Pausenhof Loreleystraße: Bis aufs Bäumchen wechsel dich
Donnerstag, 27. Juni 2013 | Text: Christoph Hardt | Bild: Christoph Hardt
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Der Basketballkorb ist längst abgerissen. Von der Bank mit den bunten Sitzschalen blättert die Farbe ab. Und der Schriftzug eines Sprayers, der sich am Schulgebäude verewigt hat, ist schon so lange dort, dass ihn Regen und Sonne ausgebleicht haben.
Es ist ein vernachlässigt wirkender Ort, auf den Magda und Aimé blicken, wenn sie aus dem Unterricht in der Gemeinschaftsgrundschule Loreleystraße kommen. Ihr Pausenhof ist grau, von Hauswänden eingerahmt, und auf ganzer Fläche betoniert. Ein Baum, ein Sandbecken, zwei, drei Spielgeräte Sense. Nur hier und da bricht das Wurzelwerk der alten Kastanie das strenge Viereck auf. Als erinnere sie sich an die vielen Kinder, die schon in ihrem Schatten tuschelten, die Hausaufgaben abschrieben oder ihren ersten Schwarm anhimmelten, und nun selbst mit den Abrissarbeiten für einen neuen Hof beginnen.
Wie dieser in Zukunft aussehen könnte, ist nun erstmals umrissen: Architektur-Studenten der FH Köln und der Uni Siegen stellten in der Turnhalle ihre Entwürfe vor, die in monatelanger Projektarbeit gemeinsam mit den Kindern entwickelt wurden. Die Kinderträume waren uns besonders wichtig, da es sich um einen Ort handelt, an dem die Kinder ganz viel Lebenszeit verbringen – einen Lebensort, erzählt Frank Stähler, Leiter der T[raum]hof AG einem Gemeinschaftsprojekt von Schülern, Eltern, Lehrern und Erziehern unter Federführung des Fördervereins.
Diese Lebenszeit-Komponente solle der Schulhof später auch widerspiegeln, möglichst mit einer ausgewogenen Mischung aus qualitativen Spielangeboten und einer für entdeckendes Lernen geschaffenen Fläche. Das ist an der Loreleystraße eine besondere Herausforderung, so Stähler, denn der Raum ist nicht sehr groß.
In Gesprächen mit Eltern habe sich gezeigt, dass die Gestaltung des Schulhofs zwar häufig ausschlaggebendes Kriterium sei, die eigenen Kinder auf eine bestimmte Schule zu schicken nur eben bisher nie in der Loreleystraße. Da das Interesse an der Schule in der letzten Zeit aber erheblich gewachsen sei, solle nun auch die Generalüberholung des Pausenhofs nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden.
Während sich die Erwachsenen einen positiven Effekt auf das Schulklima, ja, sogar die Entwicklung der Kinder versprechen, gibt sich Drittklässler Leo ganz pragmatisch: Ich hoffe, es wird der Entwurf mit dem echten Fußballplatz, sagt er entschieden. Der jetzige habe nicht einmal richtige Tore: Mülltonnen markierten die Pfosten, wenn man hinschlage, tue man sich weh. Und er hat auch schon einen Tipp für die Architekten: Unbedingt Kunstrasen nehmen, rät er fachmännisch. Weder müsse man den gießen, noch befürchten, er könne bei der ersten Grätsche samt Erde am Schuh kleben.
Andere Entwürfe der Studenten sehen einen großen Loreley-Felsen zum Klettern vor, eine holzgetäfelte Burg oder sogar den Rhein, der aus recycelten Altglas über den Schulhof mäandern könnte. Wenn es nach Benjamin Rösgen und Magdalena Barbarzak geht, werden sogar die umliegenden Dächer in die Planungen einbezogen: Wir haben uns hier für extensive Begrünung entschieden, um mehr Farbe reinzubringen, sagt die Studentin der FH Köln, einfach, weil hier alles so grau und langweilig wirkt.
Die Natur stellt auch der Entwurf von Stefanie Kusche und Birthe Thomas im Mittelpunkt, da Kinder in der Natur wichtige Erfahrungen machen können, erklären die Studentinnen der Uni Siegen. Nach ihrer Vorstellung wäre der Pausenhof bald auch Kinderstube für Vögel und Schmetterlinge: Neben einem Zwergobst-Bereich sollen selbstgebaute Nistkästen und ein Insektenhotel den Schulhof beleben. Auf einer Lichtung könnten Findlinge aus dem Rhein als Sitzgelegenheiten dienen, hinter einem Kletterwald ein Barfuß-Erlebnispfad mit Tannenzapfen, Steinen, Waldboden die Sinne ansprechen.
Eltern, OGS-Mitarbeiter, Lehrer und Schüler konnten den einzelnen Ideen ihre Stimmen geben. Zudem begutachtete eine Fachjury aus Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, Pfarrer Hans Mörtter sowie zwei Landschaftsarchitektinnen die Arbeiten. Die Ergebnisse werden am 5. Juli um 15:30h im Rahmen des Schulfestes vorgestellt. Allerdings heißt das nicht, dass der Sieger-Entwurf dann auch Eins-zu-Eins umgesetzt wird: Vielmehr will man einzelne Elemente herausnehmen, die am machbarsten sind, und diese dann, möglichst mit einer Beteiligung der Stadt oder Geldern aus dem privaten Sektor, finanzieren.
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