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Lükes Liebes Leben

Rievkoche in Olivenöl

Montag, 21. März 2022 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Dreieinhalb Wochen Krieg und ich stelle irritiert fest, wie schnell ich mich an die täglichen Schreckensbilder gewöhnt habe. Wo ich anfangs noch rund um die Uhr fassungslos jede Info, jedes Foto aufgesogen habe, nehme ich sie inzwischen ähnlich zur Kenntnis, wie den Umstand, dass in sämtlichen Talkshows jetzt statt Virologen ausgemusterte Generäle herumsitzen.
Unser Wirtschaftsminister von den GRÜNEN musste sich jetzt am Wochenende in Schurkenstaaten am Persischen Golf nach alternativen Bezugsquellen für Brennstoffe umsehen. So hatte sich Robert Habeck seinen Einsatz für die Energiewende bei Amtsantritt sicherlich auch nicht vorgestellt. Vielleicht kann er die Scheichs ja auch noch ermuntern, massenhaft Weizen und Sonnenblumen anzubauen. Die Gegend ist zwar klimatisch eher suboptimal, aber wenn Geld zur Bewässerung keine Rolle spielt, wird´s schon gehen. Die Amis bauen ihr Obst und Gemüse ja auch in der kalifornischen Wüste an.

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Derzeit treibt in unseren Supermärkten jedenfalls wieder der Hamster sein Unwesen. Sonnenblumen- und Rapsöl sind knapp und Mehl wird auch wieder gebunkert. Sinn macht das auch diesmal nicht. Hatten die Menschen damals Angst vor einem totalen Lockdown (der nie zur Debatte stand) und lagerten in ihren Wohnstuben Unmengen an Klopapier, haben sie diesmal mitbekommen, dass die Ukraine als Kornkammer Europas gilt. Dabei ist logisch, dass die derzeitigen Engpässe mal wieder hausgemacht sind. Was da momentan in die Regale kommt, ist schließlich die Ernte vom letzten Jahr. Und angeliefert wird das Öl nach wie vor in den üblichen Mengen. Hat die nette Frau an der Kasse im Aldi einer Kundin auch erklärt, die geradezu panisch unterwegs war. Nicht ausgeschlossen, dass die Frau sich in ihrer Verzweiflung demnächst an Rievkoche in Olivenöl versucht.

Ein bisschen Frieden

Anfang letzter Woche fuhr eine Dame mit ihrem Rad die Severinstraße mehrfach rauf und runter und hatte in ihrem mit Plastikblumen umkränzten Weidenkorb am Lenker irgendeine Soundbar, aus der in beachtlicher Lautstärke „Give Peace a Chance“ in Endlosschleife plärrte. Zu dieser subtilen Protestaktion gegen den Überfall auf die Ukraine war sie womöglich von jenen rund 150 europäischen Radiosendern animiert worden, die es originell fanden, ihre Hörer an einem Tag zur selben Uhrzeit mit diesem Gassenhauer zu beglücken. Der Song, 1969 in einem Hotelzimmer in Montreal mit mehr oder minder zufällig anwesenden Besuchern zur Schrammel-Klampfe eingesungen, ist nun wahrlich nicht John Lennons Meisterwerk und vom Gehalt her auch nicht komplexer als „Ein bisschen Frieden“. Aber der Refrain lässt sich nun mal wunderbar mitgrölen und wenn es denn hilft. Der Frau auf dem Rad hat es bestimmt geholfen.

Da sind manche Proteste in Russland doch um einiges mutiger und nicht zuletzt origineller. Womit ich jetzt gar nicht mal die tollkühne Marina Owsjannikowa mit ihrem Plakat in der Nachrichtensendung meine. Letztens habe ich in irgendeinem Video eine Frau gesehen, die in Moskau einen Zettel in eine Kamera hielt, auf dem „два слова“ geschrieben stand. Was sich laut Translator mit „Zwei Wörter“ übersetzen lässt. Da stand also nicht „Kein Krieg“ oder „Stop War“ sondern schlicht „Zwei Wörter“. Die flugs herbei geeilten Polizisten schauten etwas irritiert auf das Blatt, bugsierten die Frau dann aber in einen dieser Busse. Sicher ist sicher. Wie auch immer die Anklage lauten mag.

Vielleicht sind in Russland clevere Menschen schon darauf gekommen, als Zeichen des Protestes sichtbar gänzlich leere Blätter mit sich zu führen. Müsste dann schnell noch ein Gesetzt gemacht werden, wonach das öffentliche Mitsichführen unbeschrifteter Zettel strengstens verboten ist. Angesichts des absurden Kontrollwahns in Russland, hab´ ich mich dann allerdings schon gewundert, dass da am Freitag drei Kosmonauten in gelb-blauen Raumanzügen die ISS betraten. Was aber keinerlei Solidaritätserklärung mit der Ukraine gewesen sein soll. Okay, das Trio wird sich nicht in der Rakete noch schnell umgezogen haben. Also haben sie irgendwelche Verantwortlichen doch wohl in der kasachischen Wüste in diese Monturen gesteckt und sich weiter nichts dabei gedacht. Eine wahrlich erstaunliche PR-Panne.

Fertig. Jedenfalls fast.

Derweil geht in der Südstadt alles seinen beschaulichen Gang. Neulich war morgens ein Mann in Orange mit einem Laubpuster unter meinem Fenster zugange. Erstaunlich um diese Jahreszeit. Was gibt’s da groß zu pusten? Egal, wenn der Einsatz so im Dienstplan stand. Tags drauf kam dann ein Kollege mit so einer elektronischen Sense, ein Teil mit rotierender Scheibe, und mähte die Grasbüschel und sonstiges Kraut, das da zaghaft aus den Pflasterritzen lugte. Wäre jetzt noch nicht wirklich nötig gewesen. Aber es hätte schon irgendwie Sinn gemacht, wenn der Puster nach dem Mäher gekommen wäre.

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Und was macht der Spielplatz An der Eiche? Ist fertig. Naja, noch nicht ganz. Jedenfalls hat die Truppe aus Weilerswist nach sieben Wochen ihre Arbeiten am 14.3. um 14 Uhr 47 beendet und ist davon gebraust. Die Umzäunung steht natürlich noch. Die installierten Gerätschaften müssen ja noch offiziell abgenommen werden. Wann und von wem auch immer. Derweil hat vor zwei Wochen eine Firma aus Sachsen-Anhalt eine zweite Baustelle auf dem Areal eröffnet. Nahe der Annostraße haben sie zwei monströse (Kletter-)Türme in Sand gesetzt, die das benachbarte Musikhaus Süd deutlich überragen. Die Arbeiten scheinen zügig voran zu gehen. Vielleicht wird es ja mit der Eröffnung doch noch was bis Ostern. Pfingsten ginge aber auch.

Text: Reinhard Lüke

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