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Gesellschaft

S.O.S. – Klimakatastrophe in der Philharmonie

Donnerstag, 29. September 2022 | Text: Judith Levold | Bild: Save Our Souls

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Zum dritten Mal schon organisiert Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter in der Kölner Philharmonie ein Benefizkonzert zu einem gesellschaftlich relevantem Thema. Und wieder wird es ein Mix aus Talk, Aufruf und Konzert. Diesmal sind nicht die Seenotrettung und die Situation von Geflüchteten in den Lagern Südeuropas das Thema, sondern: Die Klimakatastrophe. Die aber dann doch wieder mit Flucht und Migration zusammenhängt – denn die Folgen der Klimawandels treiben viele Menschen in die Flucht.

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„Alle reden von Klimakrise, doch es ist längst eine Katastrophe, auf die wir rasend schnell zusteuern“, ist Hans Mörtter überzeugt. Auch nach seinem offiziellen Eintritt in den Ruhestand will Mörtter keine Ruhe geben. „Wir müssen Millionen werden, wir brauchen eine Revolution“, findet er mit einer guten Portion Pathos. Und hat sich deshalb für die Interviews in seinem Benefizkonzert jemanden eingeladen, der weiß, wovon er spricht: Meteorologe und ARD-Wetter-„Man“ Karsten Schwanke. Er wird am Freitag den 30.09.22 in der Philharmonie mit Hans Mörtter und Pianistin Sina Kloke darüber sprechen, was wirklich Sache ist, in Sachen Klimawandel. Ich erreiche den vielbeschäftigten Meteorologen auf einer Autofahrt nach Saarbrücken; wir telefonieren eine Weile.

Karsten Schwanke spricht mit Pfarrer Hans Mörtter übers Klima (Bild: Jürgen Gundelsweiler)

Herr Schwanke, was motiviert Sie zu der Philharmonie-Veranstaltung mit Hans Mörtter?
Es geht mir um die Sache. Der Klimawandel ist heute schon eine der größten Herausforderungen – und wird es in Zukunft noch mehr.
Das Wissen darum ist oft noch zu wenig vorhanden. Wir müssen aber dorthin schauen, wir müssen endlich reagieren. Niemand kann den Klimawandel leugnen.

Es wird doch aber viel berichtet, die ziemlich junge Protestbewegung Fridays for Future ist sehr präsent – im Grunde müssten doch alle Bescheid wissen, oder?
Es ist meine persönliche Erfahrung, dass bei den Leuten die echte Dramatik noch nicht angekommen ist. Da sprechen Messdaten eine klarere Sprache und die werden eben oft nicht verstanden.

Ein Beispiel?
Keiner versteht, was es ausmacht, was es für Unterschiede macht, ob die Erderwärmung bei 1,5° liegt oder bei 2°, viele denken, och, dann steigt die Erwärmung eben auf 1,7°, das wird nicht viel schlimmer sein als 1,5°. Das aber ist fatal. Denn es handelt sich ja bei den Aufzeichnungen um ein weltweites Mittel. Wenige Zehntel Grad im weltweiten Mittel haben dann zum Beispiel hier bei uns dramatisch mehrere Grad Temperaturanstieg zur Folge. In den letzten sechzig Jahren betrug der Erd-Temperaturanstieg im weltweiten Mittel 0,8 Grad – da winken die meisten ab. Aber dadurch hat es in Köln zwischen 1960 und 2020 zum Beispiel einen Anstieg um 5° bei den heißesten Tagen des Jahres gegeben. In den 60ern lagen die hier bei 31°, in den letzten Sommern bei durchschnittlich 36°, mit Höchsttemperaturen um die 41/42°. In noch ein paar Jahren sind dann die heißesten Tage 45° in der Stadt undsoweiter…

Wie sehen Sie die Kritik von Fridays For Future, aktuell spiele die Politik verschiedene Krisen gegeneinander aus, also Klimawandel, Krieg, Energiekrise – sehen Sie es auch so, dass man das miteinander verwoben denken muss?
Gerade beim Thema Energieversorgung hängen die Krisen miteinander zusammen. Die Abhängigkeit von Russland beim Thema Erdgas, der viel zu langsame Ausbau der erneuerbaren Energien – all das hat uns zu der Situation geführt, die wir jetzt erleben, mit den hohen Gaspreisen. Ich verstehe, dass wir in dieser Notsituation schnell darauf reagieren müssen, auch mit unpopulären Maßnahmen. Aber wo bleibt jetzt die große Beschleunigung bei den Erneuerbaren? Das fehlt mir. Wir müssen uns dringend um Anpassungsstrategien kümmern.

Was wünschen Sie sich persönlich von der Politik? Wären Sie politischer Entscheidungsträger: Was wäre eine erste wichtige Maßnahme, die Sie ergreifen würden?
Meine ersten Umsetzungen: Bahnstrecken in Deutschland in höchstem Tempo erneuern. Ich möchte in drei Stunden von Köln nach Berlin und München fahren, in zwei Stunden nach Hamburg. Und zwar 2025, nicht erst 2050. Parallel dazu: Sämtliche Hürden für den Ausbau der erneuerbaren Energien abschaffen.

Auch Fortuna Ehrenfeld begleiten den Philharmonie-Abend zur Klimakatastrophe musikalisch (Bild: privat)

SOS – SAVE OUR SOULS
KÖLNER PHILHARMONIE
30.9.2022 um 20 Uhr
Tickets: 26 Euro
Mit: Fortuna Ehrenfeld, Zass, Christoph Broll, Sina Kloke, WDR Chambers Players, Rol-li & Benjamin Brings, Markus Reinhardt, Repercussion, Sugar Rae, Michael Kokott & Chöre, Michael Faust & Emily Hoile.
Tickets gibt es noch reichlich, direkt in der Philharmonie.

Text: Judith Levold

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