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Bürgerbeteiligung Parkstadt Süd Politik

Parkstadt Süd, oder: „Warum können wir denn jetzt nicht mal loslegen?“

Dienstag, 27. Juni 2017 | Text: Judith Levold | Bild: Enno Jäkel

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ein neues, inklusives Kunsthaus für die neue Parkstadt Süd haben sich die KünstlerInnen des Kat18 aus dem Kartäuserwall ausgedacht. Gemeinsam mit Jan Liesegang, Architekt vom Berliner raumlabor, haben sie ihre Vision in ein Modell umgesetzt, das sie selbst beredt und optisch ansprechend vorstellen.

Zwischennutzungs-Experten überall – nur nicht in der Verwaltung

 

Im Publikum sitzen ihre KollegInnen, die künstlerische Leiterin des Kat18, Mitglieder des Vereins KUBiST e.V. wie die ehemalige städtische Behindertenbeauftragte Marita Reinecke, eine Mitarbeiterin von Kulturamtsleiterin Barbara Förster und der Kölner Architekt Simon Hubacher. Er und sein Berliner Kollege Klaus Overmeyer, der Zwischennutzungspapst Deutschlands, gestalten ja im Auftrag der Stadt Köln das Bürgerbeteiligungsverfahren Parkstadt Süd, an dem auch die Belegschaft des Kat18 mit ihrem X-Süd-Projekt teilnimmt – oder besser gesagt: teilnahm. Denn seit im November 2015 die erste Beteiligungsphase mit der Präsentation eines Gewinners aus dem zunächst nicht als Wettbewerb einzustufenden kooperativen Verfahren endete, gibt es nicht mehr viel zu beteiligen: Momentan läuft alles an „integrierter“ Planung weitgehend hinter den Kulissen und fast ohne Beteiligung der Öffentlichkeit.

Doch Bärbel Lange, Patrick Henkel, Tanja Geiß und Co. hat das nicht davon abgehalten, an ihrer Idee, ein deklariert inklusiver neuer Stadtteil müsse auch ein inklusives Kunsthaus als Ort der Begegnung haben, zu feilen und weiter zu arbeiten. Und sie haben genaue Vorstellungen entwickelt, wie ein solches Haus funktioniert und aussehen kann.

Neue Arbeits- und Kommunikationsformen

„Ein Innen und ein Außen hat dieses Gebäude. Wir wollen, dass die Menschen aus dem Park hier hereinkommen und fragen: Was ist das hier?“ erklärt Jutta Pöstges, die die Arbeit im neuen Kunsthaus auch für Tandems aus Künstlern mit und ohne so genannte Behinderung vorsieht, für Stipendiaten, für Residents und für Gäste. Und alle Besucher könnten das Kunsthaus erleben, bekämen es selbstverständlich erklärt.

 

Ort zum Ausruhen und Treffpunkt.

 

So selbstverständlich wie Tanja Geiss, ein bisschen leise und stockend, aber ganz klar am Groß-Modell erklärt, wie sie sich den von ihr gestalteten Skulpturenpark um das Gebäude herum gedacht hat: „Dass man sich hier ausruhen, aber auch andere treffen kann, die Bäume hier, der Brunnen, die Drachen und der Teich – das war mir wichtig“. Auch Patrick und Bärbel erläutern Details am Bauwerk: offene Gemeinschaftsateliers, Gästezimmer, Rückzugsräume, Bibliothek, Infodesk, Café und insgesamt ein Akademiecharakter – alles in Kombination mit einem nahegelegenen inklusiven Wohnprojekt – so stellen sich die KünstlerInnen ihren Hotspot im neuen Veedel vor. Durchlässig für und in die Nachbarschaft – ein Geschenk an den neuen Stadtteil.

Es dauert

Simon Hubacher skizziert die aktuelle Lage: gebaut werde noch lange nicht, die Flächenverfügbarkeiten seien nach wie vor bei den meisten Grundstücken und Gebäuden im Plangebiet nicht gegeben, das dauere alles noch, die hochkomplizierten Abstimmungsprozesse zwischen den vielen beteiligten Ämtern sowie die immer noch ungelöste Frage nach der Standortverlagerung für den Großmarkt verzögerten eben alles.

Zwischennutzung, JETZT!

„Das, was wir da wollen, ist echt neu, das müssen wir dringend erproben. Wir müssen es in der Umsetzung er-fahren, um es weiter entwickeln zu können. Wir brauchen deshalb unbedingt die Möglichkeit für eine Experimentierphase mit Zwischennutzung, jetzt. Denn bis mal so etwas wirklich gebaut werden kann, gehen ja noch Jahre ins Land“  – Kat18-Ausstellungsarchitektin Claudia Hofmann spricht aus, was das Begleitgremium des Kooperativen Verfahrens der Kölner Stadtverwaltung im Prinzip schon Ende 2015 mitgegeben hatte: nämlich das Planungsgebiet der Parkstadt Süd ausdrücklich auch mittels startender (Zwischen-)Nutzungen als Impulsgebern zu entwickeln.

Doch auch mit einer bald und wenigstens temporär startenden Laborphase sieht es mau aus, wie Simon Hubacher zu berichten weiß. „Es geht momentan, wenn überhaupt, nur um Freiflächen für eventuelle Zwischennutzung. Und auch da eher östlich der Bonner Straße bis hinunter zum Rhein. Es gibt kein einziges Gebäude, vor allem in der so genannten ‚Marktstadt‘, also direkt um die Großmarkthalle herum, das verfügbar oder nutzbar wäre.“

Ein städtisches Zwischennutzungskonzept, vom Stadtplanungsamt für Spätsommer 2016 angekündigt, sei jetzt quasi fertig – die Öffentlichkeit kennt davon indessen noch keine Details. Was also tun? Jan Liesegang aus Berlin, berühmt geworden durch seine Konzeption verschiedenster großer Zwischennutzungsprojekte in europäischen Großstädten, rät zu selbstbewusstem Aktivwerden – sei man schon mal irgendwo einfach „da“, so habe man eine gewichtigere Stimme. Und Simon Hubacher ermutigt zu noch detailgenauerer Weiterplanung der eigenen Idee: ein präzises Raumprogramm müsse her, etwas, was „praktisch direkt so gebaut werden könnte.“

Wann nutzt die Stadt endlich das Potenzial ihrer Bürgerschaft?

„Ja, aber wer hat denn das zu bestimmen? Wir brauchen doch nur einen Ort zum Loslegen. Wann können wir denn mal endlich loslegen?“ fragt eindringlich und nach jahrelanger Auseinandersetzung mit dem Thema ungeduldig geworden, Künstlerin Bärbel Lange. Diese berechtigte Frage stellen sich nicht nur KünstlerInnen mit so genannter Behinderung – und die Antwort darauf hat allein die Kölner Stadtverwaltung.

Mehr dazu
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„Mit dem Park sofort loslegen“
 

Text: Judith Levold

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