Ruhe sanft, Parkstadt Süd
Donnerstag, 1. Februar 2018 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Was macht eigentlich die Parkstadt-Süd? Schon länger nichts mehr gehört. Ende 2015 ist die Veranstaltungsreihe eingeschlafen. Und jetzt das. Aus heiterem Himmel wartet die Verwaltung im Stadtentwicklungsausschuss mit einem umfangreichen Sachstandsbericht zu dem Riesen-Neubauprojekt neben der Südstadt auf. Mit einer deutlich abgespeckteren Version wurden die Abonnenten des städtischen Newsletters zum Thema Parkstadt informiert. Eine wichtige Neuigkeit für die Bürger: Das von vielen Initiativen geforderte Stadtteilbüro vor Ort nimmt vielleicht eventuell ganz langsam Gestalt an. Die Stadt wird im Marktamt auf dem Großmarktgelände Räume zur Nutzung durch die Bürger bereit stellen. Vorher werden die Räume in Abstimmung mit der Denkmalpflege saniert. Wie lange das dauert, steht noch nicht fest. Die Sanierung ist ein Pilotprojekt. Sie wird durchgeführt von Kräften des sogenannten zweiten Arbeitsmarktes. Eine umfassende, komplett denkmalgerechte Sanierung des Marktamtes wird in die Zukunft verschoben, wenn klar ist, wie die unter Denkmalschutz stehende Großmarkthalle und das benachbarte Amt dauerhaft genutzt werden.
In dem neuen Stadtteilbüro soll in Ausstellungen und Vorträgen über die Entwicklung des Wohnungsbauprojektes informiert werden. Zunächst wird die Stadt das Büro betreiben. Geplant ist, dass eine Projektentwicklungsgesellschaft oder ein Trägerverein langfristig den Betrieb übernimmt. Einige Initiativen, darunter der NeuLand-Garten, wollen sich Gedanken über ein Konzept machen.
Keine Flächen für Zwischennutzungen
Die Bürger, die bei mehreren Informations- und Diskussionsveranstaltungen im sogenannten „Kooperativen Verfahren“ ihre Ideen einbringen durften, sollten sich eigentlich schon vorab mit dem verlängerten Inneren Grüngürtel und den in Zukunft bebauten Flächen auf dem Großmarktgelände vertraut machen dürfen. Dazu hieß es von Seiten der Stadt: „Ein zentrales Ergebnis des Kooperativen Verfahrens zur Parkstadt Süd 2015 war es, den neuen Stadtteil durch eine frühzeitige Nutzung von frei werdenden Flächen und Räumen erlebbar zu machen. Die gezielte Öffnung für temporäre Nutzungen soll helfen, brachliegende Orte zu aktivieren und zu lebendigen öffentlichen Räumen werden zu lassen.“ So weit die Theorie. Blickt man auf die Praxis, folgt die dem Motto „Die Ideen waren gut, die Welt war nicht bereit“. Die Verwaltung hat auf dem Großmarktgelände und drumherum nach eigenen Worten einen „umfangreichen Flächen-Check“ durchgeführt. Die Erkenntnisse daraus werden in dem Newsletter wie folgt beschrieben: „Im Ergebnis stehen unter Berücksichtigung von bestehenden Eigentums- und Mietverhältnissen sowie Vertragslaufzeiten der jeweiligen Nutzungen im Moment keine geeigneten Orte zur Verfügung.“ Ziel sei aber weiterhin, sobald „Verfügbarkeiten“ entstünden, eine möglichst zusammenhängende Fläche über einen Projektaufruf mit mehreren Interessenten temporäre Nutzungen zu entwickeln. Problematisch in den Zusammenhang sei der Ratsbeschluss, den Großmarkt auf jeden Fall bis 2023 am jetzigen Standort zu betreiben.
Im Moment arbeiten hinter den Kulissen Planungsbüros und Verwaltung an einem sogenannten „Integrierten Rahmenplan“ für die Parkstadt Süd. Dieser Plan, so die Hoffnung der Verantwortlichen, soll im ersten Quartal 2018 dem Stadtentwicklungsausschuss zur Diskussion vorgelegt werden. Bürger werden bis dahin nicht mehr beteiligt. Der „Integrierte Rahmenplan“ enthält schon relativ eindeutige Festsetzungen für die spätere Bebauung. Als Vorgaben für die Büros wurden von der Verwaltung genannt: Auf 315.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche sollen rund 3500 Wohnungen entstehen. Bruttogeschossflächen sind alle Flächen eines Gebäudes, die von Mauern umschlossen sind. Also auch die Flure und Technikräume. 140.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche sollen für 4500 Arbeitsplätze in Büros, Einzelhandel und Gastronomie vorgehalten werden. 42.500 Quadratmeter Fläche der Parkstadt Süd werden für die öffentliche Infrastruktur reserviert. Zu der zählen auch eine Gesamtschule und drei Kindergärten. 17.500 Quadratmeter der Parkstadt bleiben öffentlichen Spielflächen vorbehalten. Die meisten Fußballplätze haben eine Fläche von 7000 Quadratmetern.
