„So cool wie die anderen Skater wollte ich auch sein.“
Donnerstag, 23. Juni 2016 | Text: Lisa Stiemer | Bild: Tamara Soliz
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Das Klackern von Rollen auf Bodenplatten, die Südbrücke im Blick, der Rhein im ruhigen Fluss – auf dem Skateplaza Kap 686 in der Südstadt tummeln sich die Skater. Wer schon mal am Kap war, wird bezeugen können, dass Köln zu Recht Köllefornia genannt wird. Die Skaterszene in der Domstadt ist groß. Jeremy Reinhard ist einer aus der „Rollbrett“-Community und 2003 genau dafür nach Köln gezogen.
Das war gewagt, aber hat sich gelohnt. 2004 war mein erfolgreichstes Jahr, so der Skateboarder. Denn in diesem Jahr wurde er Deutscher Meister im Skateboarding, 2007 sogar Vize-Europameister. Seitdem fährt er für die Sportmarken Adidas und Titus und ist in der Südstadt zu Hause. Heute sitze ich mit ihm in einem Cafè, wir schlürfen an unseren Getränken und sprechen über die Liebe zum Skaten, die Skateboardszene in der Südstadt und das Surf & Skate Festival, das heute in Köln startet.
1984 in Freiburg geboren und im Schwarzwald aufgewachsen, beginnt er mit 10 Jahren zu skaten. So cool wie die anderen Skater wollte ich auch sein., beschreibt er seine erste Motivation für diesen Sport. Zunächst noch mit viel Ehrfurcht vor den anderen Jungs, beweist Jeremy Reinhard schnell, dass er Talent hat. Schon mit 13 Jahren nimmt er als jüngster Teilnehmer an seiner ersten Weltmeisterschaft teil immer unterstützt von seinen Eltern, die ihn zu allen Wettkämpfen begleiten.
Neben dem Skaten ist er heute auch als DJ Jeremaier unterwegs. Des Öfteren legt er Im Schnörres in der Südstadt auf, diesen Samstag aber auch im Jack Who, beim Surf & Skate Festival auf dem Gelände Jack in the Box in Ehrenfeld. Das Fest bringt Surfer und Skater und alle, die die entspannte Atmosphäre dieser Szene genießen wollen, zusammen. Das Festival hat einfach einen jungen, freundlichen Vibe und ein angenehmes Publikum, beschreibt Jeremy Reinhard die Veranstaltung.
Neben verschiedenen Musikacts, der Hip-Hop-Party am Freitagabend und der Elektroparty am Samstagabend im Jack Who, legt das Festival besonderen Wert auf den sportlichen Aspekt. Für die Skater wird es am Samstag einen Mini Rampen Contest geben, die Surfer können sich am Donnerstag über die Surf Movie Night im Cinenova freuen, auch verschiedene Kunstausstellungen zeigen die Faszination dieser beiden Sportarten. Viele kleine, aber fein überlegte Aktivitäten machen das Festival zu einer runden Sache. Es wird Yoga und Wave Aerobic-Sessions geben, wer spontan genug ist, kann sich ein Tattoo stechen lassen oder einfach sein Surf- oder Skateboard in den verschieden Workshops reparieren oder upcyceln lassen.
Anfang Juni bereits in Hamburg gestartet, findet das Festival vom 23.06. bis 26.06.2016 zum 4. Mal in Köln statt. Im Juli wird es ein weiteres Festivalwochenende in München geben. Die Besonderheit dieses Jahr: erstmals werden alle Programmpunkte an einem Ort zu finden sein, was das Festival sicher gemütlicher macht und lästiges Shuttlen erspart. Jeremy Reinhard ist seit drei Jahren als Besucher und DJ dabei. Besonders empfehlen kann er den Künstler Jules Ahoi & The Deepsea Orchestra. Die beiden fuhren zusammen sogar schon einmal zum Pure Surf Camp nach Frankreich, aber das ist eine andere Geschichte
Auch der Katerflohmarkt am Sonntag ist ein beliebter Programmpunkt, wie mir Ramin Tehrani bestätigt. Das Festival besucht er jedes Jahr gern. Selbst Skater, gibt er seit 5 Jahren auch Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene. Der Sport-Student ist gern am Kap in der Südstadt. Nennt das Skateplaza sogar sein zweites Zuhause. Hier treffen sich die Locals., meint er. Aber vor allem ist es die Geschichte des Skateparks, die ihn so besonders macht.
Mit vielen architektonischen Details und großem Einsatz des Dom Skateboarding e.V. eröffnete er 2011 als Domplatten“ersatz“, da es dort für Fußgänger zu eng und für den Gottesdienst im Dom zu laut wurde. Die großen Bodenplatten sollen an die Platte vor dem Dom erinnern, sogar Blumenkübel wurden nachgebaut. Im Gegensatz zu anderen Skatparks in Köln sollte der Charme der Straße erhalten bleiben. Ohne Rampen, öffentlich und ohne Eintritt ist der Park näher an der Straße und damit da, wo das Skateboarding eigentlich seinen Ursprung hat.
Seit es das Kap gibt, gibt es auch mehr Skater in der Südstadt, erklärt mir Jeremy Reinhard. Viele Skater seien durch das öffentliche Angebot zum Üben einfach besser geworden, man sieht sie abends am Eierplätzchen und es ist nicht auszuschließen, dass es so manchen Skater zum Wohnen in die Südstadt zieht um schneller am Kap zu sein, meint der ehemalige Vize-Europameister. Das Kap ist mein Favorit und zeigt Köln von der schönsten Seite, erklärt er. Neben den Skaten kämen auch viele Familien zum Plaza. Einige bringen sogar Grill, Tische und Stühle mit. Zusammen mit den Beachvolleyballern direkt nebenan und dem Panoramablick, hat das Ganze richtiges Freibadfeeling, findet der Sportler. Die Domplatte ist natürlich unersetzbar, aber der Dom Skateboarding e.V. hat nicht zuletzt mit dem Kap 686 viel dafür getan, dass die Kölner Skateboardkultur erhalten blieb.
Mehr im Netz
www.surf-skate-festival.com
Video von Jeremy Reinhard: www.youtube.com/watch?v=hICOl5E3vXs
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