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Kultur

„Sparkling“ – das Publikum mit Post-Punk direkt ansprechen

Montag, 13. Januar 2014 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

„minimalistic post punk. Klarer E-gitarren Sound ohne Schnörkel, endlose Soli oder Verzerrungen. Direkt, klar, präsent.“ So beschreibt die Newcomerband „Sparkling“ ihren Musikstil auf ihrer Facebookseite, über die sie ihre stetig wachsende Fangemeinde auf dem Laufenden hält. In ihren Songs behandeln die Musiker vor allem die Themen Umwelt, Politik und Alltag.

Ihr Name „Sparkling“, sagen sie, solle vor allem den aufgeweckten, frischen Sound ihrer Musik widerspiegeln, der zum Tanzen und Bewegen anrege. Zu der dreiköpfigen Band gehören die Brüder Leon und Levin Krasel und Luca Schüten. ?Leon ist 20 Jahre alt und spielt Schlagzeug. Neben der Musik studiert er VWL. Der 17-jährige Levin ist der Sänger der Band. Außerdem spielt er E-Gitarre. Luca ist 18 und seit einem Jahr dabei. Leon und Levin machen schon seit etwa sechs Jahren zusammen Musik.

Im vergangenen Jahr hatte die Band schon Auftritte bei der Festivalreihe der „c/o pop“ und in mehreren Kölner Clubs. Alle drei waren auf dem Humboldt-Gymnasium in Köln. Leon und Luca haben das Abitur schon gemacht, Levin ist dieses Jahr dran. Danach möchte auch er sich komplett auf die Musik konzentrieren. Sie seien keine Schulband gewesen, berichten sie, sondern hätten über einen gemeinsamen Freund zusammengefunden. Seit etwa einem Jahr proben die drei fast täglich in einem acht Quadratmeter großen Keller.

 

Wir besuchen sie in einem Studio, das sie über einen Freund nutzen können, um ihre neuen Songs „Hey You“, „What about You“ und „You are bored“ aufzunehmen. Die Aufnahmen sollen zu Demo-Zwecken dienen und werden anschließend auf ihrer Soundcloud-Seite hochgeladen.

„Wir verkaufen die Aufnahmen noch nicht. Erstmal sollen sich die Leute einen Eindruck von uns machen können. Die neuen Sachen werden noch fetziger!“, verspricht Luca. Fünf Tage haben sie sich im Studio Zeit genommen, um alles selbst einzustellen, zu experimentieren und aufzunehmen. Danach geben sie ihre Aufnahmen zur Postproduktion in professionelle Hände.

Hinter ihrem neuestes Musikideo zu dem Song „You and my mind“ steckte ein professionelles Team mit Kamera, Regie, Schnitt, Licht und Bildbearbeitung, um ihre Idee umzusetzen. Leon hatte die Produktionsfirma bei Dreharbeiten zu einem Film kennengelernt und sie für seine Jungs und ihre Musik begeistern können.

 

„In dem Song ‚You and my mind‘ geht es darum, wenn man etwas nicht mag und davon loskommen will, aber es nicht schafft, weil man davon trotzdem noch abhängig ist. Man braucht es doch immer wieder. Ein hin und her. So eine Art Hassliebe.“, erklären die drei die Idee hinter dem energiegeladenen Song. „I wanna shake you of / But you´re next to me / I try to run away / But you´re next to me / I try to hide from you / But you´re next to me” (Zu Deutsch: Ich will dich abschütteln, aber du bist neben mir. Ich versuche wegzurennen, aber du bist neben mir. Ich versuche mich vor dir zu verstecken, aber du bist neben mir).

Wie das gemeint sei? „Das kann bei unterschiedlichen Leuten in unterschiedlichen Situationen was anderes sein. Es kann bedeuten, von Freund oder Freundin loskommen zu wollen, sie aber trotzdem zu brauchen. Oder von der Arbeit genug haben, die man aber trotzdem machen muss, um Geld zu verdienen.“, erzählt Leon. „Es ist uns wichtig, dass jeder etwas damit anfangen kann. In dem Song geht es um den Konflikt und das Gefühl und nicht um etwas Konkretes“, ergänzt Luca.

