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Lükes Liebes Leben

Polnischer Wodka

Montag, 7. März 2022 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Zehn Tage und die Welt ist aus den Fugen. Auch meine kleine. Hatte ich Abrüstung doch immer für eine gute Sache gehalten, schüttelt unser Kanzler jetzt mal eben 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr aus dem Ärmel.

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Der gebürtige Ostfriese Holger Müller, Gründer und Inhaber des Übersetzungsbüros Lund Languages am Sachsenring, ist schon seit der End-Neunz…

In der Chefetage von Rheinmetall knallen die Champagnerkorken und ich darf mich plötzlich fragen, ob ich womöglich einen Beitrag zum Weltfrieden leiste, wenn ich mir jetzt Aktien der Düsseldorfer Rüstungsschmiede zulege. Auf Cola soll ich verzichten (was mir nun wirklich nicht schwerfällt), weil sich der Brausekonzern weigert, seine Produktionsstätten in Russland zu schließen, und bei Wodka muss ich darauf achten, dass er nicht in Putins Reich destilliert wurde. Kein Problem, greif´ ich eben zu polnischem. Den darf ich ja plötzlich wieder. Weil die Polen ähnlich wie die Ungarn massenhaft ukrainische Flüchtlinge aufnehmen. Was ich natürlich begrüße. Aber haben sich diese beiden Länder mit ihren auch nicht sonderlich demokratisch gesonnenen Chefs nicht seit 2015 standhaft geweigert, überhaupt irgendwelche Flüchtlinge aus dem Mittleren Osten oder Afrika ins Land zu lassen? Haben sie. Was ist eigentlich aus all denen geworden, die eine gewisser Alexander Lukaschenko (womöglich im Auftrag Putins) Ende letzten Jahres an die Westgrenze von Belarus karren ließ, wo die Polen sie aber partout nicht reinlassen wollten? Was die beiden Länder jetzt praktizieren, ist vorbildliche Nachbarschaftshilfe, die aber vermutlich an ihrer grundsätzlichen Ausrichtung nichts ändert. Alle anderen Geflüchteten haben derzeit schlechte Karten. Genau wie das Klima. Und seltsamerweise auch Corona. Jedenfalls nehme ich die täglichen Zahlen, auf die ich nunmehr zwei Jahre lang jeden Morgen gestarrt habe, nur noch am Rande zu Kenntnis. Wer war nochmal Karl Lauterbach?

Show goes on

Wo derzeit so viel durcheinander gerät, konzentriere ich mich mal auf das Geschehen vor meiner Haustür. Was ich auch nicht verstehe, das aber zumindest überschaubar ist. Was tut sich also auf dem Spielplatz An der Eiche? Dies und das. Zumindest manchmal. Am 15. Februar gab es dort über Stunden emsiges Werken. Die drei großen Holzelemente wurden in den Löchern justiert, anschließend gossen die Jungs um die einzelnen Pfähle in einem Meter Tiefe Fundamente aus irgendeinem zähen Betongemisch. Die folgenden zwei Tage passierte nix. Das Material musste vermutlich noch aushärten. Am Donnerstag Nachmittag tauchten allerdings zwei Männer vom städtischen Spielplatz-Service auf, besahen sich den Fortschritt der Arbeiten und schüttelten immer wieder die Köpfe. Einer von ihnen telefonierte dann gestenreich mit wem auch immer. Hatten die Kontrolleure was zu meckern? Offenbar nicht. Denn tags drauf war die Baufirma dann gleich mit einem Trio im Einsatz und machte weiter. Man schaffte Sand auf die inzwischen wohl harten Fundamente und brachte sogar noch eine Rutsche an. Würde das womöglich der Finaltag werden? Nö. Nach nur zwei Stunden war die Truppe wieder weg. Montag und Dienstag war dann wieder Ruhetag. Weiterhin blickten Kinder durch die Gitter der Umzäunung und schauten ihre Eltern fragend an, die allerdings auch nur ein Schulterzucken als Antwort hatten.

Alles auf Anfang

Am letzten Mittwoch ging es dann aber mit Feuereifer voran. Drei Männer machten sich ans Werk und montierten erstmal die freitags angebrachte Rutsche wieder ab. Dann begannen sie, die paar Kubikmeter Sand wegzuschaufeln, die sie Tage zuvor aufgebracht hatten. Irgendwie hatte ich ja schon so eine seltsame Ahnung, als sie morgens mit einem Kompressor angerückt waren. Gegen Mittag legten die Jungs dann richtig los und begannen mit einem Presslufthammer die steinernen Fundamente wieder zu zertrümmern. Was einige Stunden dauerte. Nach getaner Arbeit war man mit den Bauarbeiten genau da, wo man vor einem Monat angefangen hatte. Über die Karnevalstage passierte nix. In Köln normal.

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Am Aschermittwoch rückte die Firma dafür gleich im Quartett an, hievte alle drei Elemente wieder aus den Gruben und stellte sie am Rand des Areals ab. Wenn jetzt ein Laster vorgefahren wäre und hätte die Dinger wieder aufgeladen, weil sie eigentlich für einen anderen Spielplatz bestimmt waren, hätte mich das auch nicht mehr gewundert. Passierte aber nicht. Stattdessen wurde mal wieder in Pläne geschaut und vermessen. Diesmal mit so einem Profigerät zum Durchgucken. Beim ersten Versuch hatte ihnen damals ein Maßband gereicht. Was vielleicht ein Fehler war. Nächster Akt: Löcher wieder zuschütten und neue buddeln. Offenbar hatten alle drei Elemente auf falschen Plätzen gestanden. Bis letzten Freitag hatte man die Teile dann an neue Standorte bugsiert und fixiert. Wenn sie da jetzt richtig stehen und die Jungs reinhauen, könnten sie Ende der Woche fertig werden. Oder zumindest bis Ostern.
Wenn ich mir anschaue, dass es (bis jetzt) fünf Wochen gebraucht hat, um drei vorgefertigte Holzelemente auf einem Spielplatz zu installieren, wundere ich mich nicht wirklich, dass es bei etwas komplexeren Bauvorhaben unter städtischer Leitung (U-Bahn, Oper, Deutzer Drehbrücke) hie und da ein wenig länger dauert.

Text: Reinhard Lüke

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