
Donnerstag, 21. Januar 2021 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Die etwa 40 Mitglieder des OMZ (Obdachlose mit Zukunft) e.V. haben das von ihnen Anfang 2020 besetzte Haus auf dem Großmarktgelände am Bahndamm verlassen und sind in die Gummersbacher Straße 25 umgezogen.
Im Schatten vom Deutzer Stadthaus hatte das städtische Wohnungsamt ihnen für die kommenden anderthalb Jahre eine ebenfalls dem Abriss geweihte Immobilie organisiert, grob hergerichtet und mit Heizstrahlern, neuen Duschkabinen und Gemeinschaftsküchen ausgestattet.
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Dreiling Orthopädie-SchuhmacherDas OMZ 1, wie der OMZ e.V.-Vereinsvorsitzende und Sprecher, der langjährig wohnungslose André Salentin, das Haus am Großmarkt nennt, ist Geschichte.
Zusammen mit dem obersten Hausmeister des Wohnungsamtes, Stefan Cron, schaut Salentin an der Fassade des Hauses hoch, wo auch aus den oberen Etagen das letzte Mobiliar und Hab und Gut der BewohnerInnen ihren Weg in den Möbeltransporter finden.
Zukunft soll die Entwicklung eines selbstverwalteten, basisdemokratischen Wohn- und Arbeitsprojekts sein. Die Gummersbacher Straße 25 ist dafür nur eine Zwischenstation, ein suboptimale, wie André Salentin findet: „Hier können wir nicht aufbauen, was uns vorschwebt: Eine selbstverwaltete Hausgemeinschaft mit Werkstatt und ausreichend großem Raum für Vollversammlungen. Obwohl das eigentlich vom Rat beschlossen wurde. Denn unser Ziel ist ja, möglichst viele von uns, die noch keine Arbeit haben, in die Arbeit zu bringen.“
Interim, ein Kölner Klassiker
Dafür muss die Stadtverwaltung, genau gesagt das Liegenschaftsamt, jetzt weiter suchen. Nach einer Immobilie, die sich nachhaltig eignet und in die die OMZler dann erneut umziehen können, wenn an der Gummersbacher Straße in ca 18 Monaten abgerissen und von der GAG neu gebaut werden wird – ein Interim also wieder, das manchen OMZler betrübt…
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Jidokan e.V. – Haus der Kampfkünste und FreundschaftDoch nicht alle der etwa 40 OMZler sind so skeptisch wie André Salentin, vor allem die nicht, die vor ihrer Zuflucht ins OMZ-Gebäude am Großmarkt schon lange auf der Straße lebten, ohne Arbeit und ohne Anspruch auf Sozialleistungen – WanderarbeiterInnen aus Osteuropa. Wie Ada.
Die 36jährige Polin, in deren Leben nach eigener Aussage einiges schief lief, versuchte ihr Glück zunächst in den Niederlanden, bevor sie dann in Köln strandete und zu Beginn der Corona-Pandemie zu der Gruppe im besetzten Haus am Großmarkt stieß. Hier hat sie sich in die Gemeinschaft eingelebt.
Sicherheit und Wärme erstmal
Mit schnellen Schritten räumt sie ihre wenigen Möbel mit einem Freund aus dem Umzugswagen in ihr Zimmer „I´m happy, that´s my home now. I feel safe.“ sagt sie, die wegen ihres noch radebrechenden Deutschs lieber Englisch spricht, spürbar erleichtert. Erleichtert über das kleine, beheizte Zimmer, das neben der Gemeinschaftsküche liegt und ein eigenes Waschbecken hat. Sie sei gespannt auf die Zukunft und wie es mit dem OMZ weitergehe. „I´m ready to work, I´m still young, I have two hands, I´ll do everything!“ sagt sie mit Nachdruck. Als erstes steht für sie an: Die Wände ihres eigenen kleinen Reichs zu streichen.
Sozialpolitische Chance
Gerade auch die Menschen aus Südosteuropa, deren Aufenthaltsstatus als EU-Bürger hier bei uns dem von Touristen gleicht, von der Straße zu holen – das sei wichtig, hatte Wohnungsamtsleiter Josef Ludwig schon vor Monaten gesagt. In seinen Aufgabenbereich fiel, die „Anschluss-Immobilie“ zu suchen und zu finden und städtischerseits zu verwalten. „Eine einmalige sozialpolitische Chance“ nannte er das OMZ-Projekt damals
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Jidokan e.V. – Haus der Kampfkünste und FreundschaftJetzt begleitet er den Umzug aus der Südstadt nach Deutz und übergibt das OMZ1 – ein ehemaliges Bürogebäude im Besitz der Stadt, wieder an die Liegenschaften, die es wegen der weiteren Planungen zur Parkstadt Süd in den kommenden Tagen abreißen lassen werden.
In den kommenden Monaten wird sich zeigen, wie ernst es der Stadtverwaltung mit der Umsetzung des Ratsbeschlusses vom 29.6.2020 ist – das Projekt, vom Sozialamt begleitet, mit aufzubauen und dafür eine geeignete, dauerhafte bewohnbare Immobilie zur Verfügung zu stellen. Denn: Schon jetzt haben die OMZler einiges bewirkt:
„Durch die ganze Öffentlichkeitsarbeit unseres Vereins haben wir geschafft, dass sich Vermieter melden und kleine Wohnungen anbieten. Da haben jetzt schon ein paar Leute aus dem OMZ eine eigene Wohnung bekommen und sie haben auch Arbeit. Manche aber wollen nicht ausziehen, denn sie bleiben lieber in der Gemeinschaft.“ sagt André Salentin, der sich unermüdlich für die Belange von Wohnungslosen einsetzt.
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