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Spaziergang mit Aussicht…

Donnerstag, 5. Juli 2012 | Text: Judith Levold | Bild: Karsten Schöne

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Nur eine Handvoll Leute, ein guter Guide und ein sonniger Spätnachmittag – optimal fand ich, um der Einladung von „Lobby für die Südstadt“ zu folgen und an der Begehung des Großmarktgeländes teilzunehmen. ESIE, also das Entwicklungskonzept Südliche Innenstadt Erweiterung, sollte bei diesem Gang näher erläutert bzw. greifbar werden. Macher des Planwerks, in dem bislang nur Nutzungsmöglichkeiten für das 100ha große Areal vom Rheinufer über die Dombrauereibrache und den Großmarkt hinweg bis zum Südstadion aufgezeigt werden, ist das Amt für Stadtentwicklung und Statistik. Schon mehrfach, im Vringstreff Anfang März und im Rodenkirchener Gymnasium am 19. März, stellte das Amt die städtischen Ideen für eine komplette Gebietsneuordnung und die Entwicklung eines Süd-Quartiers zwischen Südstadt, Bayenthal, Raderberg und Zollstock vor – Bürgerbeteiligung ausdrücklich erwünscht.

 

Für eben diese Gebietsneuordnung will die Stadt das Gesamtareal förmlich als Sanierungsgebiet festlegen lassen, denn das brächte mehrere Vorteile: Zum einen könnte die Verwaltung dann mittels eigener Genehmigungsrechte unerwünschte Entwicklungen in dem Areal zukünftig verhindern, zum anderen hätte sie als Fördergebietskulisse über die Bezirksregierung Zugang zu städtebaulichen Fördermitteln von Land und Bund.

 

Günter Wevering, maßgeblicher Planer aus dem Amt, führt uns – ein paar interessierte Bürger, zwei bis drei Journalisten und Karl Heinz Walter von der „Lobby für die Südstadt“ – über das weitläufige und am Vorabend sehr verlassen wirkende Großmarktgelände, das zusammen mit dem angrenzenden und nicht sichtbar ab-gegrenzten ehemaligen Güterbahnhof Bonntor insgesamt etwa 35 Hektar umfasst.

Wir starten an der Marktverwaltung und werfen kurz einen Blick in die denkmalgeschützte Markthalle, gebaut in den Jahren 1937-1940 . Sie wirkt zwar beeindruckend groß und morbid schön, aber den modernen Anforderungen an ein Frischezentrum für eine Millionenstadt scheint sie tatsächlich nicht mehr angepasst zu sein: extrem kleinteilig die Lager- und Verkaufsflächen, kleine und kleinste Gassen dazwischen, es wirkt ein bisschen „flickgeschustert“ und schon oft waren die Hygienezustände Gegenstand von Untersuchungen und Optimierungsbestreben. 2007 bereits beschloss daher der Kölner Rat die Verlegung und den Neubau des Großmarktes in Marsdorf.

Wir wandern zur so genannten Alten Versteigerungshalle im südlichen Großmarktbereich, parallel zur Marktstraße – das derzeit für Veranstaltungen genutzte Gebäude wird laut Verwaltungsplanungen erhalten bleiben, man könne es sich auch „als Teil einer Grundschulnutzung“ vorstellen, so Günter Wevering, der erklärt, dass hier die Parkstadt-Süd angedacht sei – ein Wohnkomplex mit beispielhaft klimaneutraler Bauweise, in toller Lage und mit Schule und KiTa gleich nebendran.

 

 

Überhaupt nimmt das Thema Wohnen in den Grundsatzüberlegungen zur Entwicklung des riesigen Areals einen großen Raum ein. Es war auch z.B. ein Schwerpunkt in den Anmerkungen der zuständigen Bezirksvertretung Rodenkirchen, die noch mehr als die bislang vorgesehenen 1500 Wohnungseinheiten forderte. Zu beiden Seiten des etwa mittig vom Gesamtquartier zu platzierenden vollendeten inneren Grüngürtels wird es laut Nutzungsplan der Stadt also Wohnungen geben. Und dort, wo der heutige Grund in städtischem Eigentum liegt, auch zu 35% mit öffentlich gefördertem Wohnungsbau, denn dazu gibt es ältere Ratsbeschlüsse.

 

Der kleine Platz neben der Alten Versteigerungshalle samt Kastanie scheint den Planern auch erhaltenswert, überdies natürlich Baudenkmäler wie der Hochbunker oder die Reste eines Forts aus dem preußischen Befestigungswall, die unter dem Recyclingunternehmen Balthasar an der Bonner Straße ein Stück weiter nördlich vermutet werden.

