Scharf auf Anregungen
Mittwoch, 22. August 2012 | Text: Elke Tonscheidt | Bild: Dirk Gebhardt
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Wenn es knistert im Raum, dann ist Andreas Grosz zufrieden. Egal zu welcher Jahreszeit, am besten aber an dem Ort, wo er sich beruflich am liebsten aufhält: im Rotonda Business-Club am Pantaleonswall. Eine Gegend, die man so gerade noch zum Ausläufer der Südstadt zählen kann. „Versteckt, alt, trotzdem reizvoll“, charakterisiert Grosz die neue Heimat des bislang im Rheinauhafen beheimateten KAP-Forums.
Denn jetzt wird umgezogen. Spätestens am 1. Oktober ist die Nähe zum Rhein passé. Trotz aller Synergien zum Club – er wird den Hafen vermissen, der passionierte Segler Grosz. Das KAP Forum, dieser Zusammenschluss aus acht Unternehmen, hat Leben in Kölns Vorzeigeobjekt am Rhein gebracht: In acht Jahren über 400 Veranstaltungen mit rund 50.000 Menschen. Ist das KAP-Forum weg, ist die südliche Spitze des Rheinauhafens um eine Attraktion ärmer. Für Grosz „nach wie vor ein wichtiger Beitrag zur Stadtentwicklung“. Doch schlicht fügt der Diplombetriebswirt hinzu: „Flair muss man sich da noch erkämpfen…“
Zurück zum Knistern. Nun bildet der Business Club keine Kulisse zum romantischen tête-à-tête am Kamin. Hier sitzt man vielmehr abends auf der großen, beleuchteten Außenterrasse und lässt sich Slow Food servieren. Grosz, der sich auch Kulturmanger nennt, geht es darum, unterschiedliche Menschen zusammenzubringen: Ingenieure, Studenten, künstlerisch ambitionierte Architekten, Immobilien-Investoren, Industrievertreter. Wenn dann heiß diskutiert wird, inspiriert das den Mann, der eigentlich aus Sachsen stammt, aber im Ruhrgebiet groß geworden ist.
Seine Augen, die von markanten, dunklen Augenbrauen überzogen sind, lachen, wenn er zu seinen Themen Stellung bezieht. Die KAP-Magazine, die jährlich erscheinen, sind Ausdruck davon. Es geht um Hotelzimmer der Zukunft, um grüne Immobilien oder die Ressource Wasser, das nasse Element, das ihn mit Leidenschaft erfüllt, wie Grosz im Editorial schreibt. Manche der Publikationen sind „total ausverkauft“, berichtet er, z.B. das zur Zukunft der Arbeit, wo es v.a. um die Büroorganisation geht.
Auch für das kommende Heft, das bald erscheinen wird, kann er sich begeistern: Es wird das Thema ‚Bauen im Bestand‘ beleuchten und den Namen ‚Brüche‘ tragen. Wenn der Manager von solchen Projekten erzählt, avanciert er zum Botschafter seines Forums. Wobei er Wert darauf legt, dass die meisten Angelegenheiten im Forum im Konsens erzielt werden. „Wir sind getragen von der Industrie, inhaltlich spuckt mir aber keiner rein.“ Das Gegenteil sei der Fall: „Ich bin geradezu scharf auf Anregungen“, schwärmt Grosz fast.
Gar nicht scharf ist er hingegen darauf, sein Privatleben auszubreiten. Das schirmt er ab. Verheiratet, Jahrgang 48, drei Söhne. Dass er wahnsinnig gern in Südtirol urlaubt, wenn das Wetter es an der Ostsee wie dieses Jahr nicht zulässt, dort gern Zeit zu verbringen, das erfährt man noch. Ansonsten: „Ich mag kein Schickimicki, schon mal gar nicht um meine Person.“ Das schätzt er auch so an seinem Hobby: „Unter Seglern ist man relativ gleich.“
Relativ. Das drückt es ganz gut aus. Denn auch wenn Grosz nicht um sich persönlich heischt, der in Sülz lebende Spross einer Unternehmerfamilie weiß schon genau, wie er sich selbst behauptet. Mit einer „unaufgeregten, verbindlichen Moderation von Zukunftsthemen“, sagt Johannes Speis, Objektmanager International bei Schüco, der gern aus Düsseldorf anreist, um an Events im KAP-Forum teilzunehmen. „Ohne viel Schnörkel und leere Worthülsen“ betreibe Grosz teilweise visionär seine Arbeit. Er habe eben „ein feines Gespür für Architekturtrends“, attestiert der Schüco-Manager.
Dabei ist der Erfolg von Andreas Grosz nicht das Ergebnis einer strikt geplanten Strategie. Alles dynamisiert sich, als er Anfang der 90er Jahre Gründungsgeschäftsführer der Weltausstellungsgesellschaft EXPO 2000 wird. Von da an knüpft er sein Kontaktnetz besonders engmaschig. „So kommt eins zum anderen“, sagt er. In Hannover ist er für die Architektur- und Themenparks zuständig. Nach vielen Querelen tritt gegen Mitte der 90er der Expo-Vorstand zurück, und Grosz geht nach Köln, wegen der Vitalität der Region, die anders als etwa Berlin, nicht ständig nach Subventionen ruft.
Ein Bruch im Interview, Oliver Grosz (38) erscheint. „Wir machen hier Family-Business“, erklärt Vater Grosz, der seinem ältesten Sohn das Online Business schon heute anvertraut hat. Das Web ist auch nicht so ganz seine Heimat, merkt man; muss es ja auch nicht, dafür sind andere zuständig. Und so verweist Andreas Grosz zum Beispiel, wenn er die sogenannte „KAP-Community“ beziffern soll, auf Größen wie die der Adresskartei: 12.000 Personen.
Grosz und sein KAP-Forum setzen vor allem auf die direkte persönliche Begegnung. Ob zu Ausstellungen, derzeit läuft eine zur ‚Faszination Segeln‘, Seminaren oder anderen Events: Am 4. September steht die Energiewende im Fokus der ‚Kölner Wirtschaftsgespräche“ und Ende Oktober geht es im Immobilienseminar um ‚Projektentwicklung: Schach oder Poker“, um nur zwei Veranstaltungen herauszugreifen. Neues hat er hier in petto – da alle mittags auch etwas essen möchten, organisiert Grosz ab September den ‚Architektur- und Immobilien-Lunch‘, gern in Kooperation mit anderen Unternehmen.
Andreas Grosz, eine Marke in Zukunftsfragen guter, grüner Architektur mit Sinn für inspirierende Kommunikation. Der nur einmal um eine direkte Antwort verlegen ist: Die Schwäche des KAP-Forums, die kann er nicht sofort benennen. Muss er aber auch nicht.
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