Parkstadt und Konzeptvergabe – ein neuer Ansatz für die Baukultur in Köln?
Donnerstag, 28. März 2019 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann
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Bauen in der Parkstadt Süd? Da balgen sich die Investoren aus China, USA und Abu Dhabi um die besten Lagen, und unsereins schaut staunend-unbeteiligt zu. So denken viele, der Autor dieser Zeilen eingeschlossen. Aber kommt alles doch ganz anders? Von vornherein ausschließen sollte man das nicht, wenn man unserem Baudezernenten Markus Greitemann glaubt. Der eröffnete jüngst eine bemerkenswerte Ausstellung im Spanischen Bau des Rathauses mit einer mindestens so bemerkenswerten Rede. Der Titel der Ausstellung lautet „MehrWert fürs Quartier – Konzeptverfahren und Baukultur“.
Und mit MehrWert sind diesmal ausnahmsweise nicht höchstpreisige Eigentumswohnungen gemeint. „Konzeptvergabe“ ist das Mittel der Wahl, bundesweit in aller Munde und jetzt auch in Köln angekommen. „Seit dem 1.1. 2019 ist es uns erlaubt, Baugrundstücke zu vergeben, ohne dass der Grundstückspreis nicht unter dem Wert liegen darf, den ein Gutachter festgestellt hat“, erklärte Greitemann. Ein Bauherr, zum Beispiel eine Baugruppe, könne überzeugen durch ein visionäres, gemeinwohlorientiertes und nachhaltiges Konzept seines Bauvorhabens und damit im Rennen um das Grundstück gegenüber einem finanzstarken Investor die Nase vorn haben und mit Preisabschlägen bei dem Erwerb von Grund und Boden rechnen.
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BagatelleGreitemann erläuterte lebensnah: „Wenn Sie eine größere Kaufentscheidung treffen, achten Sie ja auch nicht nur auf den Preis, sondern wägen ab, ob Sie mit der Entscheidung auch in zwei Jahren noch glücklich sind.“ Der Rat hat 2016 beschlossen, die Konzeptvergabe in Köln zu erproben. „Wir befinden uns immer noch in der Erprobungsphase“, gestand Greitemann: „Wir werden aus den Startschwierigkeiten lernen und die Konzeptvergabe zu einem dauerhaft wirksamen Instrument machen.“ Der Dezernent hat wahrgenommen, dass die Politik offen ist für die Konzeptvergabe. Er verwies auf das Clouth-Gelände in Nippes. Dort seien zahlreiche Baugruppen zum Zug gekommen. Die städtische Entwicklungsgesellschaft „moderne stadt“ habe da Beispielhaftes geleistet.
Greitemann forderte die Bürger zur Mitarbeit bei kommenden Projekten wie etwa der Parkstadt Süd auf: „Lassen Sie nicht nach. Kontaktieren Sie uns. Kritisieren Sie mich.“ Die Ausstellung zeigt auf großen Schautafeln beispielhafte Bauprojekte etwa aus Hannover, Berlin, Tübingen und anderen Städten, bei denen nach Konzeptvergabe gebaut wurde. Die Ausstellung kann man noch heute und morgen, Freitag, 29. März, im Spanischen Bau anschauen. Zum Abschluss der Ausstellung und der begleitenden Veranstaltungsreihe spricht der Genossenschaftsexperte Christian Stupka am Freitag ab 18 Uhr über „Stadtrendite Kommunale Impulse zu einer gemeinwohlorientierten Bodenpolitik“.
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Café Kult – hier ist der Name ProgrammChristian Stupka ist Vorstand der Genossenschaftlichen Immobilienagentur München eG (GIMA), Gründungsmitglied der Wogeno München eG und Geschäftsführer der Stattbau München GmbH, die im Auftrag der Stadt München unter anderem die Mitbauzentrale München als Beratungsstelle für gemeinschaftsorientiertes Wohnen betreibt. Wer den Dezernenten Greitemann wie von ihm gewünscht kritisieren möchte, hat dazu Gelegenheit. Er ist auch vor Ort.
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