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Bildung & Erziehung Familie

Serie: Raus in die Ferien – Die Jugendherberge Morsbach

Mittwoch, 23. Juni 2010 | Text: Doro Hohengarten | Bild: DJH Rheinland e.V.

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Zugegeben: Sexy ist anders. Die Jugendherberge Morsbach hat so ein bisschen den Charme der guten alten JuHe-Zeit. Ein Flachdachbau mit grauen Schindeln, 60er-Jahre-Terazzo-Böden, der Vorplatz gnadenlos zugepflastert und Polyester-Vorhänge vor den Fenstern. An Orten wie diesen wie haben wir in den 80er Jahren Stehblues getanzt, haben heimlich an Zigaretten gezogen und das erste Bier gesüffelt. Der Staub der Vergangenheit klebt an dieser Jugendherberge. Noch heute gehen hier Schulklassen ein und aus, aber heute organisieren die Lehrer keine Besuche in Tropfsteinhöhlen und Porzellanmanufakturen mehr. Sie buchen komplette Erlebnispädagogik-Programme, die „Drachenstein“ oder „Auf den Spuren der Ritter“ heißen.

 

Die pure Not brachte mich an diesem Pfingsten nach Morsbach. Ich habe drei kleine Kinder, mein Mann musste arbeiten, und ich wollte endlich mal raus.
Erste Bedingung: NICHT einkaufen, putzen, kochen. Das bedeutete: Vollpension musste her. Die kriegt man, erinnerte ich mich, in der Jugendherberge auf jeden Fall und zu einem guten Preis. Drei Nächte im Familienzimmer für die Kinder (alle unter 6) und mich kosteten am Ende knapp 130 Euro.

 

Das Zimmer war sauber, in modern-neutralem JuHe-Schick, und hatte ein eigenes Badezimmer und zwei Stockbetten. Sehr freundlich und zuvorkommend war bereits bei der Buchung das Team um die Jugendherbergseltern Maria und Frederik Häussermann (übrigens eines der wenigen noch verbleibenden Herberselternpaare – neuerdings gibt es nur noch „geschäftsführende Leiter“): Ohne Aufpreis waren zwei Reisebetten für die Kleinen bei der Ankunft schon aufgebaut, und während des Aufenthalts wurde jede, aber auch wirklich jede Frage freundlich und aufmerksam beantwortet.

Zweite Bedingung: Mehr als eineinhalb Stunden wollte ich nicht fahren. Morsbach liegt von der Südstadt eine knappe Stunde Autofahrt gen Osten im Oberbergischen Land. Das ist nah genug, damit bei einem Wochenendtrip nicht die Hälfte der Zeit   für die Anreise verloren geht und weit genug, um richtig auf dem Land zu landen.

 

Dritte Bedingung: Grün sollte es sein, am besten verkehrsfrei, damit die Kinder  rennen und entdecken können. Volltreffer. Die Jugendherberge liegt auf einem Berg über dem Dorf Morsbach. Das Gebäude ist eingerahmt von: einer Terrasse zum Sitzen, einem kleinen Spielplatz für die Kleinen, einem Fußballplatz, einer großen Wiese mit Grillplatz und einem Basketball-Court. Oben grenzen Kuhwiesen an, etwas unterhalb ein kleines Waldstück mit  Sträuchern, Baumstümpfen, Käfern und Stöcken zum Bauen und Erforschen in Hörweite. Unser Großer (5) ging ziemlich schnell mit seinen Freunden auf Entdeckungstour.

Und so fing die Entspannung an – obwohl zeitgleich mit uns zwei kirchliche Gruppen mit aufgekratzen Fast-Teenagern Morsbach heimsuchten. Das gehört eben auch zum JuHe-Feeling: Dass man manchmal erst spät und entnervt zum Schlafen kommt, weil sich kreischende Kids Rennen durch die Gänge liefern. Die Tage aber waren angenehm. Die Kleinen glucksten im Sandkasten, die Großen flitzen durch Wald und Wiese. Die Eltern lasen auf Bänken die Zeitung und schlichteten Streit zwischen den Großen.

 


Dazwischen fand man sich pünktlich zum Essen im Gemeinschaftsraum ein, mit anderen und zum Teil sehr sympathischen Familien aus ganz NRW. Auch in Westfalen haben die Kinder Trotzanfälle, „Ich-mag-das-nicht“-Attacken und werfen Hagebuttentee-Tassen um – ja, es gibt es wirklich noch, dieses Teufelsgesöff. Das Essen…naja, da hat sich eigentlich wenig verändert seit damals: viel Frittiertes, wenig Frisches. Vor allem Vegetarier kommen nicht gerade auf ihre Kosten und können sich den Vollpension-Aufschlag sparen. Aber die Mitarbeiter sind wenigstens bemüht: Die Küche liefert auf Anfrage auch mal eine Extraportion Naturjoghurt dazu, gratis.

Bis auf einen Rundgang um die Bergkuppe, auf der die JuHe liegt, unternahmen wir wenig und faulenzten viel. Fleißig waren die Bienen in dem Bienenstock, den wir unterwegs besichtigten. Ansonsten lohnte der Spaziergang hinab ins Dorf, wo die örtliche italienischen Eisdiele viele leckere Sorten bereithält und hinter dem Busbahnhof ein herrlicher Spielplatz zu finden ist, mit dessen Schaukel man die Wolken am Bauch kitzeln kann.

Für zwei, höchstens drei Übernachtungen an einem sonnigen Wochenende ist die Jugendherberge Morsbach auf jeden Fall ein gutes Ziel.
 

Text: Doro Hohengarten

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