Spielen von Aachen bis Zwickau – Der Spielplatzcheck #3
Montag, 25. Juni 2012 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhardt
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Nicht nur die „Spieleprofis“ bewegt der Zustand unserer Spielplätze. Während die Gruppe die heimischen Plätze unter die Lupe nimmt, bietet die Internetseite Spielplatztreff.de einen überregionalen Austausch über dieses Thema, auf dem alsbald auch die Fachmeinung der Experten vom Bauspielplatz ergänzt wird.
Hinter zahlreichen Bewertungsportalen im Internet stehen finanzielle Interessen. Reiseveranstalter lassen ihre Unterkünfte loben, Firmen ihre Produkte, und auch der nahezu konkurrenzlose Onlineversandhandel bezahlt für positive Kritiken.
Ganz anders Spielplatztreff.de – die kostenlose Bewertungsplattform bietet die Möglichkeit, von Aachen bis Zwickau Spielplätze zu finden und selbst zu bewerten. Die Punkteskala reicht von einem bis fünf Punkten, von „mies“ bis „Wahnsinn“, und wird naturgemäß genauer, je mehr sich Nutzer sich an den Bewertungen beteiligen. Zudem bietet der Blog ausführliche Artikel über Spielplatzprojekte und Initiativen sowie Interviews mit Fachleuten wie Spielplatzdesigner Günter Beltzig über anregende Spielplatzgestaltung, oder Reiner Deimel vom Fachverband für handlungsorientierte Pädagogik, über die Wichtigkeit von Abenteuerspielplätzen und andere Gastbeiträge.
Die Kölner Bettina und Markus Schilling entwickelten die Seite aus einem eigenen Bedürfnis heraus.
Meine Südstadt: Frau Schiling, was gab den Anlass zum Entstehen der Plattform?
Bettina Schilling: „Spielplatztreff.de“ gibt es, weil mein Mann und ich selbst vor einigen Jahren zum ersten Mal auf der Suche nach geeigneten Spielplätzen für unseren Sohn waren. Uns überraschte damals sehr, dass es so etwas wie „Spielplatztreff.de“ noch nicht gab, also haben wir das selbst in die Hand genommen. Wir kommen beide aus dem Internetbereich. Ich bin Online-Konzeptionerin und mein Mann Programmierer. Das hat einfach gepasst.
Die Seite feierte im April ihr dreijähriges Bestehen – wie hat sie sich in der Zeit entwickelt?
Oh, seitdem ist sehr viel passiert. Zunächst einmal haben in den letzten drei Jahren sehr viele User Spielplätze eingetragen, in Köln alleine über 150 Spielplätze! Besonders toll finde ich, dass sich die meisten Leute bei der Beschreibung der Spielplätze wirklich extrem viel Mühe geben und oft schöne Fotos machen. Wir haben natürlich stets unsere Plattform weiterentwickelt und dabei auch das Feedback unserer User berücksichtigt. Seit neuestem gibts „Spielplatztreff.de“ jetzt übrigens auch als iPhone App.
Wie finanziert sich die Seite?
Derzeit ausschließlich über Werbeeinnahmen. Für die Zukunft haben wir einige Ideen für die Refinanzierung. Aber für die User ist und bleibt unser Angebot kostenlos. Uns ist es wichtig, dass wir eine Plattform aufbauen, die qualitativ hochwertige Informationen bietet. Denn nur so haben Eltern auch wirklich etwas davon und nur so können sie einen passenden Spielplatz für ihre Kinder finden. Deshalb freuen wir uns über jeden neuen Spielplatz-Eintrag mit Fotos, Beschreibung und Bewertung.
Die Blogeinträge gehen weit über eine subjektive Bewertung hinaus und enthalten Interviews mit Fachleuten und Gastbeiträge und vieles mehr. Wie stark ist dieser Teil der Seite verbreitet, wie viele Nutzer erreicht der Teil der Seite im Schnitt?
Unseren Spielplatztreff-Blog habe ich ins Leben gerufen, weil ich gemerkt habe, wie unglaublich viel ich durch meine Arbeit bei „Spielplatztreff.de“, durch die vielen Gespräche mit den Fachexperten und Verantwortlichen, aber auch in Gesprächen mit Eltern oder Spielplatzpaten über das Thema Spielen bzw. Spielplätze erfahre. Ich glaube, als Pädagogin ist es mir ein innerstes Bedürfnis, mein Wissen weiterzugeben, Sinnvolles zu tun. Da ist der Blog eine schöne Möglichkeit. Die Massen erreichen wir damit noch nicht. Aber wir haben die Userzahlen allein im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelt. So kann und wird es weitergehen. Davon bin ich fest überzeugt.
