Schon 19 von 50 Hotelzimmern besetzt – Wildbienenbesuch auf dem Balkon
Mittwoch, 15. Mai 2019 | Text: Alida Pisu | Bild: Oliver Köhler/Alida Pisu
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
19 von insgesamt 50 Zimmern oder besser Röhren sind belegt. Ich fasse es kaum. Bereits im ersten Jahr eine so gute Auslastung als stolze Besitzerin eines Bienen- und Insektenhotels. Wer hätte das gedacht? Ich jedenfalls nicht. Und hätte mir vor einem Jahr jemand prophezeit, dass ich mir mal ein solches Hotel aufs Fensterbrett stellen würde, dann hätte ich schallend gelacht.
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Filos Köln – et hätt noch immer jot Taverne!Stehe ich doch normalerweise mit allem, was kreucht und fleucht, auf Kriegsfuß. Im Sommer liegt eine Fliegenklatsche direkt neben der Balkontür und ich sage jedem Insekt, das sich in meine Wohnung verirrt: „Was rein fliegt, fliegt auch wieder raus. Sonst gibt’s was mit der Klatsche. Kapiert?“ Zugegeben, allzu häufig schlage ich nicht zu, weil mich dann doch wieder das Mitleid überkommt und ich, mit der Zeitung wedelnd, den Insekten, die zu dumm sind, raus zu fliegen, den Weg in die Freiheit zu zeigen versuche. Nur bei Mücken und Motten bin ich erbarmungslos, die einen stechen, die anderen löchern. Muss man nicht haben!
„Da bin ich dabei!“
Eigentlich hatte mich schon vor vielen Jahren, als ich in einem Dorf Urlaub machte, eine Hobby-Imkerin für Bienen begeistert. Sie hatte beschwörend zu mir gesagt: „Wir müssen die Welt retten!“ Als Kölsche kennt man da natürlich nur eine Antwort: „Da bin ich dabei!“ Aber wie? Ich solle mich um Bienen kümmern, gerade in der Großstadt wäre es wichtig, etwas für sie zu tun. In der Folge dachte ich ernsthaft darüber nach, mir einen Bienenstock auf den Balkon zu stellen und den Bienen dabei zuzusehen, wie sie fleißig Nektar herbeischafften, um den leckersten Honig zu produzieren. ABER: dann hätte ich mir auch eine Honigschleuder und einen Schutzanzug anschaffen müssen.
Brand vortäuschen
Zur Wabenentnahme hätte ich die Bienen einräuchern und ihnen einen Brand vortäuschen müssen, damit sie Vorbereitungen zu Flucht hätten treffen können. Während ihrer Vorbereitungen wären sie so abgelenkt gewesen, dass sie mich bei der Wabenentnahme nicht gestochen hätten. Soweit die Theorie. Aber will man’s wirklich wissen, ob Theorie und Praxis übereinstimmen? Ich wollte es jedenfalls nicht, sah ich innerlich nämlich nicht die Bienen sondern mich auf der Flucht vor einem wild gewordenen Bienenvolk.
Es wurde also nichts daraus. Bis im vergangenen Jahr die zwei Kölner Imkerinnen Iris Pinkepank und Stephanie Breil von der HonigConnection ein Umdenken bei mir bewirkten. Sie waren im Erntedank-Gottesdienst in der Lutherkirche und appellierten an alle, die Wildbienen zu unterstützen. Denn, so die beiden engagierten Damen: „Um die Honigbienen kümmern sich die Imker, um die Wildbienen kümmert sich niemand.“ Als sie dann auch noch das Modell eines Bienenhotels vorstellten und erwähnten, dass Wildbienen nicht stechen, beschloss ich, die Weltrettung endlich in Angriff zu nehmen!
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Living Mindfulness – mit Achtsamkeit durchs LebenSeit Januar steht das Hotel nun auf meiner Fensterbank und der Aufenthalt auf dem Balkon ist manchmal spannender als Fernsehen zu gucken. Neue Gäste inspizieren die Zimmer erst einmal sorgfältig, und wenn sie sich für eines entschieden haben, schlüpfen sie kopfüber hinein, der Hintern guckt noch raus, irgendwann fliegen sie wieder davon. Ein paar Tage später sieht das Zimmer so aus, als wäre es vermörtelt worden. Ist mir egal, ich bin tolerant, die Gäste können machen, was sie wollen. Sie kriegen ein Zimmer, das ihren Bedürfnissen entspricht, nur verpflegen müssen sie sich woanders.
Doch auch da gibt es erfreuliche Initiativen zu vermelden: zu meiner großen Überraschung entdeckte ich neulich in der Brunostraße einen großen Blumenkübel, in dem tierliebe Menschen Futterpflanzen für Bienen und Schmetterlinge gepflanzt hatten. Bin ich also nicht die Einzige, die ihr Herz für Bienen und Insekten entdeckt hat! Und auch nicht die Einzige, die die Welt retten will!
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