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Kultur

Oriental Jazz zu Eis mit Datteln!

Mittwoch, 1. Mai 2013 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Seit sieben Jahren schon lädt Mehdi Tabatabei immer wieder dienstags Musiker in sein Restaurant „Oxin“ ein. Mehdi, der selbst gern Gitarre, Oud (Kurzhalslaute aus dem Mittelmeerraum) und Sethar (dreiseitige Langhalslaute) spielt, lernte über einen inzwischen verstorbenen Gitarristen-Freund den Jazz-Musiker Nicolas Simion kennen. Am Dienstag spielte der zum dritten Mal zusammen mit Martin Gjakonovski im „Oxin“ und gemeinsam verzauberten sie die Gäste mit ihrer Darbietung.

Mehdi Tabatabei ist mit den letzten Vorbereitungen für den Abend beschäftigt, als ein Ehepaar sein Lokal betritt. „Wir hatten einen Tisch reserviert“, sagt der Herr. „Wissen Sie, dass wir heute Abend hier Live-Musik haben werden?“ fragt Mehdi Tabatabei freundlich. „Ja, deswegen sind wir hier.“ Mehdi weist dem Ehepaar Simone und Georg Schattler seinen Tisch zu. Mir erklärt er anschließend: „Ich habe ein Pärchen schon wegschicken müssen. Sie wussten nicht, dass es Musik gibt heute Abend und wollten das lieber nicht.“ Doch die meisten Gäste sind informiert und der Laden ist bis auf den letzten Tisch voll. 

Walburga Riepen freut sich auf diesen Abend mit orientalischem Essen und Musik. Sie ist Deutsch-Lehrerin an der VHS und Dozentin für das Projekt Lesementor Köln. Sie kennt die Ehefrau von Mehdi aus ihrem Unterricht: „Shima Tabatabei hat mich über den Abend informiert und gesagt, dass einer der Musiker Saxophon spielt. Die Freundin meines Sohnes Moritz spielt auch Saxophon. Da dachte ich, das ist doch eine schöne Gelegenheit, die ganze Familie zum Essen einzuladen. Unsere beiden Söhne sind dabei, deren Freundinnen, mein Mann und ich. Was für eine Musik genau gespielt wird, weiß ich nicht. Ich kenne auch die Musiker nicht. Wir wollen solch ein Engagement aber unterstützen und werden uns von der Musik überraschen lassen.“

Schnell und professionell packen Nicolas und Martin ihre Instrumente aus und legen gleich los. Beide sind Profimusiker und haben schon etliche CDs eingespielt. Sanfter Jazz, gehaucht von einem Saxophon und gezupft auf dem Kontrabass. Einige Melodien kennt man – die Jazz-Evergreens sozusagen. Caravan (Juan Tizol), St. Thomas (Sonny Rollins), Feelings (Morris Albert), Besame Mucho (Consuelo Velázquez) und auch traitionelle Volkslieder aus den Heimatländern der beiden Musiker, Mazedonien und Rumänien. An der Cajon werden die beiden von Martins 16-jährigem Sohn Levin unterstützt. „Leider haben wir nicht so viel Platz hier – sonst hätten sie die Fläche gerne zum Tanzen nutzen können,“ scherzt Nicolas.

 

Nicolas ist der „Chef“ wie Martin ihn liebevoll nennt. Schon seit 15 Jahren musizieren die beiden gemeinsam. Martin erinnert sich: „Wir haben uns 1998 bei einer Jam-Session kennen gelernt. Seitdem haben wir immer wieder in verschiedenen Besetzungen zusammen gespielt. Zum Teil spielen wir die Jazz-Standards, die uns spontan einfallen. Weil wir uns so gut kennen, spielen wir auch Stücke von Nicolas spontan. Ich kenne die alle und kann ihm daher einfach folgen. So wie auf dem Balkan musiziert wird.“ Nicolas ergänzt: „Wir haben hier kein vorgefertigtes Programm. Heute spiele ich Tenor- und Sopransaxophon. Manchmal spiele ich auch Klarinette, Kaval oder Obertonflöte. Wir gucken an so einem Abend, wie das Publikum ist. Dementsprechend entwickelt sich das Repertoire.“

Simone und Georg Schattler sind zufrieden. „Das ist jetzt nicht die Musik, die ich für gewöhnlich höre, aber sie ist gut! Ich höre sonst herzzerreißende Musik. In dieser Musik schwingt der Swing mit. Es ist leichtfüßig. Das Essen schmeckt sehr gut – auch ohne Musik! Wir sind seit letztem Jahr wieder Südstädter. Ich habe zu meiner Zivildienstzeit und während des Studiums in der Südstadt gewohnt. Als die Kinder kamen, sind wir raus aufs Land gezogen. Jetzt sind sie aus dem Haus und wir sind wieder zurück in die Südstadt. Da waren wir schon einmal hier essen und ich habe meine E-Mail-Adresse angegeben. Seitdem werde ich per E-Mail über diese Musikveranstaltungen informiert. Heute haben wir uns für das Menü mit Rote Beete Creme und Zander entschieden. Alles schmeckt sehr gut. Und es ist eine angenehme Atmosphäre.“ Seine Frau Simone fügt hinzu: „Ich muss zwar morgen arbeiten, aber den Abend hier wollte ich mir nicht nehmen lassen.“
Familie Riepen ist auch rundum glücklich. „Ganz großartig!“ schwärmt Walburga „Die Musik passte gut zum Essen und zur Atmosphäre. Es war einfach schön. Man muss die jungen Leute unterstützen. Das Essen war ganz großartig. Ich koche selber gerne und bin daher sehr kritisch. Es gab nichts auszusetzen! Ich hatte den iranischen Vorspeisenteller und den vegetarischen Teller mit Couscous und Eis mit gebackener Dattel. Wir wohnen gar nicht in der Südstadt, kommen aber bestimmt noch mal hierher.“

Auch Matthias Riepen ist begeistert vom Essen: „Ich hatte die gebratenen Jakobsmuscheln und habe sogar noch zusätzlich das Essen, das einem von uns zu viel war, aufgegessen! Die Musik ist sehr gut, aber in so kleinen Räumen ist es oft so, dass das Gespräch dadurch erschwert wird.“ Das nehmen die meisten Gäste im Oxin heute Abend gerne in Kauf und erfreuen sich an der großartigen Performance der Musiker.
 

Text: Aslı Güleryüz

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