Verfahren am Eifelwall liegt auf Eis
Weiter ist man am Eifelwall. Allerdings auch nicht so richtig. Mit der Verlängerung des Inneren Grüngürtels wollte die Verwaltung auf der Fläche hinter dem neuen Stadtarchiv am Eifelwall beginnen, dessen erste Etagen im Rohbau fertig sind. Ein Wettbewerb für das neue Grün, den die Stadt ausgelobt hatte, ist entschieden. Gewonnen hat bei fünf Teilnehmern das Büro Förder Landschaftsarchitekten aus Essen. Als bei einer Informationsveranstaltung im vergangenen Jahr 150 Unterstützer des Autonomen Zentrums (AZ) dessen Verbleib am jetzigen Standort an der Luxemburger Straße forderten, kam es zum Eklat. Die Stadtverwaltung mit Dr. Joachim Bauer vom Grünflächenamt an der Spitze brach die Veranstaltung ab. In dem jüngsten Sachstandsbericht für den Stadtentwicklungsausschuss heißt es dazu: „Als Ergebnis der Veranstaltung soll zunächst eine Lösung für die Zukunft des Autonomen Zentrums gefunden werden.“
Unterstützung bekommt das AZ von höchster Stelle: „Ich bin zuversichtlich, dass es gelingt, eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung für einen neuen Standort des Autonomen Zentrums zu finden. Das AZ ist ein wichtiger Bestandteil der Kölner Kulturszene und muss auch als Institution erhalten werden“, heißt es in einem Brief. Absenderin: Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Dem hat sie bislang nicht widersprochen. Das Presseamt der Stadt erklärt auf Anfrage, dass das Verfahren am Eifelwall im Moment auf Eis liege. „Die Verwaltung hat die Gespräche mit dem Autonomen Zentrum aufgenommen und wird die weiterführen mit dem Ziel, eine einvernehmliche Lösung zu finden.“ Das Verfahren zur „Qualifizierung der fünf Entwürfe“ und zur abschließenden Entscheidung, wie der Grüngürtel am Eifelwall aussehen soll, hat noch nicht beginnen können. Voraussetzung für den Beginn wäre eine Beteiligung der Bürger. Die abgebrochene Veranstaltung wird nicht als eine solche gewertet. „Ziel des Verfahrens Eifelwall ist es, die Bürgerbeteiligung so schnell wie möglich durchzuführen“, schreibt das städtische Presseamt auf Anfrage. Und zwischen den Zeilen fühlt man das bange Hoffen, dass diesmal die „richtigen“ Bürger kommen. Die wohlwollenden. Es bleibt interessant.
Das Projekt: Die Parkstadt Süd, so der vorläufige Arbeitstitel, ist eines der größten Wohnungsbauprojekte der Stadt. Das rund 115 Hektar große Areal für mindestens 3500 Wohnungen und 4500 Arbeitsplätze erstreckt sich südlich des innerstädtischen Eisenbahnringes vom Rhein bis zur Luxemburger Straße. Es wird im Süden begrenzt durch den Straßenzug Schönhauser Straße, Martkstraße, Kierberger Straße und einem einem Versprung im Vorgebirgspark nach Norden bis zur Vorgebirgstraße weiter über Am Vorgebirgstor, Hönninger Weg und Carl-Nipperdey-Straße.
Das Gebiet umfasst die Flächen der früheren Dom-Brauerei, des ehemaligen Küppers-Biergartens, des einstigen Güterbahnhofs Bonntar und des Kölner Großmarktes, der noch bis zum Jahr 2023 seinen angestammten Platz behalten wird. Aber auch Flächen am Südstadion, am Eifelwall und am Gleisdreieck Süd/Hönninger Weg gehören zur Parkstadt Süd. Historisch wird der geplante Lückenschluss des Inneren Grüngürtels zwischen Luxemburger Straße und Südbrücke. Der Grüngürtel soll mit einer durchschnittlichen Breite von 150 Metern entlang des Bahndamms verlängert werden.
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