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Gesellschaft

Polterovend en d’r Elsaßstroß ist lange vorbei – Beitrag zur Brauhaus-Debatte

Freitag, 9. November 2018 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann/Susanne Wächter

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wundern durfte man sich schon während der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt. Auf Antrag der CDU-Fraktion war das „Brauhaus Schäfer – Öffnungszeiten – Anwohnerinteressen“ das Thema einer Aktuellen Stunde. Die Politiker sagten – Überraschung! – nicht ein Wort. Statt dessen redeten auf Initiative der Christdemokraten ausschließlich die Gegner der Gastwirtschaft. Die wollen erreichen, dass das Brauhaus weiterhin um 22 Uhr schließt. Drei Anwohner aus der Elsassstraße waren ins Historische Rathaus gekommen, um den Bezirksvertretern ihr Leid zu klagen.

Viele Anwohner im Protest vereint

Wortführer war Pierre d.D.. Und der startete seine Einlassungen mit dem Satz, den man in der Südstadt neuerdings immer öfter hört, wenn alles so bleiben soll, wie es lange war. „Ich lebe seit 36 Jahren im Nachbarhaus von Johann Schäfer.“ Er habe Johann Schäfer, den „Kaiser der Elsassstraße“, noch persönlich gekannt. „Eine Spedition hat es in den 36 Jahren da nie gegeben“, warf Pierre d.D. einen Blick in die Vergangenheit. In dem Brauhaus habe Schäfer gewohnt. Überhaupt handele es sich bei der Elsassstraße um ein besonderes Wohngebiet. Und bei der Umsetzung des Sanierungsplans für die Straße hätten die Hauseigentümer zweimal Ausgleichsabgaben an die Stadt gezahlt. Damit seien zum Beispiel die Kosten für Aufpflasterungen auf der Straße, Bäume und Freiflächen vor den Häusern gedeckt worden.

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Dann folgte eine ganze Reihe von Vorwürfen des Wortführers gegen Till Riekenbrauk, Mitbetreiber des Brauhauses. Vor allem von dem Lärm nach 22 Uhr fühlen sich die Anwohner belästigt. Wenn die Gäste des Brauhauses in das Pop-Up nebenan wechseln, geht es dabei nicht immer geräuschlos zu. Irritiert sind die Nachbarn auch davon, dass nach 22 Uhr Essen über die Straße vom Brauhaus ins Pop-Up getragen wird. Die Brauhaus-Gegner stören sich auch an den Fahrrädern der Gäste auf dem Bürgersteig. Wenn das Brauhaus beliefert werde, verstopfen die Lkw die Straße. Und immer wieder Lärm und nochmal Lärm. Und das traumatische Erlebnis für die Nachbarn, als am vergangenen Elften im Elften auch die Party auf der Elsassstraße eskalierte.

Wirt sucht immer noch den Kompromiss

Die Situation scheint verfahren. Auf Kompromissbereitschaft der Gegner, die ja auch Nachbarn sind, wird Riekenbrauk vergeblich hoffen. Dabei hat er aus seiner Sicht alles versucht, um seine Kritiker zu besänftigen. Fahrräder? „Ich habe bei der Stadt einen Antrag auf Abstellanlagen gestellt. Das dauert zwei Jahre“, erzählt der Gastronom nach der Sitzung der Bezirksvertreter, an der er teilgenommen hat. Lkw? „Ich habe bei der Stadt einen Antrag auf eine Ladezone gestellt?“ Gespräche mit den Nachbarn? „Einen Tag vor der offiziellen Eröffnung habe ich alle Nachbarn eingeladen. Gekommen sind nur sechs.“

Brauhaus Schäfer

Hausbesitzer Manfred Schäfer und Till Riekenbrauck (r.) haben Probleme mit den Nachbarn.

Eine blinde Frau, die den Flyer mit der Einladung nicht gelesen hatte, wurde von der Feier am Elften im Elften vergangenes Jahr verschreckt. „Ich habe Sie danach zu uns eingeladen. Jetzt sitzt sie häufig bei uns und trinkt mit uns ein Kölsch.“ Als Beispiel für seine beinahe uneingeschränkte Kompromissbereitschaft erinnert Riekenbrauk an die Meditations-Lehrerin, die im Nachbarhaus Wand an Wand mit dem Brauhaus Kurse im Meditieren anbietet. „Während der Kurszeiten haben wir den angrenzenden Raum für Gäste gesperrt, bis dass die Dämmung eingebaut war. Jetzt ist alles bestens.“ Zumindest zwischen diesen beiden. Die Angelegenheit mit seinen Gegnern wird wohl vor Gericht entschieden. „Wir warten auf einen Termin beim Verwaltungsgericht. Wir wollten nicht klagen, wir mussten“, sagt Riekenbrauk. Er möchte bis 24 Uhr öffnen, wie es ihm von der Verwaltung informell zugesagt worden sei. „Wir möchten ja nicht gegen unsere Nachbarn arbeiten. Wir wollen ja, dass sie bei uns ein Bierchen trinken.“ Vorstellbar ist das im Moment eher nur In Einzelfällen.

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Und? Was bleibt? Zunächst einmal Verwunderung über das Vorgehen der Politik. Statt die streitenden Parteien zum Gespräch zu bewegen, erhält eine Seite auf Initiative der CDU die Gelegenheit zum Auftritt auf der großen Bühne. Diese Aktuelle Stunde war überflüssig und kein bisschen konstruktiv. Ureigenste Aufgabe der Politik ist, den Konsens zu suchen. Im Übrigen: Es kann ja wohl nicht sein, dass die Öffnungszeiten einer Kneipe von der Politik diskutiert werden. Das muss laufendes Geschäft der Verwaltung sein und nach transparenten und für jeden gleichen Regeln ablaufen. Unsäglich wie so oft in Köln ist, dass die Verwaltung Riekenbrauk zunächst Zusagen gemacht hat, die sie später widerrufen hat. Darüber hinaus fällt auf, dass nachbarlicher Streit in der Südstadt mittlerweile oft sehr unversöhnlich geführt wird. Der Polterovend en d’r Elsaßstroß ist lange vorbei. Stand jetzt stehen die Zeichen auf Scheidung

Text: Stefan Rahmann

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Kommentare

  • Andreas Ritter sagt:

    Ich habe null Verständnis für solche Querulanten: wer Ruhe will, soll in einen Vorort ziehen. Im Naherholungsgebiet oder direkt neben der seit 200 Jahren bestehenden Seniorenresidenz OK, aber in der Elsaßstr???

    Im Herzen von Köln zu wohnen und ab 22 Uhr Dorfstille zu genießen gibt es eben nicht, man kann sich nicht überall die Rosinen rauspicken und wenn man seinen Willen nicht bekommt gegen alles und jeden vorgehen. Der großen Mehrheit den Spaß verderben zu wollen, darum geht es so Leuten doch, weil man selbst offenbar keinen Lebensinhalt oder andere Beschäftigung hat. Alleine wer die Zeit halt solche Anfeindungen zu führen, muss sich überlegen was in seinem Leben denn so gewaltig schief läuft, dass man seine Freizeit für sowas nutzt, statt Spaß zu haben und das Leben bei einem guten Bier zu genießen!

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