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Kultur

Songs gegen den Irrwitz: Das Musical „Der singende Sarg“

Montag, 9. Mai 2011 | Text: Jens Rosskothen | Bild: Probenfotos "Der singende Sarg"

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Am Anfang stand ein Traum. Renates Traum. Selbst Mitglied des Südstadtchors, verspürte Renate Lubowitzki irgendwann Anfang letzten Jahres das musikalische Verlangen, einmal in einem Musical mitzuwirken. Schnell fand sie unter den Chormitgliedern Gleichgesinnte. Doch wie das oft so ist, wenn Traum und Realität ein Tänzchen wagen, traten Tatsachen dem Traum zunächst erstmal kräftig auf die Füße…

Die Rechte für bekannte Musicals sind für unbekannte Ensembles nahezu unerreichbar. Also Tanzpartner gewechselt und selber Tatsachen geschaffen: „Wenn uns keiner lässt, müssen wir uns ein eigenes Musical schreiben!“
Schnell fanden sich 4 ambitionierte Köpfe und Seelen, die dieses Projekt in unterschiedlichen Funktionen in Angriff nahmen. Neben Renate Lubowitzki kletterten der Kantor der Lutherkirche, Thomas Frerichs (Musikalische Leitung), die Autorin Alida Pisu (Buch) und die Regisseurin Gaby Falk (Regie) ins nunmehr professionell gesteuerte Boot. Und noch bevor Handlung und Musik Form annahmen, stand schon der Titel fest. Thomas Frerichs taufte das Projekt zur allgemeinen Zufriedenheit auf den Namen „Der singende Sarg“.

Letztlich ist es der Name des Stücks, der mich an einem lauen Abend mit einem flauen Gefühl im Magen zum vereinbarten Interviewtermin mit der weiblichen Dreiviertelmehrheit der Musicalleitung fahren lässt. „Der lachende Sarg“. Das klingt für mich ein wenig wie „Humor trifft Kirche“, und da habe ich so meine Vorurteile.
Doch als ich mit Renate Lubowitzki, Alida Pisu und Gaby Falk ins Gespräch komme, verpuffen vorherige Assoziationen zusehends in der lauen Frühlingsluft. Das Stück handelt weder von Kirche, noch macht es den Tod zum zentralen Thema. Vielmehr geht es um den Wahnwitz scheinbarer Normalität und den potenzierten Irrsinn, der dahinter verborgen liegt. Bei der Trauerfeier für den überraschend verstorbenen Filmproduzenten Siegfried von D. treffen sich alle, die ihm nahe standen. Da brechen schwelende Konflikte aus, offenbaren sich menschliche Abgründe, und nicht nur das Bild des Verblichenen fällt noch im Nachhinein aus dem gesellschaftlich beruhigenden Rahmen.

 

Probenfoto „Der singende Sarg“

Raum genug also für hinreißend komische Szenen, die mit ihren Akteuren so manches Mal in die Absurdität menschlichen Miteinanders stolpern. Diese Akteure stammen zur Hälfte aus besagtem Südstadtchor. Die andere Hälfte fand sich bei einem eigens dafür veranstalteten Musical-Workshop. Hier brachten die Teilnehmer jeweils einen ihrer Lieblingssongs mit, und diese Lieblingssongs aus Pop und Jazz bilden nun auch das musikalische Fundament des Musicals.

16 Spielfreudige haben ihre Rollen in Improvisation selbst entwickelt, und Alida Pisu hat aus diesen Rollen eine Handlung geformt. Gaby Falk hat diese Form auf die Bühne gebracht und Thomas Frerichs die Musik für Bass, Schlagzeug, Keyboard, Saxophon, Klarinette und Stimme arrangiert. Über ein Jahr dauerte die professionelle Umsetzung, und, so sagen meine Interviewparterinnen, man könne nun schon fast ein Musical über die Entstehung des Musicals schreiben. Wir reden noch über Kunst und das Wagnis des Träumens im Allgemeinen, und das ursprünglich flaue Gefühl im Magen wird durch ein Kribbeln ersetzt, das ich immer dann bekomme, wenn Musik, Kreativität und Leidenschaft durch menschliches Miteinander aus einem Traum eine Realität formen.

 

„Mission in Musical“ nennt sich das Ensemble, angelehnt an den Film „Mission Impossible“. „Mission Possible“ würde ich sagen. Zumindest lasse ich mich gerne an einem der folgenden Termine davon überzeugen.

Premiere: 11.05.2011        19:30 (leider schon ausverkauft!)
12., 13. und 14.05.2011     19:30

Tickets: www.dersingendesarg.de

Eintritt: 15 Euro/12 Euro

Brunosaal
Klettenberggürtel 65
50939 Köln
                    

 

Text: Jens Rosskothen

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