„Soll Warnung sein!“
Mittwoch, 14. April 2021 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold/KAT18, Andreas Maus
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Andreas Maus, Künstler aus dem Kunsthaus Kat18 in der Südstadt, ist im südlichen Münchner Haus der Kunst mit einer Ausstellung zu sehen. Er ist Preisträger des Euward8, eines europäischen Preises für Malerei&Grafik.
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Filos Köln – et hätt noch immer jot Taverne!Jutta Pöstges, künstlerische Leiterin des Kat18, dem Kunst- und Atelierhaus am Kartäuserwall, ist begeistert: „Wir fahren jetzt gemeinsam nach München für den Aufbau am 21. April – die Vernissage eine Woche später ist als Kombination von Präsenz in ganz kleinem Kreis und Videostream gedacht. Ich freue mich sehr für Andreas, der so intensiv, besonders an seinen Kunstbüchern gearbeitet hat.“
Kunst mit Kuli und Fineliner
Und davon zeigt er mir gleich eins, es ist noch nicht fertig, viele Seiten darin sind noch blank – doch viele auch schon mit Motiven eines seiner Lieblingsthemen gefüllt: Sport. Der leidenschaftliche Schwimmer leidet sehr unter der Corona-bedingten Schließung der Schwimmbäder, holte schon Medaillen für seinen Verein Brander Schwimmverein Hürth. Er hat das Kunstbuch Sport „in Arbeit“, lässt sich damit Zeit, kostet den Spaß, den er an dieser Arbeit hat, aus.
Eher anspannend ist dagegen das Arbeiten an seinen Bildern und Kunstbüchern, die sich mit dem Themenkomplex 3. Reich, Nationalsozialismus, Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt befassen. Eins davon, das „Anne Frank Kunstbuch“ ist zusammen mit knapp 200 anderen Positionen Teil der künftigen Ausstellung in München. Entstanden ist es im Coronajahr 2020, begonnen zu Hause, im ersten Lockdown. Warum beschäftigt ihn genau das Thema so sehr? „Ich will das als Warnung für die Leute“ sagt der Künstler, Jahrgang 1964. Mit unzähligen Kreisen, Punkten, Strichen und Pixel-artigen oder grafischen Elementen schafft er teilweise Comic-hafte Arbeiten, deren Ausdruckskraft auch darin liegt, dass sie Bewegung und Anatomie ganz stark spürbar machen. Alles mit „Kuli und Fineliner“, wie Andreas Maus erklärt.
Wäre selbst Opfer gewesen
Seine Familie sei geprägt durch die Nazizeit, der Vater als 15jähriger noch an die Front geschickt worden, in die Nähe von Düren, das noch kurz vor Kriegsende vollkommen zerstört wurde. Seine Mutter, von Geburt an mit einer Körperbehinderung, habe stark unter Ablehnung gelitten, die in dieser Zeit besonders gewesen sei, „Da war ein Behinderter nix wert.“ so Andreas Maus, der sich auch bewusst darüber ist, das er als Mensch mit Autismus gut und gern zu den Opfern hätte gehören können, hätte er im 3. Reich gelebt.
Stattdessen lebt Andreas Maus heute in Pulheim-Stommeln, und kommt zum Arbeiten in die Südstadt. Ins Atelier des Kat18. Momentan arbeitet er an einem seiner abstrakten Bilder, das brauche er nach eher anstrengenden Phasen, „Zur Entspannung“. Die Beschäftigung mit Rechtsradikalismus richtet sich in der Kunst von Andreas Maus nicht nur in die Vergangenheit, sondern überträgt, auch in der intensiven Art der Darstellung, das Prinzip Rechtsradikalismus in die Gegenwart, „Nazi-AfD“ liest man auf Szenen in Maus´ Kunstbuch. Die Szenen sind teilweise wie die Abbildung einer erlebten Situation, einer Demonstration zum Beispiel, und auf die Frage, warum er das derart detailreich male, antwortet Andreas Maus: „Weil ich nicht fotografieren kann.“
Kunst von nicht gesehenen Künstlern sichtbar machen
Der „euward8 – art in disability“ sieht sich in der Tradition des Interesses an und der Inspiration durch so genannte Outsider Art, oder Art Brut. Bereits berühmt gewordene Künstler der klassischen Moderne wie Picasso, Kandinsky oder Paul Klee, bezogen diese Kunst in ihr Kunstverständnis und ihren eigenen Ausdruck mit ein. Allen voran Surrealisten wie Max Ernst und André Breton, die sich gar, wie auf der Homepage des euward8 beschrieben, „radikal mit der Schaffensweise und den Bildwelten dieser kulturellen Außenseiter, die einen völlig neuen Blick auf die Welt und die Gründe der menschlichen Seele eröffneten…“ identifizierten. Der euward8 will unbekannte Künstler fördern, sie sichtbar machen.
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Lund Languages – ein Ostfriese in der SüdstadtAndreas Maus beschäftigt sich damit nicht, er führt konzentriert die Wachskreide – wie alle seine Materialien, bringt er sich die am liebsten von zu Hause mit.
Was ihm aber noch zum Haus der Kunst in München einfällt, ist, dass 1937 „Hitler es eröffnet hat“. Stimmt. Und danach war es erstmal die Zentrale der Nazi-Kunst-„Politik“, die willkürlich, aber systematisch KünstlerInnen als entartet stigmatisierte, sie diffamierte, verfolgte und umbrachte.
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