Gibt es spürbare Auswirkungen auf Bewertungen oder Blogeinträge? Gab es Reaktionen von Seiten der Städte?
Tatsächlich merken wir in diesem Jahr bundesweit ein deutlich gestiegenes Interesse der Spielplatz-Verantwortlichen an unserer Plattform. Immer mehr Verwaltungen merken, dass sich Eltern heute moderne, zeitgemäße und qualitativ hochwertige Informationen zu den Spielplätzen wünschen. Deshalb nutzen zunehmend Städte und Kommunen unsere Plattform, um ihr Spielplatzangebot online zu präsentieren und damit ihren Spielplatz-Infoservice im Internet zu optimieren. Das freut uns natürlich. Denn je mehr Leute sich daran beteiligen, Spielraum sichtbar zu machen, desto mehr profitieren die Eltern und Kinder von unserer Idee. Köln ist übrigens als Kooperationspartner schon dabei und hat eine kleine Auswahl an Spielplätzen auf „spielplatztreff“ eingestellt.
Sand, Schaukel, Rutsche machen noch keinen anregenden Spielplatz aus – was müsste in Ihren Augen ein Spielplatz bieten, um mit fünf Punkten bewertet zu werden?
Zunächst einmal bin ich fest davon überzeugt, dass es nicht DEN perfekten Spielplatz gibt. Je nachdem, welche Bedürfnisse mein Kind mitbringt, muss ein Spielplatz anders gestaltet sein. Prinzipiell finde ich aber wichtig, dass ein Spielplatz zum Verweilen und kreativen Spielen einlädt. Ältere Kinder sollten möglichst vielfältige Bewegungsanregungen vorfinden, die jüngsten Kinder brauchen überschaubare Spielräume und ausreichend Schatten. Aber auch die Sauberkeit eines Spielplatzes, der Zustand der Geräte und die Lage sagen etwas über die Qualität eines Spielplatzes aus.
Was würde auf Ihrer Wunschliste für Kölner Spielplätze ganz oben stehen?
Ich würde mir für Köln definitiv mehr Spielplätze wünschen, die auch für Kinder ab fünf Jahren noch genügend Kletterherausforderungen bieten. Oft werden wir hier leider bedient mit der Standardausstattung in Standardbauweise: Wippe, Rutsche, Schaukel. Da wird nicht nur meinem Sohn schnell langweilig. Wasserspielplätze kann es nie genug geben. Ich bin zuversichtlich, dass sich da in den nächsten Jahren etwas tut. Denn die Stadt Köln hat in ihrer Spielplatzbedarfsplanung von 2011 nur 11 der über 600 Kölner Spielplätze mit sehr gut bewertet und sieht eine große Anzahl von Spielplätzen mehr oder minder als verbesserungsbedürftig an. Das ist ein Anfang!
Wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Interview mit Bettina Schilling führte Nora Koldehoff.
Der Spielplatz an der Eiche macht Spaß. Schaukeln, matschen und ballspielen ist möglich. Hier stehen alte Bäume und es gibt Wälle, auch um sich zu verstecken oder eigene Spiele zu spielen. Besonders die Reifenschaukel und die Kletterspinne wurden von den Spieleprofis besonders getestet. Als nicht so gut empfanden die Spieleprofis, dass in unmittelbarer Nähe zu dem Schaukelrondell Spielhäuschen für Kleinkinder sind, da ist die Gefahr sehr hoch, dass ein Kleinkind in eine Schaukel laufen könnte. Der Fuß- und Basketballplatz ist auch für ältere Kinder ideal.
Insgesamt bekommt dieser Spielplatz eine Note 1, denn er macht kleinen und großen Kindern wirklich Spaß.
Die Spieleprofis treffen sich immer montags ab 15:30 Uhr im Bauspielplatz am Friedenspark unter der Leitung von Marietheres Waschk. Kinder, die mitmachen möchten, sind herzlich willkommen.
Marietheres Waschk und die „Spieleprofis“.
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