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Sport Südkids

Olli ist mehr als ein Vorname

Dienstag, 21. Mai 2013 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ich weiß nicht, ob es euch schon aufgefallen ist, aber es gibt da ein neues Geräusch in der Südstadt. Das Abrollen vier kleiner Rollen, die sich unter einem Brett verstecken. Da wird „gepusht“, „gegrindet“, „geflippt“ und eben „ge-ollit“.

 

Ich rede über das Skaten. Seit die Skate-Plaza an der Südbrücke erbaut wurde, finden sich zahlreiche Anhänger dieser Fortbewegungsgart zwischen Rheinauhafen und Chlodwigplatz. Ich selbst bin mit diesem Virus seit gut einem halben Jahr infiziert, wenn auch in der für meine Alterklasse angepassten Version, dem Longboarden.

 

Hier ist das Brett länger, die Rollen weicher, und es geht vornehmlich um ein elegantes und entspanntes Vorankommen. Und nun stehe ich – der Anfänger, der Alt-Herren-Skater – kurz davor, einen der besten deutschen Skateboarder zu interviewen: Christoph Wildgrube, in der Skate Szene bekannt als Willow.

Der Mann ist vor knapp 30 Jahren in Berlin geboren worden und lebt mittlerweile mit Frau und zwei Kindern in Erftstadt, also quasi in Köln. Anlässlich einer Marketing-Aktion eines seiner Sponsoren, treffe ich ihn bei Tante Skäte, dem Skateshop in der Südstadt. Um mich nicht gleich als vollkommen unerfahren zu outen, nehme ich noch schnell einen Nachhilfekurs für Fachausdrücke bei Max (12), Sohn der „Tante Skäte“ Ela Grilec. So vorbereitet starte ich bei überraschend sonnigem Wetter auf dem Ubierring sitzend in ein Gespräch über die Welt der Profiskater.

Willow, auch seine Frau nennt ihn so, fährt als einziger Deutscher für die Teams von Almost und Etnies. Dabei zieht er nicht von Wettkampf zu Wettkampf, wie wir es aus anderen Sportarten kennen, sondern jettet mit internationalen Teamkollegen rund um die Welt, um immer neues Foto- und Filmmaterial aufzunehmen, das seine Sponsoren dann nutzen können. Auch wenn er nicht auf Tour ist, sucht er sich einen Spot, also eine interessante Stelle, ruft seinen Fotografen und Kameramann an und versucht sich an neuen Tricks (Treppen herunterstürzen, das Board wie schwerelos durch die Luft gleiten lassen usw.).

Ich erfahre, dass Skateboarden eine sehr individuelle Sportart ist. Es gibt zahlreiche Sparten, er selbst fährt „Street“, nutzt also alles auf der Strasse Vorhandene zum Drüber- und Runterspringen.. Auch wenn er Bestandteil eines internationalen Teams ist und der Austausch, das Zusammensein, mit den Kollegen „eine definitiv gute Zeit“ ist, ist man doch letztlich „sein eigener Chef“.  Selbstdisziplin, denke ich, ist wohl unabdingbar für diese Sportart.

Auf meine Frage, was ihn denn immer wieder aufs Brett treibt, meint er, dass das gar nicht mehr anders gehe. Seit fünfzehn Jahren er ist er quasi süchtig nach Skaten und entdeckt immer wieder Neues. Jeden Tag, sagt er, gibt es einen neuen Trick und man ist nie fertig. Dass er infiziert ist, merkt man auch daran, dass sich sein Privatleben dem Sport unterordnet: Urlaub zu planen ist kaum möglich, und so kommt die Familie dann eben mit zu Aufnahmen nach Los Angeles oder sonstwo auf der Welt. Ich will wissen, wie das ist, wenn einer wie er, ein Star der Szene, sich unters gemeine Volk mischt – zum Beispiel auf der Skate Plaza in der Südstadt. In Köln, erzählt Willow, sei das recht entspannt, weil die Leute ihn hier kennen. Aber wenn er beispielsweise in Bielefeld oder Hoyerswerda auftaucht, dann passiert es, dass sich die anderen Skater hinsetzen, um ihm zuzuschauen. Ihm wäre es allerdings lieber, man würde einfach gemeinsam mit ihm fahren.

 

Zum Abschluss unseres Gesprächs will ich wissen, ob es denn einen Plan für die Zeit danach gibt? Willow hat eine Ausbildung zum Bürokaufmann, war allerdings zu diesem Zeitpunkt eigentlich mehr auf dem Brett unterwegs, denn auch schon damals hatte er Sponsorverträge, und er sieht einer Post-Skate-Phase entspannt entgegen. Irgendwas werde sich schon finden, vielleicht etwas gestalten aus den unzähligen Brettern die er hat.

Wir sitzen nach dem Gespräch noch ein wenig in der Sonne, und ich merke, wie beeindruckt ich bin. Beeindruckt von einem wirklich coolen Typen. Mit cool meine ich jemanden, der eins ist mit dem, was er tut. Der was gefunden hat, in dem er aufgeht und das völlig unaufgeregt auslebt. Willow gibt noch bereitwillig Autogramme und macht sich dann auf, man ahnt es schon, zum Skaten.

 

Ach ja, hier noch ein kleines Glossar:

Pushen = Abstoßen vom Boden

Grinden = Mit den Achsen des Bretts über Hindernisse gleiten

Flippen = Das Brett im Sprung drehen, hier gibt es zahlreiche Varianten

Olli = Mit dem Brett aus der Geraden hoch springen.
 

 

Sascha Schiffbauer

Text: Gastbeitrag

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