Rudern vor Schrankwänden
Montag, 11. Januar 2021 | Text: Reinhard Lüke
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
So, nun ist der Weihnachtsbaum auch wieder raus. Die AWB werden ihn wohl morgen einsammeln. Dabei wollte ich die Tanne ja eigentlich essen. Wäre da nicht auf einem gelben Zettel an der Spitze des Gewächses die eindringliche Warnung gewesen: „Achtung! Nicht zum Verzehr geeignet!“ Was ich natürlich für eine Scherz gehalten habe. Habe mich dann aber von Google belehren lassen, dass es durchaus Verbraucher gibt, die aus Tannennadeln Hustensirup, Tees und Liköre zaubern. Auch als Gewürz für leckere Pilzgerichte sollen die piksigen Dinger bestens geeignet sein. Also werde ich zum nächsten Fest zur Bioware greifen und mich genüsslich durch meinen Weihnachtsbaum futtern. (Erlebnisbericht folgt in einem Jahr.)
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Hotel am Chlodwigplatz – Raum für´s VeedelSchwitzen daheim
Eigentlich wären diese Wochen ja wieder die lukrativen Hochzeiten für alle Fitness-Studios. Die Weihnachtskilos müssen runter und dann wie jedes Jahr all die guten Vorsätze: bewusster atmen, mehr Sport treiben und überhaupt. Ist in diesem Januar aber nicht. Die Schwitzbuden müssen geschlossen bleiben. Was viele meiner Mitmenschen aber offenbar nicht davon abhält, ihrem inneren Schweinehund Saures zu geben. Sie machen jetzt offenbar auch Sport im Home-Office. Zumindest sind Fitnessgeräte überall im einschlägigen (Online-)Handel so gut wie ausverkauft. Und das betrifft keineswegs nur Pilates-Bänder und Yoga-Matten sondern auch die voluminösen Heimtrainer, Rudermaschinen, Ergometer, Cross-Trainer und wie die nicht eben billigen Dinger alle heißen. Da wird scheinbar manche vor Wochen noch heimelige Wohnstube der Weihnachtstage in einen Maschinenpark verwandelt. Schätze mal, dass mindestens die Hälfte dieser Gerätschaften spätestens zur Jahresmitte bei eBay eingestellt werden. Bis dahin kann es in kleineren Wohnungen aber schon mal eng werden. Weshalb womöglich manch anderes Möbelstück vorübergehend in den Keller wandert. Darunter vielleicht auch der ein oder andere Tisch, auf dem man sein Notebook aufklappen könnte.
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fbs – evangelische FamilienbildungsstätteTotal kreativ im Workspace
Macht nix, geht man halt ins Workspace. An der Achterstraße, Ecke Hirschgässchen, wo früher nie sonderlich langlebige Kneipen und Restaurants beheimatet waren, ist nach überaus langwierigen Umbauarbeiten das Delta Workspace eröffnet worden. So eine Art Großraumbüro, in dem man sich einen Arbeitsplatz mieten kann. Die Mitgliedschaft kostet schlappe 75 Euro. Dafür darf man die Räumlichkeiten allerdings nur drei Tage im Monat nutzen. Wer täglich rund um die Uhr rein will, muss 350 Euro hinblättern. Dafür gibt’s dann High-Speed-Internet und Kaffee für umme. Und eine Toilette haben sie vermutlich auch. Ehrlich gesagt habe ich diese Einrichtungen noch nie verstanden. Ich bin Zeit meines (Berufs-)Lebens freiberuflicher Heimwerker und hatte damit eigentlich noch nie ein Problem. Okay, es ist ein einsames Gewerbe, aber wenn mir nach Gesellschaft ist, kann ich mich ja verabreden oder mich für ein Päuschen einfach für einen Espresso auf die Severinstraße setzen. Beim Schreiben brauche ich Kaffee und Rauchwaren, aber keine Gesellschaft. Folglich ist mir rätselhaft, was Menschen in so einen Workspace treibt. Kann mir nicht vorstellen, dass jemand derart beengt wohnt, dass da nicht irgendwo ein Eckchen für einen Kleincomputer wäre. Aber wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, wird das neue Großraumbüro An der Eiche durchaus angenommen. Vorzugsweise von jungen Männern, die zum Mund- und Nasenschutz auch drinnen gern Strickmützen tragen. Also genau die Klientel, die sonst auch mit ihren Notebooks in den Schaufenstern von Cafés hockt und mit angestrengter Miene an was auch immer arbeitet. Ob´s im Workspace derzeit gut läuft, weil die Kaffeehäuser geschlossen haben, weiß ich nicht. Ich werde das mal im Auge behalten. Und vielleicht erschließt sich mir ja irgendwann auch der Sinn solcher Einrichtungen.
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Mainzer Hof – Traditionskneipe für Jung & AltWo schäft der Prinz?
Am Wochenende habe ich in der gedruckten Heimatpresse Bilder von der diesjährigen PriPro gesehen. Auch als Immi weiß ich inzwischen, dass sich hinter diesem Kürzel die feierliche Prinzenproklamation verbirgt, die alljährlich im Gürzenich mit großem Tamtam über die Bühne geht. Die Bilder sahen gruselig aus. Da saß das Dreigestirn, umgeben von ein paar wenigen Brauchtumsfunktionären, ziemlich verloren in der geräumigen Mehrzweckhalle, und auf der Bühne soll die Porzer Humor-Granate Guido Cantz ein Liedchen gesungen haben. Hätte auch nicht gedacht, dass mir kölsche Karnevals-Tollitäten mal leid tun könnten. Der WDR hat das Trauerspiel auch noch aufgezeichnet, zeigt es aber erst am kommenden Sonntag. Aber was macht das Trio die nächsten Wochen nun eigentlich? Die üblichen Besuche in Altenheimen sind derzeit ja wohl wenig ratsam und Kunden in Kaufhäusern zu überraschen, dürfte auch schwierig werden. Residiert das Dreigestirn, wie sonst üblich, bis Aschermittwoch im (leeren) Hotel oder schläft man daheim? Dass die Geisterspiele im Fußball sein müssen, weil man die üppigen Fernsehgelder braucht, verstehe ich ja. Aber warum kann man den Karneval in Anbetracht der Lage nicht einfach komplett absagen, statt an diesen volkstümlichen Ritualen ohne Volk festzuhalten? Und was ist eigentlich mit Rosenmontag? Rein arbeitsrechtlich gesehen. Feiertag wie immer? Meine Frau, in Köln geboren und zeitlebens Angestellte, kann sich jedenfalls nicht erinnern, am Rosenmontag jemals gearbeitet zu haben.
Noch was Positives zum Ausklang. Ein paar der durch Corona auch arg gebeutelten Messebauer haben jetzt vorübergehend wieder Arbeit. In den Impfzentren werden massenhaft Trennwände gebraucht.
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