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Gesellschaft

Regale bis nach Düsseldorf und zurück: Grundstein für das Archiv

Sonntag, 19. März 2017 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Einen frohgemuten Blick in die Zukunft wolle man werfen, ohne allerdings zu vergessen, was geschehen ist und die Stadt noch Jahrzehnte beschäftigen wird. Am Eifelwall legte Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Grundstein für das neue Historische Archiv der Stadt. Ihr assistierten zahlreiche Vertreter der Kölner Lokalprominenz, darunter Baudezernent Franz-Josef Höing, Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach, die mit der Bauplanung beauftragten Architekten Professer Felix Waechter und seine Frau Sybille sowie Dr. Bettina Schmidt-Czaia, Direktorin des ehemaligen und des neuen Archivs. In ihrer Rede zum feierlichen Akt erinnerte Reker an den Einsturz des alten Archivs an der Severinstraße, der nach heutigem Kenntnisstand vor acht Jahren durch den U-Bahn-Bau vor dem Gebäude verursacht wurde. „Wir wissen jetzt, dass 95 Prozent des Archivgutes gerettet werden konnten. Der totale Gedächtnisverlust der Stadt ist ausgeblieben.“ Allerdings werde es Jahrzehnte brauchen, um alle Archivalien zu restaurieren. Man mache aber Fortschritte bei der Wiederherstellung und der Digitalisierung.

 

Europas modernstes kommunales Archiv

 

Reker gedachte der beiden jungen Männer, die beim Einsturz des Archivs ihr Leben verloren haben. Aber nun hoffe man, so die Oberbürgermeisterin, „dass es hier am Eifelwall mit dem neuen Archiv sichtbar weitergeht mit Europas modernstem kommunalen Archiv“. Für das zeichnet Felix Waechter verantwortlich, der nach Reker ans Mikrofon trat. Auch er erinnerte an das Unglück vom 3. März 2009 und all das menschliche Leid, das der Archiveinsturz mit sich gebracht habe. Aber: „Auch ein Architektenleben ist voller Höhen und Tiefen. Wir haben uns sehr über die Einladung gefreut, an dem Wettbewerb für das Archiv teilnehmen zu dürfen“, sagte der Baumeister aus Darmstadt. Er lobte die transparente Fassade, die er für das neue Gebäude in Richtung Luxemburger Straße geplant hat. Sie stehe für ein „offenes, einladendes Haus“, das im übrigen ein ständig wechselndes Gesicht zeige. Verantwortlich dafür sei „die changierende Farbigkeit der Baubronze“, die er für das neue Archiv ausgesucht hat. Wichtig war ihm, dass die „Architektur bei einem Gebäude wie diesem keine Solo-Disziplin ist. Hier sind viele Talente am Werk.“

 

 

Münzen, Zeitungen und Schutt

 

Eine Gruppe von Fotografen, die einzeln mit Namen aufgerufen und mit durchtrittsicheren Gummistiefeln ausgestattet wurden, durfte die Grundsteinlegung auf der mittlerweile gegossenen Bodenplatte des Archivs aus der Nähe verfolgen. Sie sahen, wie Petra Rinnenburger, Chefin der städtischen Gebäudewirtschaft, Reker und Schmidt-Czaia aktuelle Tageszeitungen, einen Köln-Pfennig, einen Satz Euro-Münzen, Schutt des alten Archivs und zwei historische Fotos aus Köln in eine Kapsel steckten, die anschließend in einem eigens errichteten Mäuerchen auf der Bodenplatte versenkt und mit einer kleinen Betonplatte verschlossen wurde.

 

Kosten bisher nur moderat gestiegen

 

Im April 2016 hat man begonnen, die Baugrube am Eifelwall auszuheben. Seitdem wurden 186 Bohrpfähle bis zu einer Tiefe von 18 Metern betoniert. Auf diesen Pfählen ruht nun die Bodenplatte. Mit der Fertigstellung des Archivs wird für 2020 gerechnet. Kosten soll das Ganze 80,5 Millionen Euro. Bisher sind die Kosten während des Baus um fünf Millionen gegenüber der ursprünglichen Planung gestiegen. Man hat aber bereits von Anfang an mit einem Risikoaufschlag in Höhe von zehn Prozent kalkuliert. Den hat man bis jetzt zu zwei Dritteln ausgeschöpft. Das neue Archiv wird mit dem Rheinischen Bildarchiv, das dort ebenfalls untergebracht wird, eine Brutto-Grundfläche von 22.300 Quadratmetern haben. Die Akten werden auf 58 Regalkilometern aufbewahrt. Das entspricht der Strecke von Köln nach Düsseldorf und zurück. Weitere 2,2 Kilometer Regale bekommt das Bildarchiv.

 

 

Das „Paradies“ wird zum Parkplatz

 

Das neue Archiv wird dreigeschossig sein. Für die Menschen, die das „Bürgerarchiv“ nutzen möchten, steht ein Lesesaal zur Verfügung. In der Mitte des Archivkomplexes erhebt sich ein sechs Geschosse hohes „Schatzhaus“ mit den Archivalien. O-Ton städtische Gebäudewirtschaft: „Eine dreigeschossige Mantelbebauung umfasst schirmend die Archivalien aus dem langgestreckten Schutzbau. In einer ruhigen, zeitlos unaufgeregten Architektursprache erhebt sich der fensterlose auratische (Anm. der Redaktion laut Duden: Die Aura betreffend, zur Aura gehörend) Block der Magazine wie ein Schatzhaus. Mit dieser, der Bedeutung der Aufgabe angemessenen klassischen Architektursprache, erhält der neu zu gestaltende Grüngürtel einen ruhigen Hintergrund mit einer eindeutigen Raumkante.“ Aus Ketans Paradies am Eifelwall wird ein Parkplatz für die Archiv-Mitarbeiter.

Text: Stefan Rahmann

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