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Kultur

Shirin Rebanas Knallfarbe auf Grau: das politische Statement.

Mittwoch, 11. Juli 2018 | Text: hmkw.de | Bild: hmkw.de/Philine Conrad

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Zum Schutz trägt Shirin Rebana einen Mundschutz und Handschuhe. Im Durchschnitt braucht sie 40 Minuten für das Besprayen eines Stromkastens.

Vergammeltes Stadt-„Mobiliar“

Wer kennt sie nicht – die grauen, vergammelten und beschmierten Strom-, Post oder Telekommunikationsversorgerkästen am Straßenrand. 17.000 davon stehen in ganz Köln ´rum. Die junge Künstlerin Shirin Rebana aus der Südstadt hat sich die Verschönerung der Kästen zur Aufgabe gemacht und sorgt mit ihrer Kunst für ein politisches Statement.

Shirin Rebana sorgt für eine buntere Südstadt

Alles begann im April 2017 mit dem „hauseigenen“ Stromkasten: „Der war total verschmiert, verschimmelt, einfach dreckig“, so Shirin Rebana, die mit richtigem Namen Philine Conrad heißt und Schauspielerin ist. Also begann sie, ihn zu verschönern und hat mittlerweile mehr als sechzig Stromkästen in der Kölner Südstadt und Umgebung gestaltet.

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Zuerst werden die Stromkästen gesäubert und von Aufklebern befreit, bevor sie mit Farbe besprüht werden können. Für die Motive schneidet die Künstlerin ihre eigenen Schablonen zu.


Zuerst muss der Stromkasten von Dreck und Aufklebern befreit werden. Und am Ende erstrahlt er knallig bunt./Bild: Philine Conrad 2018

Die Idee hinter der Bemalung der Stromkästen entsprang vielen gleichzeitigen Zufällen. Nachdem Shirin einen Stromkasten vor der „Café Bar“ am Ubierring sah, kam ihr in den Sinn, auch diesen zu verschönern. Wie der Zufall es so wollte, waren die Cafébesitzerin und drei Mitarbeiter der RheinEnergie vor Ort: „Und dann waren innerhalb von zehn Minuten die ganzen bürokratischen Wege gegangen und ich hatte den ersten Auftrag“.


Vor dem „Filos“ oder der „Bagatelle“ sind bemalte Stromkästen von Philine in einem etwas anderen Stil /Bild: Philine Conrad 2018

„Das was ich mache ist politisch“

Das Konzept der Stromkästen-Kunst ist einfach: drei Farben, Kopfhörer und ein wechselndes Motiv in der Mitte. Alles begann mit einer Weltkugel als Symbol. Shirin stellte sich am Anfang die Frage: „Wem gehört die Welt?“ und bemerkte schnell, dass ihre Kunst ein politisches Zeichen widerspiegelt. Denn die Kopfhörer symbolisieren, dass jeder in unserer Gesellschaft abgehört wird. Die Künstlerin möchte mit dem wechselnden Farbspiel und der Reduzierung der Symbole wie beispielsweise ein Nashorn, eine Fledermaus oder eine Drohne, zum Nachdenken anregen: „Das, was ich mache ist hochpolitisch. Ich suche einen Weg, wie ich etwas zur Gesellschaft beitragen kann, auch wenn sich Leute darüber empören.“ Vor allem das Motiv der Drohne beschreibt, dass die Welt immer mehr zu einem Überwachungsstaat übergeht.


Die Abhörung des Globus. Shirin Rebana empfindet ihre Kunst als politisches Statement./Bild: Philine Conrad 2018

„Das Bemalen der Stromkästen ist grundsätzlich nicht legal“

Die Stromkästen sind im Besitz der RheinEnergie, der Telekom, NetCologne und der Stadt, erzählt uns die Künstlerin. Da das Bemalen eigentlich eine Straftat darstellt, hat Shirin von den einzelnen Partnern eine Erlaubnis eingeholt: „Also alles, was ich mache, ist legal.“ Trotz viel positiven Zuspruchs reagieren einige Passanten mit Ablehnung: „Es wurde bisher sogar zwei mal die Polizei gerufen.“ Seitdem stelle sie während ihrer Malarbeiten immer ein Schild mit den Worten „Habe Genehmigung“ auf.
Ein Ereignis wird Shirin sicher nicht so schnell vergessen können: „Es gibt immer Leute, die pöbeln. Ein Mann hat mich mal richtig bedroht und verfolgt, ansonsten sind die Reaktionen immer sehr positiv.“

Wegen Alarmierung der Polizei: Genehmigungs-Schild / Bild: Philine Conrad, 2018

Was sind die Zukunftspläne von Shirin Rebana?

Für die Zukunft wünscht sich die Künstlerin mehr Freiheiten. Denn bisher hat Shirin noch nicht die Erlaubnis bekommen, Stromkästen in der Innenstadt zu gestalten: „Zwar sagt die Stadt Köln, dass sie die Stadt verschönern wolle, will das aber eben kontrolliert machen. Also werden die Stromkästen grau angemalt“ erzählt Philine Conrad (der Farbton, ein Anthrazit, in dem laut Gestaltungshandbuch der Stadt das gesamte Stadtmobiliar in der Innenstadt und anderen „Räumen von internationaler Bedeutung“ gestrichen werden soll, heißt übrigens „wehrmachtsgrau“. Anm. de. Red.).

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Philine/Shirins Ziel ist, ganz Köln in bunten Farben erstrahlen zu lassen: „In Deutschland wird immer alles sehr clean und steril gehalten und das finde ich sehr schade. Durch die Malerei habe ich erfahren, dass Farben unglaublich lebendig sind“. Wir sind gespannt, ob wir demnächst nicht doch noch einen bemalten Stromkasten auch in der Innenstadt entdecken werden.

Text: hmkw.de

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