Das Gefühl für die Texte bringen sie alle mit zur Probe. „Wir erzählen unsere Geschichten und Gefühle. Wenn wir alle zusammen einen neuen Song schreiben, überlegen wir vorher, was uns gerade beschäftigt. Was finden wir doof? Oder was finden wir gut?“ erzählt Levin. „Für den letzten Text haben wir drei Monate gebraucht. Manchmal entstehen an einem Tag auch nur ein oder zwei Sätze, weil uns die Texte sehr wichtig sind und wir viel Zeit investieren wollen“. Die Musik dazu entstehe meistens so, dass Levin mit einem Gitarren-Riff zur Probe kommt und sie dann übers „Jammen“ neue Ideen für Songs entwickeln.

Im Musikvideo zu „You and my mind“ verkörpern sie diese Thematik durch eine Schaufensterpuppe, die sie einem Rodenkirchener Puppenhändler abgekauft haben. Sie stelle eine Art viertes Mitglied der Band dar. „Das, was man mag oder was einen stört. Manchmal sind wir lieb zu der Puppe, manchmal wollen wir sie loswerden und zerschlagen sie. Und wenn wir sie aussetzen ist sie immer wieder da“, erklärt Leon. Auf ihrem YouTube-Kanal ist das Musikvideo zu sehen und wurde schon über 1.400 mal aufgerufen.

 

Levin singt ausschließlich auf Englisch. Das liegt vor allem daran, dass die Musiker selbst total auf britische Musik stehen, hat aber nach ihren Worten auch den Vorteil, international aufmerksam auf sich zu machen. Das haben sie im vergangenen Jahr auch schon erfahren: Im Sommer 2013 hatten sie zwölf Konzerte in London, im Herbst gleich noch mal sieben Stück. ?„Die Idee war, dass wir in London spielen wollten, weil es dort so eine große Musikszene gibt. Die haben eine wichtige Geschichte in der Rockmusik und wir wollten alle mal nach London. Dann haben wir einfach die Clubs angeschrieben und ihnen Hörproben geschickt“, erzählt Levin. Blind fuhren die Jungs mit dem Zug und ihren Instrumenten nach Camden, suchten sich ein Hostel, wohnten in 14er-Zimmern und tourten durch die Clubs.

„In den Clubs waren Promoter, die haben gefragt ob man am nächsten Tag oder eine Woche später in ihrem Club spielen möchte. Das passiert hier in Köln nicht so oft“, erzählt Leon. Ein Konzert spielten sie im „Hawley Arms Pub“. „Das ist der, wo Amy Winehouse auch oft aufgetreten ist und ihre Abstürze hatte“, sagt Leon lachend.

 

Außerdem sei ein Highlight das Konzert in der Eingangshalle des Natural History Museums im Rahmen einer einwöchigen Konzertreihe gewesen. „Die waren alle in Abendkleidern und Anzügen da… Wir nicht“, schmunzelt Leon. Vor ihnen haben mehrere Singer und Songwriter stimmungsvolle Gitarrenlieder zum Besten gegeben. „Und dann kamen wir, und auf einmal haben viele angefangen zu tanzen!“ erzählt Luca. „Das war super für uns, in London die Feuerprobe gehabt zu haben. Auch wegen der Texte. Die Leute haben die Texte verstanden und fanden sie super. Das war eine geniale Bestätigung.“, findet er. ?Ihre Texte seien provokant, und die Leute hätten sich sofort angesprochen gefühlt.

Bezahlt wurde die Band in London nicht immer, in den meisten Clubs gab es fürs Spielen aber Freibier. Selbst hören die Jungs die verschiedensten Musikrichtungen, unter anderem Rock und Hip-Hop. Im Punk-Bereich seien „The Gang of Four“ und die „Buzzcocks“ ihre Lieblingsgruppen. Vorbilder, an denen sie sich orientieren, haben sie allerdings nicht. Sie nehmen sich aus allem das Beste für ihre Musik heraus.

Ihre Ziele für 2014 seien vor allem ein Musikvideo zu dem Song „You are bored“ zu drehen und eine weitere London-Tour zu machen. Außerdem stehen einige Konzerte in Köln an. „Wir machen nichts anderes. Musik ist unser Leben“, sagt Luca.

 

 

Ihr nächstes Konzert findet am Mittwoch, den 15. Januar 2014, im Rahmen der „Cologne Music Week“ statt, die Newcomerbands präsentiert. In der Bar „Zum scheuen Reh“ (Hans-Böckler-Platz 2, 50672 Köln) spielen die drei Jungs ab 21 Uhr etwa eine Stunde lang fast alle ihrer Songs. Der Eintritt ist frei.
 

 

Die Autorin, Theresa Mainka, ist Kölnerin von Geburt und machte gerade ihr Abitur. Sie spielt Saxophon und interessiere sich für ferne Länder.

Text: Gastbeitrag

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