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Kolumne

Rindfleisch plädiert: Bart ab!

Sonntag, 26. Februar 2012 | Text: Kathrin Rindfleisch

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

(oder: lieber Blenden mit Ansage!)
Ich bewege mich ja – mein Arbeitstitel verrät es schon – gerne mal am Rande des Wahnsinns. So auch heute wieder, indem ich offen bekenne, was manchem Südstädter wie eine Brauchtumsschändung vorkommt: am Mittwoch, den 15. Februar 2012 und damit einen Tag vor Weiberfastnacht, verließ ich ganz bewusst und freiwillig gegen 12 Uhr die Stadt, Richtung Nord-Osten.

(oder: lieber Blenden mit Ansage!)
Ich bewege mich ja – mein Arbeitstitel verrät es schon – gerne mal am Rande des Wahnsinns. So auch heute wieder, indem ich offen bekenne, was manchem Südstädter wie eine Brauchtumsschändung vorkommt: am Mittwoch, den 15. Februar 2012 und damit einen Tag vor Weiberfastnacht, verließ ich ganz bewusst und freiwillig gegen 12 Uhr die Stadt, Richtung Nord-Osten.

 

Die Reaktionen in meinem Umfeld, die von missbilligendem Kopfschütteln über verächtliches Gebuhe und tränenerstickende „Wie-kannst-Du-bloß-Arien“ reichten, verstehe ich. Jetzt. Erst. Nachdem ich am letzten Tag doch noch eingestiegen bin in das bunte Treiben, dem ich zuvor ganz unverzagt den Rücken gekehrt hatte. Doch nun ist es zu spät, da hilft auch kein später Anflug von Bedauern – der Nubbel ist tot und mit ihm die Möglichkeit, völlig ungeniert auf den Putz zu hauen. So mit Alkohol schon ab morgens früh und mit ohne Karneval nur durch Abendessen-Erst- und Kinoabend-Zweit-Dates mühevoll erarbeitetem Körperkontakt, dem Easy-Bützening. Und das alles bei Vergessen des eigenen Normalseins und damit der denkbar effektivsten Therapie, die es gibt: dem 6-tägigen Entgehen jeglicher Verantwortung. Freud wäre stolz auf uns Kölner, in seiner Rede zur beispielhaften Sichtbarmachung des von ihm recht einfallslos „Es“ genannten Lusttriebes, hätten Pilot, Affe und Krankenschwester sicher lobende Erwähnung gefunden. 

 

Ich war also nicht dabei, beim kollektiven Sich-Vergessen, stattdessen gings mit mies gelauntem Über-Ich und Sack und Pack in die Hauptstadt. Auf meinem obligaten Spaziergang durch Prenzlauer-„Laktosefrei“-Berg spekulierte ich noch über verpasste Cowboy-Colts, nicht erhaschte Blicke unter Schottenröcke und plumpe, aber äußerst effektive, da als Untersuchung getarnte, Anmachversuche falscher Ärzte ohne Grenzen, da sah ich sie: die Bärte!

 

Alles voller Bärte! Wohin ich auch sah, nix als Bärte! Bärte in Gesichtern von großen Männern und von kleinen, von dicken Männern und von dünnen, dunkelhaarige Bärte, zottelige, langlockige oder rotbraune. Kurz kam mir der einzig vernünftige Gedanke, der einem als selbstbesoffener Kölnerin im Ausland in den Sinn kommen kann: „Wir habens einfach drauf mit Karneval, da ist für jede(n) was dabei“. Da schwante mir Unfassbares: „Die haben hier gar keinen Karneval. Nix mit kurzzeitigem Fleischwerden des triebhaften „Es“ zu therapeutischen Zwecken, keine, wenn auch einfältige, Kostümierung durch Kunsthaarbart. Nein, die scheinen das wirklich ernst zu meinen, die verstecken sich hier alle hinter Bärten. Immer. Das zumindest verrieten ihre coolen Gesichter, die passende, auf nachlässig gemachte, teure Kleidung sowie die Tatsache, dass nicht gebützt und auch nicht über Gebühr getrunken wurde.

 

Und da folgte die Strafe für meine Brauchtumsmissachtung auf dem Fuße: Heimweh. Nach Kerlen ohne Vollbart, nach blenden mit Ansage, nach der juten eschten kölschen Art. Ich meine, ein Känguru, das im wahren Leben Pilot ist – das ist absurd, das glaubt man nicht, Hauptsache bützen kann es! Aber ein cooler Hauptstädter, der den Waldschrat mimt und sich das selber glaubt, der meint am Ende noch, er könne wirklich Bären jagen. Lächerlich ist das, lustig leider nicht. Und darum bin ich kurzerhand vor- und noch rechtzeitig zurück gereist, habe Veilchendienstag mit wilden Piraten, brüllenden Löwen und putzigen Heinzelmännchen dem „Es“ zum großen Auftritt verholfen und das universelle „Nubbel-Es“ zu Grabe getragen. Mit etwas Wehmut und mit noch mehr Vorfreude auf die echten Egos, die zwar am Aschermittwoch traditionell eher unbrauchbar, dafür aber dann spätestens ab donnerstags wieder ganz sie selbst sind, mit ihren Macken und Liebenswürdigkeiten, mit Bart oder ohne.

Text: Kathrin Rindfleisch

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