 

Dass Wohnraumschaffung für das Gebiet von zentraler Bedeutung ist, illustriert Wevering mit ein paar Zahlen: in dem 100ha großen Areal leben insgesamt nur 1700 Menschen, fast alle zwischen Bonner und Koblenzer Straße. Demgegenüber leben nördlich der Eisenbahnstrecke, in der extrem verdichteten Neustadt-Süd, auf der gleichen Fläche 13.500 Menschen – es gibt also einen Bedarf an der Entwicklung innerstädtischer -wir befinden uns hier gerade mal 2,4 km vom Neumarkt entfernt- Wohngebiete.

Weiter wandern wir, immer neben der Marktstraße/Bischofsweg her, vorbei an Rampen, alten Flachbauten, versteckten Rosen- und Weingärtchen. An der Ecke zur Marktlagerstraße Mitte biegen wir rechts ab, eine vor Jahren ausgebrannte Lagerhalle im Blick, um uns über Gassen hinweg, in denen ehemals Gleise lagen, Richtung Norden zu bewegen, auf das Gelände des Ex-Güterbahnhofs Bonntor zu. Hier führt uns Günter Wevering auf eine Art „Terrasse“, wie er es nennt. Und hier hat man einen ganz unbekannten Blick über freies Feld und die Bahnstrecke hinweg auf die Häuser des Bonner Wall und das alte Elektrizitätswerk am Zugweg. Dass hier so freies Feld liegt, hat damit zu tun, sagt Günter Wevering, dass der Eigentümer Aurelis, früher Bahntochter, jetzt HochTief zugehörig, „die Bebauung bereits niedergelegt“, also abgerissen hat.

 

 

Günter Wevering spricht die Sprache von Planern und Behörden, geht aber kompetent und bereitwillig auf jede Zwischenfrage ein und erklärt sehr anschaulich, so dass wohl jedem langsam das gigantische Ausmaß dieses Dekaden-Projektes dämmern müsste – allein auf dem Großmarktgelände müssen 600.000 Kubikmeter umbauter Raum, also Gebäude, letztlich abgerissen werden. Auch interessante Randnotizen hat der Planer auf Lager. „18 Schreiben, also Eingaben“ habe es beim ersten Schritt der Bürgerbeteiligung zu ESIE gegeben, alle samt jeweiliger Stellungnahme der Verwaltung auf der Homepage der Stadt Köln zu finden.

 

Eingabe Nr. 1 zum Beispiel kommt vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Niederlassung Köln. Der BLB ist Eigentümer des Geländes der ehemaligen Dom-Brauerei und bemängelt die laut Planwerk zu breite Auslegung des vorgesehenen Grüngürtelstücks auf der Fläche an der Alteburger Straße. Und regt zugleich an, dort ein neues Justizzentrum zu bauen! Damit meldet er für das Areal Landesbedarf an – der Neubau des Ingenieurwissenschaftlichen Zentrums der FH dortselbst scheiterte im vergangenen Jahr. Doch es gibt ja bereits ein großes Justizzentrum, wenn auch sanierungsbedürftig, an der Luxemburger Straße. Warum also etwas Neues bauen, ist das nachhaltig? Wer bezahlt denn das? Die neue Landesregierung will doch ausdrücklich sparen? Und wer soll denn dann das Alte nachnutzen? Diese Fragen darf man sichals kritischer Steuerzahler durchaus stellen.

Sanierungsgebiet. Grafik: Stadt Köln

 

Aber zurück zum Großmarkt, wo uns Günter Wevering mitteilt, dass die Stadt bzw. ihr Liegenschaftsamt schon erste Kontakte zum Eigentümer des ehemaligen Güterbahnhofs aufgenommen habe. Ziel sei,  dieses Gebiet möglicherweise zu erwerben, denn : je mehr Teilflächen des großen ESIE-Gebietes in städtischem Besitz seien, desto weniger kompliziert gestalte sich die weitere Planung.

 

Zum Thema Bürgerbeteiligung stellt Wevering Planungswerkstätten ähnlich wie im Zusammenhang mit dem Heliosgelände in Ehrenfeld in Aussicht – das sei erwartbar und damit ein Mitwirken von Bürgern schon bei der Gestaltung von Auslobungstexten für Ausschreibungen möglich. Und sollte das Gebiet förmlich als Sanierungsgebiet festgelegt werden, worüber der Rat nach Vorberatung in den Fachausschüssen noch in diesem Jahr entscheiden werde, so gebe es weitere Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung.

 

Denn anschließend müsse die Verwaltung ja eine weitere Vorgabe nach Sanierungssatzung erstellen und im später zu gründenden Sanierungsbeirat wären dann auch Beiratsmitglieder aus der Bürgerschaft. Das hört sich nach viel Arbeit an, das Ganze, denke ich im Stillen. Nicht nur für die Macher eines neuen Quartiers, sondern auch für entschlossene Mit-Macher aus den Reihen interessierter Bürger.

 

Text: Judith Levold

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